Guide Beaujolais Teil II

Noch mehr Preis-Spass- Knüller

Degustation & Text: Rolf Bichsel, Foto: VINUM

Schon lange hat kein Artikel so viele positive Reaktionen ausgelöst wie unser Beaujolais-Beitrag inklusive Weinguide der schönsten Crus. (Danke, Freunde, selbst verfilzte alte Kater schnurren bei ein paar Streicheleinheiten.) Natürlich liegt das nicht am Schreiber (bleiben wir realistisch), sondern am Inhalt. Ich bin einfach überzeugt davon, dass Wettkampfweine endgültig ausgeläutet haben. Wir Weinfreunde wollen wieder trinken, was das Zeug hält, wollen das auf die Zunge kriegen, was sich echt hinter dem ominösen Wort Terroir verbirgt: Frische, Fruchtigkeit, Saftigkeit, Harmonie. Wir wollen gemeinsam mit der besseren Hälfte eine Flasche leer machen können, gemütlich und gemächlich, ohne an Alkohol und ungehobeltem Tannin zu ersticken. Wir haben den Keller voll von Weinen, die wir erst im nächsten Leben geniessen können. Wir haben die Eichenwälder in unseren Eingeweiden satt und lechzen nach Alternativen, ohne auf Rosé und Weiss umsatteln zu müssen. Wir möchten uns lieber jeden Tag eine gute Flasche leisten als alle drei Monate eine Wertanlage. Wein ist keine Lebensversicherung, weil er an Wert gewinnt, solange man ihn liegen lässt. Er ist ein Tröster, der uns den grauen Alltag versüsst und farbige Momente noch bunter macht.

Beaujolais gehört endlich wieder zu diesen Alternativen. Da ist einmal sein Preis: Nicht nur die Crus – Brouilly, Côte de Brouilly, Chénas, Chiroubles, Fleurie, Juliénas, Morgon, Moulin à Vent, Regnié und Saint-Amour – gehören (wieder) zu den besten Weinlagen der Welt. Sie kosten selten mehr als 15 Euro die Flasche und meist sogar weniger. Auf den vielfältigen, kargen Böden der Beaujolais-Berge, meist in Hang-, manchmal regelrecht in Steillage, findet die Sorte Gamay Bedingungen vor wie nirgendwo sonst und ergibt insbesondere in den Crus umwerfend knackige, saftige, trinkige, echte Terroirweine. Sie machen jung getrunken Spass und reifen, sollten sie mal im Keller vergessen werden, dennoch ausgezeichnet. Man kann sie leicht gekühlt geniessen (14 Grad), begleitet von ein paar Rädchen Trockenwurst, oder bei «Zimmertemperatur» (16 Grad) zu allen möglichen Speisen. Wie sagte doch Paul Bocuse, der legendäre Küchenmeister, selber ein grosser Beaujolais-Fan, so treffend: «Beaujolais ist der beste Wein für neue Küche, weil man sich beim Kochen nicht den Kopf darüber zerbrechen muss, ob der Wein mit den Zutaten fertig wird oder nicht.»

Noch aus einem anderen Grund freuen mich die enthusiastischen Kommentare zu unserem Artikel: Sie belegen, dass man der Region den Fehltritt hin zum Massenprodukt Beaujolais Nouveau vergeben hat. Die Weinfreunde nehmen die Renaissance des Beaujolais mit offenen Armen entgegen. Jetzt liegt es am Handel, sie ausgiebig damit zu versorgen. Auch dieser zweite Teil unseres Guides ist voller preiswerter Trouvaillen.

Die Verkostung

Rolf Bichsel verkostete die Weine mit dem Dachverband des Beaujolais vor Ort. Insgesamt 50 Betriebe reichten ihre Muster ein. Teil I des Weinguides finden Sie hier. Zur gesamten Beaujolais-Verkostung gelangen Sie hier.

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