Lang lebe die Anima Vulcanica

Guide Weisswein aus Kampanien

Degustation: Harald Scholl, Text: Harald Scholl

Die Geschichte des Weinbaus in Kampanien reicht lange zurück: Etrusker und Griechen kultivierten erste Reben, später schätzten die Römer den Caecuber, Falerner oder Surrentiner. Im 16. Jahrhundert zählten die Weine aus dem Königreich Neapel gar zu den besten Italiens.

Eines der renommiertesten Gebiete ist die Irpinia: In den Hügeln der Provinz Avellino im kampanischen Inland keltern Weinbauern auf vulkanischen Böden Rot- und Weissweine, die mit zum Besten gehören, was Süditalien zu bieten hat. Die Anbaugebiete der drei DOCGs der Irpinia, Taurasi für Rotwein aus der Aglianico- Traube und die weissen Greco di Tufo und Fiano di Avellino, sind für ihr eigenständiges Terroir bekannt: Die Böden sind lehmig-kalkhaltig und durch Schichten von Asche und Lavaresten geprägt. Ideal für den Weinbau sind ebenfalls die grossen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht und die gute Durchlüftung der Reben; weisse Trauben wachsen bis auf 800 Meter Meereshöhe. Jeweils rund 800 Hektar sind in der Provinz Avellino mit Fiano beziehungsweise Greco Bianco bestockt, der Basis von Fiano di Avellino DOCG beziehungsweise Greco di Tufo DOCG: Aufgrund der Vielschichtigkeit ihrer Aromen, ihrer Finesse und Eleganz gelten sie als die Aushängeschilder unter den Weissweinen Süditaliens. Viele der Winzer der Provinz Avellino keltern beide Weine. Die spätreifende Greco Bianco ist allerdings schwieriger zu kultivieren als die Fiano, ein «Hans Dampf in allen Gassen», die auch in anderen Zonen der Region solide Ergebnisse bringt. Die kompakte Greco-Traube ist anfälliger für Krankheiten und Fäulnis, findet aber gerade in den gut ventilierten Hügeln rund um Tufo in Meereshöhen bis 700 Meter ideales Terroir vor.

Das persönliche Statement des Verkosters

«Die Weine sind jung ein feinfruchtiger Genuss, gewinnen aber durch Kellerreife an Komplexität.»

Christian Eder VINUM-Autor

Dass Süditalien als Heimat mineralischer Weissweine gilt, ist nicht erst seit dem Boom des Ätna allgemein bekannt. Auch am Vulture in der Basilikata und ganz besonders in Kampanien gedeihen weisse Rebsorten hervorragend. Seit Jahren ist die Provinz Avellino, östlich von Neapel, ein Hotspot der kampanischen Weissweinproduktion.

Zwei der vier DOCG-Gebiete der Region sind Bianchi gewidmet: Die Rebsorte Fiano ist im Fiano di Avellino DOCG ein perfekter Interpret der Böden und sehr empfindlich auf vulkanische Einflüsse, die sich in einer signifikanten Mineralität ausdrücken. Sind die Weine in der Jugend frisch-fruchtig, gewinnen sie mit der Reife an Komplexität und erinnern sogar an Riesling. Dem steht der Greco Bianco, die Basis des Greco di Tufo DOCG, kaum nach. In einer Handvoll Gemeinden rund um den Ort Tufo profitiert er nicht nur von den vulkanischen Böden, sondern gleichwohl von den reichen Schwefeladern.

Von anderen weissen Sorten Kampaniens heben sich Greco-di-Tufo-Weine durch ihre Würzigkeit und ihren Charakter und Fianodi- Avellino-Weine durch ihre Mineralität und Finesse ab. Beide sind jung ein feinfruchtiger Genuss, gewinnen aber durch die Kellerreife an Komplexität. Das demonstrieren Winzer wie Di Meo, die ihren Fiano di Avellino DOCG oder Greco di Tufo DOCG zum Teil erst nach mehr als zehn Jahren auf den Markt bringen. Unter den verkosteten Jahrgängen überzeugt der elegante 2018, aus dem neuen Jahrgang 2019 sind bislang vor allem junge, frische Fiano auf den Markt gekommen, welche die Qualität aufzeigen. Der trockene, warme Jahrgang 2017 ist hingegen bei Greco di Tufo gelungen: keine Gefahr von zu viel Feuchtigkeit für die kompakte und fäulnisempfindliche Traube.

Die Verkostung

Bedingt durch die derzeitig herrschenden Reisebeschränkungen in ganz Europa konnte Christian Eder die Weine nicht vor Ort in Kampanien verkosten, sondern musste sie sich vom Konsortium Irpinia in seinen Home-Tasting-Room senden lassen. Anfang April ging die Degustation als Blindprobe dort über die Bühne. Eder verkostete Weine von den Jahrgängen zwischen 2007 und 2019.

RangBeschreibung
1
17,5/ 20
Punkte
Kampanien
Di Meo
2
17,5/ 20
Punkte
Kampanien
Mastroberardino
3
18,0/ 20
Punkte
Kampanien
Mastroberardino

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