Freakstoff und Crowdpleaser

Für eine Gemeinde mit 1200 Einwohnern ist Rueda weltberühmt. Das liegt natürlich an der nach ihr benannten Denominación de Origen (DO). Berühmt ist das zwischen Ribera del Duero und Toro liegende Gebiet vor allem, weil die Qualitätsexplosion in den 1970er hier damit einherging, dass viele Trauben der Sorte Verdejo in den frühen Morgenstunden oder sogar nachts gelesen wurden, um die Frische zu erhalten. Die Trauben wachsen in Höhen von 600 bis 800 Metern auf kieshaltigen Böden, wobei die besseren Lagen sich oftmals näher amFluss Duero befinden.

Die neuen Weissen aus Spanien setzten zu einem kleinen Siegeszug an. Viele wollten sie probieren; prompt kamen Investoren in die Region. Wie ist die Situation heute, Jahre nach der Goldgräberzeit? Nun, es sind nicht viele Weine in dieser Liste. Probiert haben wir deutlich mehr. Der Grund ist einfach und unerfreulich: Viel ist auf dem Markt, was den Kauf nicht lohnt. Um es noch deutlicher zusagen: Das meiste liegt unter zehn Euro, und fast alles, was weniger als zehn Euro kostet, ist belanglos. Eine Ausnahme ist Telmo Rodriguez’ Megaseller Basa, ein Mainstream-Crowdpleaser mit seriösem Anstrich. Dass der berühmte Weinmacher auch in Rueda Spitzenqualität erzeugt, zeigt er mit El Transistor. Verdejo und Sauvignon Blanc geben den Ton an, wobei der autochthone Verdejo die spannenderen und eigenständigeren Weine hervorbringt. Besonders bei alten Reben beeindruckt die mineralische Struktur. Erfreulich: Die Zeiten sind fast vorbei, in denen zwanghaft versucht wurde, Verdejo mit neuem Holz zum internationalen Star zu pimpen. Andere Wege geht die biologisch arbeitende und erst 2005 gegründete Bodega Menade: ohne Schwefel (Nosso) oder zum Teil in der Amphore ausgebaut (Las Misión) – auch die Tradition eines Weines im Sherry-Stil pflegt man – mit beachtlichem Erfolg.