Das Beste vom Markt: Shiraz vom Kap – auf zum grossen Wein?

Zwischen Eleganz und Opulenz

Degustation & Text: Carsten Henn, Fotos: VINUM

Robbie Williams dachte einst, er würde in den USA zum Weltstar werden. Es kam anders. In der Weinwelt gibt es ähnliche unerfüllte Hoffnungen: Vor etlichen Jahren galt Pinotage noch als die grosse, rote Verheissung Südafrikas. Doch die Neuzüchtung der Universität Stellenbosch aus Pinot Noir und Cinsault setzte nie zur Welteroberung an, genauso wenig später die Cape Blends, bei denen diese Sorte die Hauptrolle spielte. Von den Global Playern unter den Rebsorten führt derzeit Cabernet Sauvignon vom Kap, dicht gefolgt von Shiraz – beide deutlich vor Pinotage. Südafrika wird stilistisch zwischen Europa und der Neuen Welt gesehen, und damit, obwohl das (zu) stark vereinfacht ist, zwischen Feinheit und Eleganz auf der einen Seite sowie Fülle und Fruchtopulenz auf der anderen. Gerade bei Shiraz ist das eine essenzielle Entscheidung: Blickt man Richtung nördliche Rhône oder nach Australien? Beide Stile finden sich in Südafrika, aber nach unserer Probe kann man sagen: Nahezu alles, was qualitativ gut und etwas teurer ist, präferiert Eleganz. Im Preisbereich bis 10 Euro pro Flasche kann man dagegen schon mal Marmelade im Glas wiederfinden, wobei selbst hier Frische und Struktur immer häufiger über Molligkeit siegen.

Die meisten Weine der Probe stammten aus Stellenbosch, der grössten Weinbauregion Südafrikas. Mit dem «393» von De Trafford steht an der Spitze auch ein Wein aus diesem Gebiet, wobei das Weingut von David Trafford auf der Farm Mont Fleur zwischen den Stellenboschbergen und den Helderbergen auf 380 Metern Meereshöhe liegt. Aber mit Mullineux Family Wines aus Swartland und Luddite aus Overberg beweisen auch Weingüter aus anderen Regionen, dass sie dem Flaggschiff-Gebiet in nichts nachstehen. Überhaupt lohnt der Blick in weniger bekannte Gebiete sehr. Preislich fliesst zwischen 13  und 15 Euro schon richtig Gutes ins Glas. Später Weltstarruhm ist für Shiraz vom Kap also nicht ausgeschlossen.

Die Verkostung

Alle Muster werden verdeckt verkostet und stammen von Händlern, die dem VINUM-Wine-TradeClub angehören. Sie werden über Marktschau-Verkostungen laufend informiert. In der Ausgabe 6/2020 verkosten wir «Vin de Pays aus Frankreich über 15 Franken».

Die gesamten Verkostung finden Sie auch in unserer Weinsuche. Bitte geben Sie in das Suchfeld Degustation ein: «Marktschau: Syrah aus Südafrika».

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