Das Beste vom Markt: Sherry in allen Variationen
Grandiose Salzigkeit & begeisternde Nussaromen
Degustation & Text: Carsten Henn, Foto: VINUM
Als ein Weinhändler dem 14. Earl of Derby von seinem Sherry vorschwärmte und prahlte, davon könne man ein Oxhoft trinken (ein altes Volumenmass, 148 bis 288 Liter), antwortete der Earl: « Mein Herr, ich habe Ihren Sherry versucht und ziehe die Gicht vor! » In einigen deutschen Restaurants kann man den Eindruck bekommen, die Gastronomen nehmen die Gicht bei ihren Gästen gerne in Kauf. Denn Sherry ist auf vielen Weinkarten weiterhin ein Exot, dabei ist er nicht nur ein grossartiger Aperitif, sondern auch ein genialer Essensbegleiter. Woran also liegt es? Am einzigartigen Geschmack? Einige Sherrys weisen oxidative Noten auf, andere punkten mit Salzigkeit. Sind das nicht Aspekte, die gerade absolut im Trend liegen? Vielleicht ist der Grund in der Komplexität zu finden: Fino, Palo Cortado, Amontillado, Manzanilla, Cream, Medium oder Pedro Ximenez – wer soll und wer will sich das merken? Doch die Mühe lohnt! Vielleicht ist Sherry aber auch das Getränk, das in Deutschland am häufigsten mit falscher Temperatur serviert wird. Fino und Manzanilla sollte man beispielsweise kühl mit 5 is 7 Grad trinken, die anderen Sherrys in verschiedenen Bereichen von 10 bis 16 Grad. Zudem scheint die falsche Annahme vorzuherrschen, geöffnete Sherrys würden nicht an Qualität verlieren. Dabei sind Finos und Manzanillas, die beide nicht oxidativ hergestellt werden, nach einer Woche durch. Andere Sherrys nach spätestens zwei Monaten. In einigen Restaurants stehen die halb leeren Flaschen aber neben den Whiskys und Obstbränden ewig herum. Da wird Weingenuss dann zur Leichenschänderei.
Die Verkostung
Alle Muster werden verdeckt verkostet und stammen von Händlern, die dem VINUM WineTradeClub angehören und über Marktschau-Verkostungen informiert werden. Infos zum Club finden Sie hier. Die Resultate der gesamten Verkostung sind hier aufgelistet. Das Stichwort für die Suche lautet « Marktschau: Sherry».