Das Beste vom Markt: Crus aus dem Languedoc
Das Languedoc: Hotspot für Best Buys
Degustation und Text: Carsten Henn, Foto: gettyimages.ch / AIMSTOCK
Bei Cru denkt man an Grand Cru und Premier Cru, an das Burgund und das Bordelais – nicht ans Languedoc. Doch auch hier sind Crus ausgerufen worden, nur gehört hat es in der weiten Weinwelt kaum jemand. Was bieten die Crus – und was andere Spitzenweine der Region?
Wörtlich bedeutet «Cru» nichts anderes als «Gewächs», und Gewächse, dachte man sich im Languedoc vermutlich, haben wir zuhauf. Fünf AOCs erklärte das CIVL (Conseil Interprofessionnel des Vins du Languedoc) zu Crus: Corbières Boutenac, Minervois La Livinière, Terrasses du Larzac, Pic Saint Loup, La Clape. Auf den Flaschen sucht man einen Hinweis dazu allerdings vergeblich, die Information kursiert, dass die «Crus du Languedoc» nun unter «Terroirs d’Ambition» firmieren (und Faugères, Saint-Chinian Berlou sowie Saint-Chinian Roquebrun dazukamen, andere dafür rausflogen). Work in Progress!
Vor Jahren war Languedoc der angesagte Trend, viele Appellationen wurden wiederent-deckt und gefeiert. Quasi wöchentlich wurde über einen neuen Winzer-Star des riesigen Weinbaugebiets berichtet, und das unfassbar gute Preis-Genuss-Verhältnis hervorgeho-ben. Der ganz grosse Hype ist vorbei, mancher Weinhändler hat sich in der Hausse den Keller mit den angesagten Buddeln vollgemacht und sitzt jetzt in der Baisse, wo der Markt nach leichten Rotweinen verlangt, auf den Schätzen. Für uns Geniesser hat das etwas Gutes: Wir bekommen fein gereifte Languedoc-Stars zu sehr fairen Preisen! Auch aus aktuellen Jahrgängen gibt es sie noch, die reif-würzigen Wuchtbrummen, Weine mit leckerer Fruchtsüsse und so viel Alkohol, dass man nur wenige Gläser braucht, um schmutzige Lieder zu singen. 15 Volumenprozent Alkohol? Kein Problem. Aber oftmals: perfekt verpackt! Auch im Languedoc versuchen einige Winzer, den Weinen mehr Frische und Säure zu verleihen, die Frucht nicht mit Holz zu übertönen und den Alkohol im Zaum zu halten. Und selbst wenn heute andere Regionen mehr angesagt sind, das Languedoc ist weiterhin ein Hot Spot für Best Buys – sogar im weltweiten Vergleich.
Terroir und Böden
Im Languedoc bei Narbonne wachsen die Reben zehn Meter über Meer, bis in Höhen von 500 Metern in den Höhenlagen der Cévennen. Die Böden bestehen meist aus Kalk und Lehm (Corbières), manchmal aber auch aus rötlichem Sandstein (La Clape), Kies, Mergel, Vulkangestein oder Schiefer (Minervois). Auch im heissen Sommer sorgen thermische Winde wie der Tramontana regelmässig für Abkühlung. Heimische Sorten wie Carignan, Grenache, Cinsault, Mourvèdre oder Syrah sind bestens an dieses Terroir adaptiert.
Zahlen und Fakten
Rund 200 000 Hektar sind im Languedoc mit Reben bestockt. Während unter der Bezeichnung «IGP Pays d’Oc» hier vor allem Weine aus internationalen Sorten gekeltert werden, sind die sogenannten AOC- oder AOP-Weine, die wir in dieser Verkostung unter die Lupe nehmen, den alteingesessenen Sorten wie Carignan, Grenache, Mourvèdre oder Syrah vorbehalten. Die als AOC zertifizierte Fläche im Languedoc liegt bei rund 40 000 Hektar, aufgeteilt in 36 verschiedene kontrollierte Ursprungsbezeichnungen.