Weinrekorde – die Superlative

Alt, teuer und kurios

Text: Rudolf Knoll

  • Die stattlichste Sammlung Grossflaschen hat zweifellos das «Arlberg Hospiz Hotel» in St. Christoph in Tirol.

Wein hat Rekorde und Superlative unterschiedlichster Art zu bieten. Die verrückteste Weinsammlung Deutschlands hatten wir bereits. Aber es gibt daneben noch jede Menge anderer Überraschungen, nicht nur in Deutschland, sondern welt-weit. Was sind die ältesten und teuersten Weine der Welt, die grössten Betriebe, die Güter mit der längsten Geschichte? Wo befinden sich die ungewöhnlichsten Weinkeller und -flaschen sowie der älteste noch richtig traubentragende Weingarten der Welt?

Der älteste Wein der Welt…

…ist nicht mehr trinkbar. Er befindet sich in einer etwa 30 cm hohen Delphin-Henkelflasche aus dem Jahr 300 n.Chr., zu sehen im Weinbaumuseum innerhalb des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. Unter einer dicken Harz-Öl-Schicht ist noch etwas Flüssigkeit. Gefunden wurde die Flasche 1868 bei Ausgrabungen in Speyer. Der älteste vielleicht noch trinkbare Flaschenwein liegt im Keller des Würzburger Bürgerspitals und stammt aus dem heissen Jahrhundertjahrgang 1540. Als eine zweite Flasche des Steinweines 1961 bei einer Raritätenprobe in London verkostet wurde, war der erste Eindruck noch gut, aber der Lufteinfluss liess schnell den Eindruck von Petroleum und Essig aufkommen. Vermutlich befindet sich ein Sortengemisch in der Flasche. Die letzte Flasche, geschützt durch Panzerglas, Füllhöhe bis etwas über die Schulter, stammt aus dem Besitz einer alten Wiesbadener Weinfamilie. Sie wurde 1996 dem Bürgerspital vermacht.

Es gibt noch einen Wein, der zumindest teilweise deutlich älter als der 1540er Steinwein ist. Er liegt im Gewölbekeller des Hospizes von Straßburg. Ursprünglich waren mal 3000 Liter des Jahrgangs 1472 im Fass. Durch den üblichen Schwund blieben nur 400 Liter übrig, inklusive der Zugaben von jüngeren Weinen, damit der flüssige Methusalem am Leben bleibt. Vor zwei Jahren wurde er in ein passendes Behältnis umgefüllt.

Die teuersten Weine…

…erfordern eine Differenzierung. Sind sie einigermassen normal im Handel erhältlich oder wurden sie ersteigert? Welchen Charakter hatte die Versteigerung? Unter Berücksichtigung dieser Punkte eine kleine Auswahl:

• Der Romanée-Conti der Domaine de la Romanée-Conti, gewachsen auf lediglich 1,81 Hektar, ist der wohl teuerste normale Rotwein der Welt – wenn man überhaupt an ihn herankommt. Meist wird er nur als Einzelflasche im Verbund mit anderen Nobelgewächsen der Domaine (z.B. La Táche, Richebourg) zugeteilt. 12 000 Euro sind schon ein Freundschaftspreis.

• Ein 1869er Château Lafite wurde vor Jahren in Hongkong für 230 000 Dollar unter den Hammer gebracht.

• 143 000 Euro darf man auf den Tisch eines Weinhändlers in Dubai legen, der den 2009er Château Margaux in einer der seltenen Balthazar-Flaschen (zwölf Liter) offeriert.

• 100 000 Dollar opferte ein amerikanischer Sammler 2006 für einen 1787er Château d’Yquem bei einer Auktion.

• 500 000 Dollar waren für eine Sechs-Liter-Flasche des kalifornischen Kultweines Screaming Eagle 1992 bei einer Wohltätigkeitsauktion im Jahr 2000 fällig. Freilich konnte der Ersteigerer die Differenz zwischen Normalpreis (etwa 2500 Dollar) und Ausrufsumme von der Steuer absetzen. So leicht kann man in den USA zum Wohltäter werden...

Die meistverkaufte Weinmarke…

…kommt aus Portugal und heisst Mateus Rosé. Der hellrote, leicht moussierende Wein in der dem fränkischen Bocksbeutel ähnlichen Cantil-Flasche wird in rund 125 Ländern in einer Auflage von jährlich 50 Millionen Flaschen vertrieben. Preislage in Deutschland: um 5 Euro. Erzeuger ist die 1942 von Fernando von Zeller Guedes gegründete Sogrape SA. Der Inhalt setzt sich aus mehreren Rebsorten (Baga, Rufete, Tinta Barroca, Touriga Franca) zusammen. Die Mischung ergibt einen unkomplizierten, süffigen Sommerwein. Das Etikett ziert ein Bild von Schloss Mateus in der Nähe von Villa Real im Douro-Tal, der Heimat von Zeller Guedes.

Der Mateus Rosé war vor gut 35 Jahren Gegenstand eines Rechtsstreits. Die Franken erlitten vor Gericht eine Abfuhr.

Das älteste Weingut der Welt…

…ist nicht das Stift Klosterneuburg, das sich mit seinem Gründungsjahr 1114 «nur» als ältestes Weingut Österreichs bezeichnen kann. Deutlich früher wurde in der Abtei Pannonhalma im Westen Ungarns in der Nähe von Győr mit Weinbau begonnen, vermutlich schon anno 996, als sich hier Benediktinermönche ansiedelten, aber spätestens seit der Gründung der Abtei im Jahr 1002. Viele Jahrhunderte lang funktionierte der Weinbau gut; der Betrieb hatte Vorbildfunktion in der Region und überstand auch die Reblausplage weitgehend unbeschadet. Nicht aber den Kommunismus ab 1945. Der Weinbau kam fast zum Erliegen, bis nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in der 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhobenen Abtei langsam wieder die Initiative ergriffen und mit Unterstützung einer Grossbank eine neue Kellerei errichtet wurde. Die Qualität von Welschriesling, Traminer, Rheinriesling und Pinot Noir ist recht beachtlich. 

Das jüngste Weinland der Welt…

…ist wohl die Insel Curaçao in der Karibik in der Festlandnachbarschaft von Venezuela. Sie ist 444 Quadratkilometer gross und von etwa 140 000 Insulanern bevölkert, die vor allem vom Tourismus und von der Erdölindustrie leben. Aber vielleicht wird Wein mit der Zeit ein wichtiger Wirtschaftszweig. Denn vor einigen Jahren gründete der Holländer Roelof Visscher die Curaçao Winery. Das geschah gewissermassen in seiner Heimat. Denn die Insel ist ein autonomes Land des Königreichs Niederlande.
Visscher (50) sammelte Erfahrungen im Weinbau in Holland, wo er 2000 in Twente startete und inzwischen mit seiner Frau Ilse eine stattliche Weinkellerei führt. Curaçao ist für ihn spannendes Neuland. Aktuell steht gut ein Hektar unter anderem mit Tempranillo, Syrah, Chenin Blanc, Sauvignon Blanc sowie einigen Versuchssorten im Anbau. Längerfristig sollen es 20 Hektar werden. Da auf der Insel tropische klimatische Verhältnisse herrschen, die zwei und theoretisch sogar drei Ernten im Jahr möglich machen, wird er vom deutschen Experten Wolfgang Schäfer, einem Spezialisten für Weinbau in tropischen Ländern, beraten. 2015 konnten die ersten Trauben geerntet werden. Daraus wurden 500 Liter gekeltert. Wie sie sich entwickeln, kann Visscher bei regelmässigen Besuchen (Flugzeit von Holland: zehn Stunden) beobachten.

Die nördlichsten Weinberge Europas…

…befinden sich unterdessen in skandinavischen Regionen. Schweden ist schon fast als florierendes Weinland zu bezeichnen; in der südlichen Provinz Skåne gibt es bereits rund 40 Weingüter auf dem 58. Breitengrad. Meist arbeiten sie mit Piwi-Sorten wie Solaris, Rondo und Regent. Bemerkenswert ist Blaxsta Vineyard, Schwedens erstes Weingut mit 2,6 Hektar, bestockt mit Chardonnay, Merlot, Cabernet Franc und Vidal. Winzer Goran Amnegard ist Chef eines erstklassigen Restaurants. Sein Eiswein von Vidal wird teuer in 0,25-Liter-Flaschen verkauft (über 100 Euro).

Auch in Norwegen rüsten Weinfans auf und versuchen sich im Anbau resistenter Sorten. Eine Praktikantin von Klaus Peter Keller aus Flörsheim-Dalsheim, Anne Enggrav (Bild), pflanzte in Kristiansand sogar Riesling! 2014 schafften die Beeren auf dem 58. Breitengrad immerhin 69 Grad Öchsle, ehe Möwen alles abernteten. 2015 und 2016 liess das allzu niedrige Mostgewicht keine Ernte zu. Der weibliche Keller-Schützling und die Schweden haben mit ihren Pflanzungen zumindest schon mal den Weinberg von Sabile (Lettland) überholt, der – auf dem 57. Breitengrad liegend – lange Zeit als nördlichster Weinberg Europas galt.

Aber mittlerweile sind die Finnen die Rekordhalter mit Weinbau auf dem 61. Breitengrad. Die Winzer kombinieren teilweise Weintrauben mit sonstigen Früchten. Eine etwas zweifelhafte Berühmtheit erlangte der 2001 mit der frostharten Sorte Zilga (aus Lettland) bestockte Weinberg auf der Insel Olkiluoto, weil er von der Abwärme eines Kühlsystems für mehrere Kernkraftwerke profitiert. Die alte Regel, dass die Reben über dem 50. Breitengrad nicht gut gedeihen, ist offenbar überholt.

Die grösste Weinflasche der Welt…

…stand mal in der Ostschweiz in Rehetobel im renommierten Gasthaus «Gupf». Inhalt: 480 Liter Trockenbeerenauslese Grande Cuvée No. 7 Jahrgang 2005 von Alois Kracher aus Illmitz. Gewicht: 630 Kilo. Dann kamen rekordlustige Weinfreunde aus Watt im Kanton Zürich und füllten eine Riesenbuddel mit 2019 Liter Dornfelder und Blauburgunder, die bald darauf ausgetrunken wurde. Das Autohaus Vogel’s Offroad in Lyssach (Kanton Bern) trumpfte vor zwei Jahren mit einem glasfaserverstärkten Kunststoffgefäss auf, das 3094 Liter einer Cuvée aus der Toskana aufnahm. Mit einer externen Pumpe kann abgefüllt werden. Ein Drittel des Inhalts floss bereits durch durstige Kehlen. Da die Flasche mit Naturkork verschlossen ist, wäre es denkbar, dass hier der grösste Korkenzieher der Welt, gefertigt in Watt, zum Einsatz kommt. Er ist 1,76 Meter lang und wiegt 37 Kilo… Im Unterschied zu den Buddeln in Watt und Lyssach ist die Glasflasche im «Gupf» noch voll. Eine Verkostung ist vorläufig nicht geplant. Die gleiche Füllung gibt es in 0,375-Liter-Flaschen. Der Wert des Inhalts der Glasflasche liegt deutlich über den 20 000 Franken, die der Wein aus der Toskana kostete.

Der grösste Weinkeller der Welt…

…ist Ansichtssache, befindet sich aber auf jeden Fall in Moldawien. Erster Anwärter auf den Titel ist der unterirdische Keller der Staatsdomäne Mileştii Mici in der Nähe der Hauptstadt Chişinău. Der ehemalige Steinbruch, teilweise mit einem Kleinbus befahrbar, ist 220 Kilometer lang; 50 Kilometer werden als Weinlager genutzt. Neben zahllosen Flaschen liegen hier 1300 Holzfässer mit einem Fassungsvermögen von jeweils 2400 Litern. Eigentümer ist der Staat. Die Gesamtlagerkapazität beläuft sich auf sechs Millionen Hektoliter. Viele Altvorräte sind jenseits der Genussfähigkeit. Eine Besonderheit ist die mit Videokameras überwachte Schatzkammer mit 1,7 Millionen Flaschen, deren Inhalt nach den Eindrücken von Kostproben von Säure und Gerbstoffen geprägt ist, auch die Weissweine.

Der Keller des Staatsweingutes Cricova war ebenfalls früher ein Steinbruch. Gut die Hälfte seiner 120 Kilometer werden genutzt. In besten Zeiten, als die Sowjetunion ein wichtiger Abnehmer für Weine war, lagerten hier drei Millionen Hektoliter Wein. Beachtlich ist die Sektproduktion (fünf Millionen Flaschen jährlich). Vorweisen kann man eine fragwürdige Weinsammlung, nämlich die Göring-Kollektion aus der Sammlung des einstigen Reichsmarschalls Hermann Göring, die von der Roten Armee bei Kriegsende einkassiert wurde. Hier liegen zum Beispiel über hundert Flaschen 1936er Mouton Rothschild. Die Preisvorstellungen des Staatsgutes sind abenteuerlich: bis zu 50 000 Euro pro Flasche.

Der spannendste Weinkeller der Welt…

…ist wohl in Terlan in Südtirol zu finden. Der frühere Kellermeister der Genossenschaft, Sebastian Stocker, begann einst heimlich von jedem Jahrgang 500 Flaschen auf die Seite zu legen, so dass heute noch in kleineren Auflagen verkäufliche Mengen zurück bis zum Jahrgang 1954 zur Verfügung stehen (insgesamt 100 000 Flaschen). Nicht mehr käuflich sind ältere Flaschen zurück bis zum Gründungsjahrgang 1893.  Ausserdem wollte Stocker vor rund 50 Jahren im Keller etwas umstrukturieren. Er orderte dafür etwas voreilig 2500-Liter-Stahltanks. Seine Chefs fragten ihn, ob er mit den kleinen Behältnissen eine Apotheke aufmachen wolle. Aber die Tanks waren geliefert und so kann der Betrieb heute eine weitere Besonderheit vorweisen. Die 18 Tanks wurden einer anderen Nutzung zugeführt. Hier reifen seit Jahrzehnten Weine der Burgunderfamilie nach einem Ausbau im Holz auf der Hefe im Tank, werden sukzessive abgefüllt und nach der Leerung mit neuen flüssigen Rohdiamanten gefüllt. Diese Weine legen bei Proben ein gutes Zeugnis von der Alterungsfähigkeit der weissen Südtiroler ab. Präsentiert wurden zum Beispiel die Jahrgänge 1996 (2007 gefüllt) und 1979 (1991 gefüllt), die sich als taufrisch entpuppten. Sebastian Stocker (Jahrgang 1929) verfolgt die Entwicklung mit Schmunzeln und erzeugt heute im Unruhestand mit Unterstützung von Sohn Sigmar auf eigene Rechnung nach der klassischen Methode rassigen Spumante, immerhin rund 10 000 Flaschen im Jahr – ein schönes Zubrot zur Rente.

Der grösste gepflegte Altweinkeller der Welt…

…ist vermutlich die Schatzkammer von p&f wineries in Jeruzalem im Nordosten Sloweniens. Hier gab es einst einen Martin Puklavec, der seine Führungsposition nutzte, um Weine zurückzulegen. Seine Nachfahren, die es nach Deutschland verschlug, wagten 2009 einen mutigen Deal. Vladimir Puklavec (66) übernahm mit seiner Familie die grosse Genossenschaft des Vorfahren, baute die Fläche durch Partnerwinzer auf 1100 Hektar aus und begann neben dem normalen Verkauf das Archiv zu nutzen. Denn hier liegen 248 000 Flaschen Altweine zurück bis zum Jahrgang 1956, die noch verkauft werden. 

Der höchstgelegene Weinkeller der Welt…

…ist eigentlich ein nobles Restaurant hoch über Sölden in Tirol, direkt neben der Skistation, auf 3048 Meter Höhe. Das «Ice Q», neben dem der James-Bond-Film «Spectre» gedreht wurde, ist verbandelt mit dem «Central Hotel» im Tal, das einen originellen Deal mit drei Produzenten eingefädelt hat. Wolfgang Tratter von der Kellereigenossenschaft St. Pauls (Südtirol), Paul Achs aus Gols (Burgenland) und Joachim Heger aus Ihringen (Baden) bringen jeweils sehr guten Pinot Noir ein. Der Wein wird in St. Pauls zusammengeführt, dann in kleine Fässer umgefüllt, nach Sölden transportiert, mit dem Skilift in die Höhe kutschiert und darf hier in einem klimatisierten Raum mit Glasfront neben dem Eingang reifen, ehe er wieder in Südtirol auf Flaschen gefüllt und dann nach Rücktransport im «Ice Q» offeriert wird. 

Das älteste Weinfass der Welt…

…das noch benutzt wird, befindet sich im Keller der Familie Hugel in Riquewihr im Elsass. Es wurde um 1715 gebaut, wird sorgsam gepflegt und wenn nötig repariert. Zuletzt war das bei dem 8800-Liter-Fass vor einigen Jahren der Fall. Es wurde abmontiert und in der renommierten Küferei Seguin Moreau in Cognac «aufgefrischt». Traditionell liegt ein wertvoller Gewürztraminer in dem Fass; aktuell ist das der Jahrgang 2014 aus der Grand-Cru-Lage Sporen. Namensgeberin für das «Sainte Caterine»-Meisterwerk der Küferkunst ist die heilige Katherine von Alexandrien, eine von 14 Schutzheiligen. Sie lebte angeblich im 3./4. Jahrhundert und wurde unter römischer Herrschaft auf dem Rad gefoltert. Ein kleines Rad auf dem Fassboden verweist auf diese Quälerei.

Der älteste Weingutsbesitzer der Welt…

…ist ein gebürtiger Livländer (Lettländer) Adeliger, der später Schweizer Staatsbürger wurde und hier im Bankwesen sein Geld verdiente, aber in Portugal lebt und sich nach einer Operation am 28. November 2006 entschloss, Winzer zu werden – im Alter von damals 95 Jahren! Baron Bodo von Bruemmer wurde am 11. November 1911 geboren. Nach Portugal verschlug es ihn in den 70er Jahren, nachdem ihm Ärzte in Zürich offenbart hatten, er habe nicht mehr lange zu leben. Er wollte seine Gattin Gräfin von Berckheim nicht in der teuren Schweiz allein lassen und suchte deshalb nach einem angenehmen Ort für ihren Ruhestand. Den fand er schliesslich preiswert im Weinbaugebiet Colares in der Nähe von Lissabon. Der Landsitz Casal Sta. Maria war heruntergekommen. Viel Investment war erforderlich, das nötige Kleingeld vorhanden. Der Baron lebte weiter und überlebte schliesslich seine Frau, die 1994 starb. «Jetzt erst recht», sagte er sich nach der nächsten ärztlichen Sterbeprognose. Am 12. Januar 2007 wurden die ersten Reben gepflanzt – vielleicht angeregt durch die Tätigkeit seiner deutschen Nichte Teresa Gräfin Alvares Pereira von Schönborn-Wiesentheid, die in der Region Ribatejo Eigentümerin des Weingutes Casa Cadaval ist.

Der Baron stellte zwei Önologen ein, Jorge Rosa Santos und António Figueiredo, die aus Casal Sta. Maria innerhalb weniger Jahre ein Vorzeigegut machten. Jährlich werden 70 000 Flaschen gefüllt. Der 105-jährige Hausherr ist fest davon überzeugt, dass er es noch erleben wird, wie der Export nach Deutschland und in die Schweiz in die Gänge kommt. Angesichts der seriösen Preise und der Qualität von Sauvignon Blanc, Malvasia, Chardonnay und Pinot Noir sollte das kein Problem sein.

Den ältesten Weingarten der Welt…

…kann die Gemeinde Rhodt unter Rietburg in der Südpfalz vorweisen. Schon vor dem Dreissigjährigen Krieg (1618 bis 1648) wurden hier Traminer-Reben gepflanzt. Im Lauf der Jahrhunderte wurden natürlich immer wieder mal Stöcke nachgezogen und teilweise durch Weissburgunder ersetzt. Aber die rund 300 knorrigen, niedrigen Stöcke, die seit 1968 unter Naturschutz stehen, lassen dennoch ihr Alter erahnen.

Vor gut 40 Jahren, als die damalige Eigentümerfamilie den Weinbau aufgab, übernahm das Weingut Oberhofer aus Edesheim. «Wir haben grossen Respekt vor der Natur und dem, was die Reben erlebt haben», meinen Heidi und Stefan Oberhofer. 2010 wurde der Weingarten vom Deutschen Weininstitut als «Höhepunkt der Weinkultur» ausgezeichnet. Sein Ertrag ist trotz intensiver Pflege sehr unterschiedlich. Es gibt immer wieder Komplettausfälle. Zuletzt verkostet werden konnten die Jahrgänge 2011 (Auslese) und 2014 (Spätlese), beide wohlgeraten und sortentypisch. Die Rarität wird nicht verschenkt (41 Euro für die 0,375-Liter-Flasche).

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