Entdeckungsreise Veneto

Etappe 3

Jubiläum im Valpolicella 

Der Amarone hat eine der Erfolgsgeschichten des italienischen Weines geschrieben. Seine Heimat ist das Valpolicella im Norden von Verona, in dem aber aus denselben Rebsorten noch andere Kreszenzen entstehen: der fruchtige Valpolicella, der kernige Ripasso und der süsse Recioto. 

Die ersten Spuren der Vitis vinifera sativa – und damit des Weinbaus – stammen im Valpolicella aus der Zeit zwischen dem 7. und 5. Jahrhundert vor Christus. Zur Römerzeit hiess der Wein aus dem Valpolicella Retico und war süss. Aber es dauerte noch bis ins 20. Jahrhundert, bis das Valpolicella eine der wichtigsten Weinbauregionen Italiens wurde. Verantwortlich dafür ist der Amarone: Sein Siegeszug begann erst vor knapp 60 Jahren, als man begann, den süssen Recioto zu Ende zu vergären, bis er herb – amaro – wurde. 

Passiert ist das unter anderem in den Kellern von Bertani, einem der historischen Güter des Anbaugebietes. Bertani hat 2017 besonderen Grund zum Feiern: 1967 – vor 50 Jahren – wurde der erste Amarone DOC von Bertani produziert. Grund genug für das 1857 gegründete Weingut, nochmals 500 Flaschen dieses Jahrgangs in einer Sonderedition auf den Markt zu bringen. Und Grund genug auch für uns, das Jubiläum in einer kleinen Minivertikale zu begehen. Mit dabei: Emilio Pedron, Geschäftsführer der Bertani Domains, und Andrea Lonardi, Önologe und operativer Geschäftsführer des Gutes. Stattgefunden hat es in den Kellern von Bertani in Grezzana, und dem Jahrgang 1967 zur Seite standen zwei andere grosse Jahrgänge des Amarone: 2008 und der 50 Jahre ältere Jahrgang 1958. 2008 ist dabei der Rookie, jung, rassig, frisch, kombiniert er reine reife Fruchtaromatik mit viel Eleganz und hat ein enormes Alterungspotenzial. Der Jubiläumswein von 1967 hingegen ist geschliffen, mit eleganten Sherrynoten und auch balsamischen Aromen, hervorragend gealtert. Unschlagbar ist aber der Jahrgang 1958, damals noch Reciotto Secco Amarone Vino della Valpolicella genannt: verführerisch nach Kirschen, Gewürzen und Blüten duftend, vereint er am Gaumen Schmelz, Frische und Komplexität. Eleganz pur!

Gekeltert wird der Amarone von Bertani wie alle Weine im Valpolicella aus einer Cuvée autochthoner Rebsorten, allen voran Corvina, Corvinone und Rondinella. Die Trauben für den Amarone werden 120 Tage angetrocknet. Anders als andere Weingüter verzichtet Bertani aber auf Ventilatoren in hermetisch abgeschlossenen Fruttaii und bevorzugt hingegen die Durchlüftung und die natürlichen Temperaturen eines offenen Trocknungsraumes. «Für uns sind daher die Herbst- und Wintertage die wichtigsten des gesamten Herstellungsprozesses», sagt Andrea Lonardi, «in diesen vier Monaten entscheidet sich die Qualität des Weines.» 

Heimat des Amarone von Bertani ist die Classico-Zone im Norden von Verona: Sie erstreckt sich über fünf Täler, die Unterzone Valpantena liegt östlich davon und reicht bis an die Vororte von Verona. Die Böden im Valpolicella variieren von kalkhaltigen Sedimentböden bis hin zu lehmigen Böden mit sandigen Komponenten und liegen in einer Meereshöhe zwischen 70 und 450 Metern. Einerseits wird das Klima vom nahen Gardasee geprägt, andererseits von den Lessiner Bergen und den Dolomiten mit ihren kühlen Fallwinden im Norden. Im Herbst tritt oft Nebel auf, der die Antrocknung der Trauben für den Amarone beeinflusst. 

Gaumenfreude

Antica Offelleria Perbellini
Via Vittorio Veneto, 46
I-37051 Bovolone
Tel. +39 045 710 05 99 | www.perbellini.com

Kaum ein Produkt der italienischen Pasticceria passt besser zu einem Recioto als eine Offella. Eine der besten dieser Art entsteht in Bovolone, im Süden von Verona, und das seit dem Jahr 1900. Pierluigi Perbellini leitet heute den Familienbetrieb, in dem neben Offella natürlich auch Panettone, Colomba und andere Köstlichkeiten entstehen. Aber gerade die Weihnachtsspezialität Offella, die mit viel Butter und Zucker produziert wird, ist die Spezialität des Hauses: Weich und fluffig ist sie perfekt ausbalanciert und zergeht am Gaumen. Gegessen werden sollte sie innerhalb von 75 Tagen nach der Produktion.

Der Wein

Romano dal Forno
Veneto IGT Passito Rosso Vigna Seré 2004
19 Punkte | 2018 bis 2030 

2004 war der letzte Jahrgang, in dem Romano dal Forno seinen Passito im Stile eines klassischen Recioto produziert hat – eine von nur sieben Lesen in 32 Jahren Weingutsgeschichte. 7000 Halbliterflaschen wurden damals von diesem Wein produziert, noch immer sind einige davon käuflich zu erwerben. Der Recioto ist der Urvater aller Valpolicella-Weine, sagt Dal Forno: Amarenanoten, Beerenconfit, Würze dominieren die facettenreiche Nase; kompakt, Tannine, Säure und der Restzucker (120 g) in perfekter Balance, ellenlang und bei aller Komplexität voller Finesse. Grosser Wein!

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