Ottenberg im Thurgau
Der Grand Cru
Text: Thomas Vaterlaus, Fotos: Linda Pollari
Am Ottenberg im Thurgau keltern sechs Winzer sechs terroirtypische Barrique-Pinots mit einer eigenständigen, sensorisch erkennbaren Stilistik. Damit avanciert der Hausberg von Weinfelden für Blauburgunder-Liebhaber endgültig zum Schweizer Grand Cru nach burgundischem Vorbild.
Eines schönen Tages im Jahr 2009 hatte Weinfelden plötzlich ein ernsthaftes Problem: Weil die Einwohnerkontrolle den zehntausendsten Bewohner registrierte, war das Dorf statistisch gesehen über Nacht zur Stadt geworden. Seither gehen die Alteingesessenen noch bewusster in ihre Dorfkneipe, und wer den Gemeindevorsteher als Stadtpräsidenten anspricht, will sich in 99 von 100 Fällen über ihn lustig machen. «Wenn bei uns einer zu spät zum Stammtisch kommt und sagt, er habe in Downtown Weinfelden keinen Parkplatz gefunden, hat er gelogen», sagen sie im Weinkeller Felsenburg, während sie ihren Bachtobler schlürfen.
Wenn Hans-UlrichKesselring, der 2008 im Alter von 62 Jahren verstorbene Vorreiter der Qualitätsbewegung am Ottenberg, von seinem Herrenhaus oben am Berg aufs Grossdorf hinunterschaute, dann bezeichnete er das, was er da sah, gerne als «spektakulär unspektakulär» oder «dramatisch undramatisch». Und so ist es heute noch, auch wenn der Industriegürtel, der kräftig ins Thurtal hinausgewuchert ist, heute in der Abenddämmerung deutlich mehr glitzert, blinkt und qualmt als noch vor zehn Jahren. «Leben wie Gott in Frankreich», das lässt es sich in Weinfelden mindestens so gut wie im Burgund. Zwar ist die Hirschenmetzg die letzte von ursprünglich sieben Metzgereien im Dorf, dafür gibt es hier Weinfelder Limousin Beef, vier Wochen abgehangen. Und beim Chäs Renz gleich gegenüber steht der extraherzhafte Original-Holzhofer in der Vitrine. Der Hartkäse aus Kuhmilch von der Familie Wartmann reift über ein Jahr im Gewölbekeller, keine fünf Kilometer von Weinfelden entfernt. Gleich neben der Käsevitrine thront auf einem Regal eine repräsentative Auswahl an neuen Weinfelder Spitzencrus. Ein Blick auf die verschiedenen Blauburgunder-Barrique-Selektionen macht klar: Nichts anderes hat sich hier in Weinfelden in den letzten 20 Jahren so dramatisch positiv entwickelt wie die Qualität der Weine.
Als Hans-Ulrich Kesselring Anfangder 70er Jahre nach dem frühen Tod seines Vaters die Verantwortung für das Schlossgut Bachtobel übernahm, waren die Blauburgunder vom Ottenberg qualitativ noch meilenweit entfernt von der Komplexität der Premiers und Grands Crus von der Côte de Nuits im Burgund. Auch Kesselring selbst produzierte zu jener Zeit maischenerwärmte Landweine mit beeriger Frucht und einfacher Struktur. Behutsam entwickelte er dann über 20 Jahre hinweg seine dreigliedrige Blauburgunder-Philosophie, bestehend aus der Neuinterpretation eines trinkigen Landweins (Nummer 1), einer maischenvergorenen Auslese mit moderatem Holzausbau (Nummer 2) und dem in der Barrique ausgebauten Topwein (Nummer 3). Obwohl der ehemalige Bachtobel-Patron als Vater des heutigen Weinwunders am Ottenberg gilt, verlief sein Weg nicht ohne Selbstzweifel und ideologische Kehrtwendungen. So brachte er zwar unfiltrierte und auch mit Naturhefen vergorene Pinots in die Flaschen, doch blieben diese nur Versuche. Im Grunde war er ein höchst konservativer Reformer, der sich im Zweifelsfall immer für das Bewährte entschied und oft den Resultaten seines bestens ausgerüsteten Labors mehr vertraute als seiner Intuition. Mitte der 90er Jahre, als er zu dem Schluss kam, dass sich seine Weine mit anspruchsvollen Burgundern messen konnten – allerdings bei einer geringeren Fülle –, schaffte er sich einen Vakuumverdampfer an, um auch noch dieses Manko zu korrigieren.
In den folgenden Jahren legten die Bachtobel-Pinots tatsächlich in fast sprunghafter Weise an Kraft und Alkohol zu. Doch nach dem fast schon tropisch heissen Sommer 2003 stellte Kesselring diesen Kurs wieder infrage. Mit den letzten drei Ernten seines Lebens kehrte er zu einer leichteren Pinot-Stilistik zurück. Die Entwicklung der Bachtobel-Weine unter Hans-Ulrich Kesselring dokumentiert das Ringen um jene zentralen Aspekte, welche die heutige junge Winzergeneration am Ottenberg genauso stark beschäftigen wie ihn damals: der Erntezeitpunkt und der damit zusammenhängende Alkoholgrad des Weins, die Mazerationstechnik, Filtrierung sowie Hefe- und Schwefelproblematik.
Die Viererbande
Als sich die Epoche Kesselring dem Ende näherte, nahm die neue Rangordnung am Ottenberg schon klare Konturen an. Kesselrings langjähriger Mitarbeiter Michael Broger konnte schon im Jahr 2003 keine 50 Meter unterhalb des Schlossgutes ein altes Bauernhaus mit einem kleinen Rebberg übernehmen, pachtete in der Folge weitere Parzellen dazu, und entwickelte schnell seine eigene Pinot-Konzeption. Mit einer verblüffenden Konsequenz in jenen Bereichen, in denen Hans-Ulrich Kesselring zögerte, vinifizierte Broger seine Pinots mit Naturhefen und brachte sie unfiltriert und mit minimalsten Schwefeldosierungen in die Flasche. Mit seinen konsequent naturbelassenen Weinen ist Broger heute der im besten Sinne des Wortes radikalste Winzer am Ottenberg.
Zur gleichen Zeit wie Michael Broger startete auch das Weingut Burkhart schwungvoll durch. Vater Willi Burkhart war schon seit langem ein engagierter Rebbauer, der die Ernte aus seinen drei Hektar aber verkaufte. Als sein Sohn Michael seinen Job beim Weingut Manincor in Südtirol quittierte und nach Hause zurückkam, bauten sie einen Keller und vinifizierten sowie kommerzialisierten auf einen Schlag ihre ganze Ernte selber. In den folgenden Jahren vergrösserten sie ihren Betrieb auf sechs Hektar. Ein veritabler Coup gelang ihnen dabei mit der Pacht der Prestigelage von Schloss Weinfelden (das Anwesen gehört der deutschen Investorenfamilie von Finck), die heute die Trauben für ihre Spitzencrus liefert.
Die Wolfers schliesslich, die am östlichen Ende des Ottenbergs zu Hause sind, hatten schon in den 90er Jahren vorzügliche Crus in die Flaschen gebracht, die damals zu Unrecht immer etwas im Schatten der Schloss-Bachtobel-Crus standen. Hier hat ab dem Jahrgang 2005 der junge Martin Wolfer zunehmend die Verantwortung übernommen. Unter seiner Ägide festigte das Gut seinen Platz in der neuen Topliga am Ottenberg.
Wer in den 90er Jahren über Topweine vom Ottenberg sprach, meinte die Crusvon Hans-Ulrich Kesselring. Inzwischen sind es mit Schlossgut Bachtobel, Broger, Burkhart und Wolfer also gleich vier Betriebe, die sich qualitativ auf Augenhöhe begegnen. Diese Entwicklung hat dem Ottenberg einen gewaltigen Prestigeschub verliehen und wirft die entscheidende Frage auf, ob das Terroir hier womöglich über spezifische Eigenschaften für den Anbau von hochklassigen Pinot-Noir-Selektionen verfügt. Weil die Topweine mit ihrer frischen, klar strukturierten Art an das Burgund erinnern, drängt sich ein Vergleich mit dessen Terroir auf. Im Burgund, speziell an der Côted’Or, wird der Boden von einem Gemisch aus Lehm, Steinen und Kalk dominiert. Wo die besten Pinots reifen, ist dieser Kalkanteil überdurchschnittlich hoch. Am Ottenberg reifen die Pinots allesamt auf Böden, die an der Oberfläche von einer tiefen, schweren, lehmhaltigen Humusschicht dominiert werden. Darunter befindet sich ein komplexes Gemisch aus Gesteinen der Oberen Süsswassermolasse (vor rund 12 bis 16 Millionen Jahren gebildet) und dem Moränenteppich, der am Ende der letzten Eiszeit vor circa 20 000 Jahren entstand, als sich die Gletscher zurückzogen. Ein Geologe beschrieb den Sockel des Ottenbergs als «Cremeschnitte aus Lagen von Nagelfluhbänken, Sandsteinen, Mergel und etwas Kalk». Doch verschiedene Indizien weisen darauf hin, dass sich die Rebstöcke mehrheitlich aus dem schweren Humus versorgen.
Aus burgundischer Sicht sind also die Lagen am Ottenberg nicht besonders prädestiniert, um grosse Pinots hervorzubringen. Und doch wachsen sie heute hier. «Die Crus vom Ottenberg lassen wohl in erster Linie die Handschrift des Winzers erkennen und weniger das Terroir», sagt denn auch Martin Wolfer. Dabei könnte ausgerechnet die füllig und warm wirkende Stilistik seines Grand Vin auf das spezielle Terroir am Bründlerberg zurückzuführen sein, wo die Böden bedeutend steiniger, poröser und trockener sind als in den übrigen Lagen am Ottenberg. Wolfers eigener Wein wäre so gesehen die Ausnahme, die seine Aussage bestätigt.
2007er sind jetzt in Hochform
Es gibt moderne Definitionen von Terroir, die auch den Einfluss des Winzers explizit miteinbeziehen. Die Tatsache, dass sich die Ottenberg-Top-Crus mit ihrer strukturierten Eleganz heute klar von den etwas wuchtigeren Pinots aus Graubünden und den weicheren Gewächsen aus Schaffhausen unterscheiden, und die Erkenntnis, dass innerhalb dieser Ottenberg-Charakteristik dann wiederum jeder Winzer seine eigene Stilistik herausarbeiten konnte, machen diesen Hang zwischen Märstetten und Weinfelden zu einem Grand Cru im wahrsten Sinne des Wortes.
Leider ist der Begriff Grand Cru in der Schweiz von inkompetenten Weinbürokraten völlig entwertet worden. Im Waadtland beispielsweise darf jeder Wein, der zu 90 Prozent aus dem auf dem Etikett genannten Gebiet stammt und fünf Grad Öchsle mehr Reife aufweist, als das gesetzlich definierte Minimum vorschreibt, als Grand Cru vermarktet werden. Dank dieser idiotischen Regelung lässt sich fast jeder Waadtländer Rosé als Grand Cru verkaufen. Der Ottenberg mit seinen verschiedenen Sublagen ergäbe heute die Möglichkeit, nach burgundischem Beispiel ein rigoros auf Qualitätsaspekten beruhendes Grand-Cru-Reglement zu schaffen.
Normalerweise sind Terroirs für grosse Pinots auch Terroirs für grosse Chardonnays, das ist im Burgund so, aber auch in der Bündner Herrschaft oder in Kalifornien. Nicht so am Ottenberg. Es gibt hier kurioserweise kaum einen lagerfähigen Flaggschiff -Chardonnay von schweizerischem oder gar internationalem Format. Die Winzer erzielen bessere Resultate mit Sauvignon Blanc und Weissburgunder. Die Pinot-Noir-Selektionen von Schlossgut Bachtobel, Burkhart, Broger und Wolfer dagegen spielen in der internationalen Liga mit. Auch in Bezug auf ihr Entwicklungspotenzial. Das zeigt sich etwa bei der Wiederverkostung der 2007er Spitzencrus dieser vier Betriebe. Alle vier Weine haben ihr ursprüngliches Qualitätsniveau zumindest gehalten. Auch ihre kernige Frische haben sie sich erstaunlicherweise bewahrt. Die positivste Überraschung dieser Wiederverkostung ist die Alte Rebe von Michael Broger. Diese zeigt erst jetzt – nach acht Jahren – so richtig, was alles in ihr steckt.
Ein Wein-Kultur-Raum
Auch ganzheitlich betrachtet erlebt der Besucher den Ottenberg als Grand Cru. Dessen Herz schlägt irgendwo zwischen dem Schlossgut Bachtobel und dem Bauerndorf Boltshausen. Es gibt nur mehr wenige Orte in der Ostschweiz, wo die ehemalige «Dreifaltigkeit» der klassischen Landwirtschaft noch so klar erkennbar ist. Im Talboden die Getreidefelder, am Übergang zum Hang die Streuobstwiesen und in der Steigung dann die Rebberge. Dazwischen liegt das Bauerndorf mit seinen Höfen, von denen allerdings nur noch einer Kühe im Stall stehen hat. Die meisten Fachwerkbauten wurden aufwändig zu Residenzen umgebaut.
Aber im «Wystübli» von Hedy und Hans Bosch ist das besondere Ottenberg-Feeling keine Nostalgie, sondern zum Glück noch immer gelebte Realität. Ein bisschen weiter oben beweist uns die Familie Thory im «Weinberg», was die Qualität einer gutbürgerlichen Gastwirtschaft ausmacht: eine gemütliche Stube, gutes Essen und natürlich gute Weine. Viele Leute kämen wegen Willi – der Clown aus Porzellan, der auf dem Ofen steht und zu jeder vollen Stunde ein Lied pfeift –, erklärt der Patron. Manchmal, wenn er nicht mehr zu pfeifen aufhört, muss ihm der Stecker gezogen werden. Auch Willi ist mit seinen Macken ein Teil des Ottenberg-Terroirs. Die Rebgärten, der Wein, die Dörfer und ihre Bewohner ergeben hier jenen Wein-Kultur-Raum, den Hans-Ulrich Kesselring seinerzeit als «dramatisch undramatisch» beschrieben hat. So ist es heute noch. Mit Ausnahme des Weins. Der ist dramatisch gut, ohne Wenn und Aber.
Sechs Winzer, sechs Stilistiken!
Michael Broger
Biodynamische Anbaumethoden, Vergärung mit Naturhefen, keine Filtration, minimalste Schwefelung – um bei diesem konsequent naturbelassenen Konzept seinen Pinot Alte Reben natürlich stabil zu halten und dem Wein mehr Säure und einen niedrigeren pH-Wert zu verleihen, erntet Michael Broger etwas früher. Knackige Finesse und kerniges Tannin prägen diesen Wein in der Jugend. Nach drei bis fünf Jahren zeigt er dann sein immenses Potenzial.
Michael Burkhart
Rebbauern sind sie seit langem, Selbstkelterer erst seit zehn Jahren: Mit einer bewundernswerten Zielstrebigkeit und einer selten klaren Vision haben Michael Burkhart und sein Vater Willi ihr Weingut zu einer der besten Adressen für Top-Blauburgunder in der Schweiz gemacht. Ihr Schloss Weinfelden Burgunder erinnert in seiner Klarheit, Finesse und Strukturiertheit an den No. 3 von Schloss Bachtobel, zeigt aber in seiner Jugend eine Spur mehr Eichenholzwürze.
Benno Forster
Benno Forster setzt beim Rotwein nicht nur auf den Pinot Noir, sondern beschäftigt sich auch mit etlichen Neuzüchtungen. Das schon 1882 gegründete Gut erzeugt heute Weine mit viel Fülle und fruchtbetontem Charme. Doch selbst der enorm konzentrierte Pinot Fortissimo aus angetrockneten Trauben ist ein gekonnt ausbalancierter Wein mit gut integrierten Würznoten.
Hans Bosch
Im beschaulichen Bauerndorf Boltshausen keltert Hans Bosch aus Lagen des Dorfes Ottoberg in der Barrique einen Blauburgunder, der vom Charakter her als ein Ebenbild seines Machers erscheint: bodenständig, ehrlich, schnörkellos. Mit seiner saftigen Säure und dem präsenten Gerbstoff ist er ein Wein, der vor allem die Anhänger des klassischen Burgunders anspricht.
Ines Rebentrost
Kellermeisterin Ines Rebentrost ist es mit Johannes Meier (Besitzer von Schlossgut Bachtobel) und Fazli Llolluni (Verantwortlicher für die Rebberge) gelungen, die Bachtobel-Stilistik weiter zu verfeinern. Vor allem der Pinot Noir No. 3 steht für subtile Beerenfrucht, burgundische Struktur und viel Finesse. Man darf gespannt sein, wie sich der neue Top-Cru No. 4 in die Pinot-Hierarchie von Schloss Bachtobel einfügen wird.
Martin Wolfer
In den bald zehn Jahren, die der heute 32-jährige Martin Wolfer im elterlichen Betrieb, den er vor kurzem auch rechtlich übernommen hat, mitarbeitet, konnte er eine klar erkennbare Pinot-Handschrift entwickeln. Sein Topgewächs, der Grand Vin, überzeugt mit einer voll ausgereiften, warm wirkenden Frucht und einem füllig-weichen Charakter. Und trotzdem fehlt es diesem sinnlichen Wein nicht an Finesse und Struktur.
Die Ottenberger Top-Crus
Im vergleichsweise warmen, für die Winzer am Ottenberg unkomplizierten Jahr 2011 entstand eine Kollektion von Weinen, die das Potenzial des Ottenbergs als Ganzes zeigt, gleichzeitig aber auch in eindrücklicher Weise beweist, dass heute jeder Top-Cru eine eigenständige, klar erkennbare Handschrift besitzt. In der folgenden Auswahl wurden nur Rebgüter mit Eigenkelterung berücksichtigt.
Weingut Burkhart, Schloss Weinfelden 2011
18 Punkte | 2015 bis 2025
Aromen von roten und blauen Beeren, noch präsente, aber gut integrierte Eichenholzwürze. Im Gaumen dicht gewoben, mit feinkörnigem Tannin und saftiger Säure. Perfekt proportionierter Pinot Noir.
Schlossgut Bachtobel, No. 3 2011
17.5 Punkte | 2015 bis 2025
In der Nase frische Aromen von roten Beeren, dazu florale Noten und ein Anflug von Unterholz. Im Gaumen von einer saftigen, frischen Säure geprägt. Sehr burgundischer Ottenberger. Im Abgang leicht kaffeeröstige Noten.
Weingut Michael Broger, Blauburgunder Alte Reben 2011
17.5 Punkte | 2015 bis 2025
Noch etwas verhaltene, aber elegante Aromatik mit roten Beeren, dazu kräuterwürzige Noten von Maggikraut und eine Spur von Marzipan. Wird im Gaumen von einer präsenten, saftigen Säure getragen. Filigraner, enorm belebender Blauburgunder mit grossem Potenzial.
Weingut Wolfer, Pinot Noir Grand Vin 2011
17.5 Punkte | 2015 bis 2023
Im Glas auff allend dunkles Rubinrot. Verführerische, warm und reif wirkende Aromen von roten und dunklen Beeren, dazu Noten von Zwetschgen. Im Gaumen sehr dicht und füllig und getragen von reifem Tannin sowie einer saftigen Säure.
Forster Weinbau, Blauburgunder Fortissimo 2011
16.5 Punkte | 2015 bis 2023
Aus angetrockneten Trauben gekeltert zeigt der Wein eine intensive, gleichzeitig aber überraschend frisch wirkende Beerenfrucht und elegante Würznoten. Im Gaumen vollfruchtig, mit einem südlichen Touch, aber gleichzeitig auch sehr gut proportioniert. Sehr langanhaltend. Die 15 Volumenprozent sind kaum zu spüren.
Rutishauser, Sunnehalde Pinot Noir Barrique 2011
16.5 Punkte | 2015 bis 2020
Verhaltene, elegante Frucht mit roten Beeren, aber auch floralen Noten und einer Spur Rauch. Zeigt im Auftakt eine gute Fülle im Gaumen, mit angepasster Säure und weichem Tannin. Typischer, gehaltvoller Thurgauer Blauburgunder mit angepasster Extraktsüsse. Feinherbe Note im Abgang.
Weingut Hans Bosch, Ottoberger Blauburgunder Barrique 2011
16.5 Punkte | 2015 bis 2023
Aromen von Wiesenkräutern, Unterholz und roten Beeren. Auch erdige Noten. Im Gaumen geprägt von präsentem Gerbstoff und einer belebenden Säure. Ein im besten Sinne sehr ehrlicher und konsequent trocken wirkender Blauburgunder mit Ecken und Kanten.
Unterwegs am Ottenberg
Nie zuvor war der Ottenberg für Weinfreaks ein so lohnendes Ziel wie heute. Allein das Schlossgut Bachtobel hat historisch mehr zu bieten als so manches Château in Bordeaux. Übrigens: Alle Selbstkelterer empfangen auf Voranmeldung Gäste. Und auch an Weinwirtschaften mit Charme und guter Küche mangelt es nicht.
Wirtschaft Weinberg
Schnellberg | 8561 Ottoberg
Tel. 071 622 56 22 | www.wirtschaft-weinberg.ch
Im Fachwerkbau neben Schlossgut Bachtobel wird eine gutbürgerliche Küche zelebriert. Dazu schmeckt der kernige Eigenbauwein.
Restaurant Thurberg
Thurbergstrasse 29 | 8570 Weinfelden
Tel. 071 622 13 11 | www.thurberg.ch
Über dem steilsten Rebberg am Ottenberg (der den Eigenbauwein des Restaurants hervorbringt) thront dieses Gasthaus wie ein Adlerhorst über dem Tal. Spektakuläre Aussicht. Frisch renovierte, helle Wirtsstube, gutbürgerliche Küche.
Weinkeller Felsenburg
Frauenfelderstrasse 4 | 8570 Weinfelden
Tel. 071 622 83 86 | www.weinkeller-felsenburg.ch
In der Felsenburg trifft sich halb Weinfelden zu einem Glas Wein nach der Arbeit. Auf der Karte stehen ausgewählte Gewächse der vier Topbetriebe Schloss Bachtobel, Broger, Wolfer und Burkhart. Hier erleben wir die Ottenberger Crus in ihrem natürlichen sozialen Umfeld, Lokalpolitik inbegriffen. Originelle Speisen.
Zum Löwen
Rathausstrasse 8 | 8570 Weinfelden
Tel. 071 622 54 22
In der gemütlichen Stube im Zentrum von Weinfelden wird eine raffiniert verfeinerte, gutbürgerliche Küche zelebriert. Auf der Weinkarte treffen Ottenberger Crus auf Gewächse aus aller Welt.
Zum Wystübli
8561 Boltshausen
Tel. 071 622 44 27
Die vielleicht schönste Gaststube am Ottenberg öffnet sich nur auf Voranmeldung von mindestens zehn Personen. Wer diese Klippe umschifft, kann die charaktervollen Eigenbaugewächse und ein «kaltes Plättli» geniessen.
Meteorologisches Pokerspiel
Noch vor 30 Jahren reifte am Ottenberg der Pinot allenfalls in drei von zehn Jahren perfekt aus. Heute bringen die Winzer – der Klimaerwärmung sei Dank – fast durchgehend Topweine in die Flasche, trotz der Wetterkapriolen der letzten Jahre.
2014
Problematisch. Kirschessigfliege, Fäulnis und Mehltau sorgten für Aufregung. Bei Werten von knapp 90 Grad Öchsle sind elegante Pinots zu erwarten.
2013
Auch kein perfektes Jahr. Wetterkapriolen mit Sonne und Regen im September. Späte Ernte. Der Pinot erreichte Werte von leicht über 90 Grad Öchsle.
2012
Ein Jahrgang mit wenig Profil und mittlerer Qualität. Erst in der letzten Oktoberwoche erreichten die Pinots rund 95 Grad Öchsle.
2011
Ein warmes, trockenes, und damit unkompliziertes Jahr. Frühe Ernte. Schon Anfang Oktober erreichten die Pinots an die 100 Grad Öchsle. Trotzdem zeigen die 2011er heute eine schöne Balance.
2010
Kühl und nass. Selbst Ende Oktober wiesen die Pinots bei markanten Säurewerten kaum mehr als 90 Grad Öchsle auf. Das Resultat sind filigrane Pinots nach burgundischer Manier.
2009
Ein perfektes Jahr, hätten nicht gewaltige Hagelschäden die Ernte am Ottenberg dezimiert. Homogene, frühe Reife mit Werten von 100 Grad Öchsle Anfang Oktober. Sehr ausgewogene, dichte Weine.
2008
Eine späte und grosse Ernte. Um den 20. Oktober herum lag der Pinot bei 95 Grad Öchsle. Die guten Säurewerte ergaben frische Pinots in klassisch-burgundischer Manier, die heute optimalen Trinkgenuss bereiten.