Neuseeland
The Voice of Riesling
Text: Caro Maurer
Am anderen Ende der Welt leidet der Riesling seit Anbeginn unter einem schlechten Ruf. Zu Unrecht .Denn inzwischen produzieren viele neuseeländische Winzer hochstehende und charaktervolle Weissweine. Die Veranstaltung «The Voice of Riesling» soll nun den «Kiwis» den Geschmackshorizont erweitern.
«Riesling?», ruft Gary, der Fahrer von Auckland Corporate Cabs, auf dem Weg vom Flughafen in die City entgeistert. «Sie kommen wegen Riesling? Aber den trinken wir hier doch gar nicht.» In Neuseeland scheint Riesling also noch nicht überall angekommen zu sein. In dem Reich am anderen Ende der Welt herrscht bisher unangefochten König Sauvignon Blanc mit 20 500 Hektar (von insgesamt 36 000 landesweit), seine durchdringenden Aromen von Stachelbeere, Passionsfrucht oder Tomatenstaudenblättern diktieren den nationalen Geschmack. Allenfalls Chardonnay (3250 Hektar) spielt daneben noch eine gesellschaftlich anerkannte Rolle, und bei den Jüngeren gewinnt Pinot Grigio oder Pinot Gris (2500 Hektar) an Zuneigung. Aber Riesling – der wird von vielen noch eher skeptisch und lieber aus sicherer Distanz betrachtet.
Bei den Weingütern allerdings hat sich die Rebsorte ganz allmählich in einer Nische aus knapp 800 Hektar eingerichtet. Pionieren wie Framingham in Marlborough,Dry River in Martinborough, Pegasus Bay in Waipara oder Felton Road in Central Otago ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, einen neuseeländischen Riesling-Stil zu formulieren, der sich neben den knochentrockenen Weinen aus dem australischen Clare Valley, den üppigen barocken Granden aus dem Elsass oder den flirrenden restsüssen Leichtgewichten von der Mosel als feine eigenständige Interpretation ausmacht. Mit der jährlichen Veranstaltungsreihe «Summer of Riesling» wollen die Weingüter, Geschäfte, Bars und Restaurants die Weinliebhaber überzeugen, doch mal ein Glas Riesling zu probieren. Gehör soll auch das etwas selbstironische Emblem des Anlasses verschaffen: Es zeigt ein Männchen, das ein riesiges Megafon in den Händen hält und mit den Worten «THE VOICE OF RIESLING» lautstark nach Gefolgschaft ruft.
Die zickige Rebsorte
Die Randerscheinung Riesling gibt es in Neuseeland vermutlich länger als Sauvignon Blanc, also schon seit den ersten Tagen der Einwanderung und des Weinbaus, nur galt die Rebsorte anfangs als eher zickig. So riet Romeo Bragato, «Government Viticulturist», quasi erster Winzer im Staate, 1906 sogar offiziell davon ab, Riesling anzubauen, da die Sorte sich nicht als ausreichend ertragreich erwiesen hatte. Stattdessen wurde reichlich Müller-Thurgau in die fruchtbare, geologisch junge Erde des Landes gepflanzt, der bei der Lese gleich ganze Massen abwarf. Daraus machte man dünne, pappig süsse Weine und nannte die Kreuzung des Schweizers Hermann Müller auch noch fälschlicherweise Riesling-Silvaner – es ist in Wirklichkeit Riesling x Madeleine Royal. Der neuseeländische Volksmund verkürzte das kurzerhand zu Riesling – und schon war der Ruf sehr gründlich ruiniert.
«Beim Riesling geht es mir einzig und allein um Balance, wie ich sie in Deutschland schätzen gelernt habe – übersetzt auf neuseeländische Art.»
Andrew Hedley, Weingut Framingham
Das änderte sich erst Anfang der 70er Jahre. Der 24. August 1973 gilt als der Geburtstag des Sauvignon Blanc in Marlborough und somit auch als Beginn der Neuzeit des neuseeländischen Weinbaus. An diesem Tag hat das Unternehmen Montana in der Weinbauregion an der nördlichen Spitze der Südinsel den ersten Rebstock gepflanzt. Es boten sich die idealen Verhältnisse: der Boden in den ehemaligen Flussläufen steinig und wasserdurchlässig, die Temperaturen nicht zu heiss und vor allem nachts kühl, was die Säure straff hielt bei einer langen Reifezeit mit mehr als 2000 Sonnenstunden pro Jahr. Diese sind dort von einer besonders starken Intensität, da wegen der isolierten Lage Neuseelands im südlichen Pazifik und der fehlenden Schwerindustrie der Feinstaubgehalt so gering ist, dass die Strahlung fast ungefiltert auf die Trauben trifft. Die besten Voraussetzungen auch für Riesling, doch eine Statistik aus dem Jahr 1975 listet insgesamt nur kümmerliche acht Hektar in Hawke’s Bay und einen halben in Auckland.
Geisenheimer Riesling-Klone
Erst eine Einwanderungswelle von Geisenheimer Riesling-Klonen Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre und der Enthusiasmus weniger Winzer brachten neue Impulse. Zu den Winzern gehörte auch Rex Brooke-Taylor, der 1981 in Marlboroughs Wairau Valley rund um sein Weingut Framingham 7,5 Hektar Riesling-Reben setzte. Da stehen sie heute noch, mittlerweile 33 Jahre alt, die Wurzeln bis zu 20 Meter tief in den schottrigen Boden aus Grauwacke gegraben, inzwischen gehegt und gepflegt von Winemaker Andrew Hedley, einem gebürtigen Engländer und ebenfalls Riesling-Liebhaber. Diese Leidenschaft drückt er in einem tiefgründigen Stil aus und mit Mut zur Restsüsse: «Es geht mir dabei einzig und allein um die Balance» – eine Balance, wie er sie im deutschen Riesling schätzen gelernt hat, übersetzt auf neuseeländische Art. Andrew spielt auf der Riesling-Klaviatur von trocken bis süss. Beim Dry Riesling schafft er es,rauchige und salzig-mineralische Noten in den Vordergrund zu stellen und erst dahinter Frucht mit Zitrusaromen und Orangenschale anklingen zu lassen. Beim Select hat er sich eine Spätlese zum Vorbild genommen und setzt zur reschen Säure mit 60 bis 70 Gramm Restzucker ein ausgleichendes Gegengewicht. Bei seiner Auslese, dem «Noble Riesling», kommen vertraute Honignoten von Botrytis hinzu. Dabei wolle er die Alte Weinwelt nicht kopieren, sagt Andrew, sondern «einen konventionellen Neue-Welt-Stil prägen, der das Alterungspotenzial von Riesling ausschöpft».
Andrew Hedley ist nicht der Einzige, der in der Hochburg des Sauvignon Blanc eine Vorliebe für den verspielteren Riesling hegt. Nicht weit von Framingham entfernt haben sich 1988 Doc John Forrest und seine Frau Brigid niedergelassen, beide Ärzte. Während Brigid noch heute ihrem «vernünftigen Beruf» nachgeht, hat sich John Forrest ganz und gar dem Wein verschrieben – vor allem dem Riesling: «Denn von allen Rebsorten ist Riesling die, die am besten das Terroir widerspiegelt.» Und so unterscheidet er akkurat zwischen Böden und Klima. Sein zarter JFC Riesling trocken stammt von den mageren Kiesböden des Wairau Valley, und der kräftigere JFC Brancott von lehmhaltigen, fetteren Böden. «Aber mein Kultlabel ist The Doctors’», sagt John Forrest mit Stolz, weil es ihm damit gelungen sei, einen «europäisch trockenen Wein» zu schaffen, der trotz seiner 30 Gramm Restzucker nicht süss anmutet. Für neuseeländisches Geschmacksempfinden kommt das dennoch fast schon einer Revolution gleich.
Auch wenn Marlborough die anderen neuseeländischen Regionen allein durch seine Grösse in den Schatten stellt: Riesling hat heute ebenso eine Heimat in den anderen kühlen Gebieten gefunden – und sticht dabei sogar den allgegenwärtigen Sauvignon Blanc aus. Beispielsweis ein Central Otago, das sich sozusagen im Zonenrandgebiet für Weinbau ganz im Süden des Landes befindet. Bei Bannockburn liegt Felton Road, eines der bekanntesten wie auch anerkanntesten Weingüter Neuseelands für Pinot Noir. Dabei debütierte Felton Road 1997 auch mit Riesling. Blair Walter ist Winemaker der ersten Stunde und hatte schnell erkannt, dass es ihm die trockene kühle Situation ermöglicht, «aus Trauben mit geringem Zuckergehalt Wein mit wenig Alkohol zu machen». Sein Vorbild: Mosel – von Riesling Dry über Riesling Bannockburn mit 50 bis 65 Gramm Restzucker bis zu Riesling Block 1 mit über 70 Gramm. Im Keller gibt es kein Geheimrezept: Ganztraubenpressung, spontane Vergärung, Ausbau im Stahltank. Das Ergebnis ist authentisch, eben Bannockburn, nicht Mosel, sehr zurückhaltend in der Jugend, mehr duftig als fruchtig, mit steinigen und rauchigen Anklängen, hochkomplex und von einer Finesse, die sich erst in der Länge ganz erschliessen lässt.
Auch in einer anderen Hochburg des Pinot Noir hat Riesling schon früh seinen Platz gefunden: In Martinborough, ganz im Süden der nördlichen Insel gelegen, hat Neil McCallum Pionierarbeit geleistet. 1979 hatte er als einer der Ersten vor Ort das Boutique-Weingut Dry River gegründet und vier Jahre später Pinot Noir, Pinot Gris, Chardonnay und Viognier noch Riesling auf den insgesamt zehn Hektar grossen schottrigen Terrassenlagen zur Seite gestellt. Der gebürtige Niederländer Wilco Lam, der heute dort die Weine macht, setzt McCallums Stil in dem winzigen Keller fort mit «Minimalintervention: Spontanvergärung – und die einfach laufen lassen, bloss nicht eingreifen, das würde die natürliche Persönlichkeit verändern».
Auch im kühleren Süden zu Hause
Wer dem kühlen Klima Neuseelands folgt, findet weitere charaktervolle Rieslinge. Die Region Waipara liegt an der Ostküste der südlichen Insel, mit dem Auto etwa eine Dreiviertelstunde nördlich von Christchurch an den Ausläufern der Canterbury-Ebene. Der Pazifik ist nur wenige Kilometer entfernt von den Weinbergen, die Teviotdale Hills schützen sie vor der steifen Brise, im Westen blocken die Southern Alps (Main Divide) feuchte Winde aus dem Nordwesten ab. Dort hat sich in den 70er Jahren der Neurologe Ivan Donaldson niedergelassen und für Riesling eine Heimat in seinem Weingut Pegasus Bay geschaffen. Sohn Matthew macht seit 20 Jahren die Weine, ganz im Sinne des Vaters in klassisch deutschem Stil von Kabinett bis Spätlese. Der 2012er Pegasus Bay Riesling ist schlicht gut: In einer Blindverkostung internationaler Rieslinge im Frühjahr dieses Jahres glaubte die Mehrheit der anwesenden 150 deutschen Weinfachfrauen, der erste Wein im Flight wäre aus Deutschland. Warum? Weil er der beste war. So weit zu den Vorurteilen an diesem Ende der Welt.
In Waipara herrscht Riesling und nicht Sauvignon Blanc – und das bei fast allen Weingütern in faszinierender Form. Vor allem die Prachtexemplare von Tongue in Groove hinterlassen tiefen Eindruck. Sie sind das Ergebnis von Winemaker Lynette Hudson und Angela Clifford. Letztere ist übrigens auch die Erfinderin der Veranstaltungsreihe «Summer of Riesling» – und hat damit dem neuseeländischen Riesling die laute «VOICE»-Stimme verliehen. Sie wird gehört, immer öfter, und inzwischen auch von Gary, dem Taxifahrer von Auckland Corporate Cabs. Auf dem Rückweg zum Flughafen nach drei Wochen erzählt er ganz stolz, dass er sich endlich getraut hat: Er hat sich eine Flasche Riesling gekauft.
Weingüter & Weine in Neuseeland
DRY RIVER WINES, MARTINBOROUGH
Eines der ältesten Boutique-Weingüter in Martinborough, gegründet 1979 von Neil McCallum. Heute gehört es einem amerikanischen Geschäftsmann. Winemaker ist der gebürtige Niederländer Wilco Lam. Die Weinberge stehen auf den ursprünglichen kiesigen Martinborough-Terrassen am Ortsrand und umfassen nur zehn Hektar. Trotz der trockenen Böden wird ohne Bewässerung gearbeitet, viele der Reben sind mit doppelter Laubwand im Scott-Henry-System erzogen. Der Ertrag wird dennoch sehr niedrig gehalten. Es werden insgesamt weniger als 3000 Kisten (à 12 Flaschen) im Jahr produziert: neben Riesling auch ein klassisch eleganter Pinot Noir.
Dry River Craighall Vineyard Riesling 2013
17.5 Punkte | 2014 bis 2020
Von einer klaren, offenen, direkten, linearen Art. Zitrusduft, Apfel und frische Kräuter in der Nase, schlanker Körper, sehr feingliedrig. Die Säure straff, aber gut eingebettet in die dichte Textur. Nachhaltige Länge.
Preis ca. 25 Euro
SPY VALLEY, MARLBOROUGH
Den Namen gab eine nahe gelegene Satellitenstation. Das Weingut wurde 1993 vom Ehepaar Johnson gegründet. Es liegt im Waihopai Valley, das etwas kühler ist als das Wairau Valley. Eigentlich wollten Johnsons nur die Trauben verkaufen, aber 2000 brachten sie ihren ersten Wein auf den Markt. Für die Produktion haben sie sich als einzige Winzerin Marlborough sogar Stückfässer zugelegt. Winemaker Paul Bourgeois schätzt an Riesling das Alterungspotenzial. Er ist überzeugt, dass sein Wein frühestens nach drei Jahren die Trinkreife erreicht, «erst dann sind alle Elemente miteinander verschmolzen».
Spy Valley Envoy Riesling 2010
16.5 Punkte | 2014 bis 2018
Eine Traubenselektion von den Parzellen direkt neben dem Fluss. Vergärung im Stückfass, auf der Hefe für vier Monate. In der Nase duftig, Pfirsich, Zitrusnoten mit einem Hauch von Ingwer. Reizvolles Spiel von Säure und Süsse bei 88 Gramm Restzucker und 9,4 Gramm Säure.
Preis ca. 12 Euro
PALLISER ESTATE, MARTINBOROUGH
Gegründet wurde das Weingut 1989 – und ist in Martinborough damit eines der ältesten; mit 92 Hektar ist es auch eines der grössten in ganz Wairarapa. Mitgründer und Geschäftsführer Richard Riddiford ist sozusagen ein autochthones Gewächs aus der Gegend. Die feine, dezente und elegante Stilistik seiner Rieslinge scheint anfangs kaum mit dem rauen Charme von Richard übereinzustimmen, doch man entdeckt in beiden mit der Zeit eine ansprechende und nachhaltig beeindruckende Tiefgründigkeit.
Palliser Estate Riesling 2007
17.5 Punkte | 2014 bis 2018
Hat jetzt den Höhepunkt erreicht, wo die Steinobst- und Zitrusnote mit den weissen Blüten in den Hintergrund rückt und die steinigen, leicht rauchigen Noten die Führung im Duft übernehmen. Im Mund wirkt er noch sehr jugendlich, die Säure frisch, die Textur cremig. Erscheint sehr extraktreich und dicht. Beständige Länge.
Preis ca. 11 Euro
www.nz-wine.de | www.barossa.ch
FORREST ESTATE, MARLBOROUGH
In der zweiten Karriere war er Winzer, davor Arzt: Seinen ersten eigenen Wein hat Doc John Forrest 1990 gemacht – und er ist seither eine Ausnahmeerscheinung in Marlborough. Denn nicht nur Sauvignon Blanc, sondern auch Riesling ist für ihn dort die beste Rebsorte. Sein Augenmerk hat er auf die Ausgewogenheit von reifer Frucht und markanter Säure gerichtet. Um die ganze Riesling-Spanne ausnutzen zu können, produziert er verschiedene Labels. Ausserdem hat er sich mehrere Lagen mit Kalksteinboden im Norden von Central Otago dazu gekauft.
Forrest The Doctors’ 2012
16 Punkte | 2014 bis 2017
Der Riesling stammt von den Lagen rund ums Weingut nördlich von Renwick. Reife Pfirsichfrucht, Zitrusaromen, die Frucht klar und ausdrucksstark. Ein süffiges Leichtgewicht mit nur 8,5 Vol.-% Alkohol. Die frische Säure schön ausbalanciert mit 31,6 Gramm Restzucker. Ein Spasswein.
Preis ca. 14 Euro
FRAMINGHAM WINES, MARLBOROUGH
Framingham ist noch eine Ausnahmeerscheinung in Marlborough, denn nicht Sauvignon Blanc spielt auf den 17 Hektar rund ums Weingut die Hauptrolle, sondern eben der Riesling – und das schon von Anfangan. So stehen dort heute einige der ältesten Rebstöcke der Region. Winemaker Andrew Hedley, gebürtiger Engländer, versteht es, seine Begeisterung für die Rebsorte gekonnt auf seine Weine zu übertragen. Stilistisch verfolgt er eine deutsche Linie, die sich in einer reizvollen Leichtigkeit und Balance ausdrückt, aber auch in der Langlebigkeit, welche die Framingham-Weine zeigen.
Framingham Marlborough Dry Riesling 2004
17.5 Punkte | 2014 bis 2020
In der Nase rauchig, eine appetitliche Frucht mit Zitrusaromen, Mandarinen und Orangenzesten. Die muntere, aber in die dichte Strukturgut integrierte Säure gibt eine klare Linie vor. Schlanke Stilistik mit Eleganz und Finesse. Im Finish salzige Noten. Respektable Länge.
Preis ca. 20 Euro
FELTON ROAD, CENTRAL OTAGO
Felton Road debütierte mit seinem Pinot Noir im Jahr 1997 und war damit so erfolgreich, dass der ausgezeichnete Riesling etwas ins Hintertreffen geriet. Von den 32 Hektar auf kiesigen Böden mit Quarz und Gletscherschiefer nimmt er rund ein Zehntel ein. Auf dem Weingut am Ende der Felton Road wird biodynamisch gearbeitet, die Weine werden spontan vergoren. Das Ergebnis sind keine offensichtlichen Rieslinge, sondern hochkomplexe Weine, die sich erst langsam erschliessen.
Felton Road Block 1 Riesling 2013
18 Punkte | 2015 bis 2022
Noch sehr verschlossen. Der Duft erinnert zuerst an nasse Steine, die Frucht aus Pfirsich und Mirabellen muss man darunter sozusagen erst einmal ausgraben. Im Mund eine dichte, verwobene Struktur, sehr fein. Die straffe Säure ist in 73 Gramm Restzucker gut verpackt. Im Finish legt der Wein noch einmal nach und bleibt beeindruckend lange zurück.
Preis ca. 29 Euro
MT DIFFICULTY, CENTRAL OTAGO
Zuerst waren es vier Weinberge, deren vier Besitzer sich eines Tages zusammenschlossen, um ein Weingut zu gründen. Heute umfasst der Besitz 40 Hektar, hinzu kommen 20 angemietete Hektar, die allesamt im Regenschatten des Mount Difficulty bei Bannockburn liegen. Zehn Prozent davon belegt Riesling. Zum Weingut gehören eine gut bestückte Vinothek und ein sehr gemütliches Restaurant mit wunderschönem Blick über das Tal. Die Weine, die dort produziert werden, sind geradlinig und zugänglich.
Mt Difficulty Target Riesling Medium 2013
16.5 Punkte | 2014 bis 2018
In der Nase sehr duftig, mit reifer Pfirsichfrucht und Zitronat, dahinter würzige Noten mit Bergamotte. Im Mund sehr rund, sehr glatt, von einnehmender Dichte. Ausgewogenes Spiel zwischen Fruchtsüsse (45 Gramm Restzucker) und straffer Säure, cremige Textur vom fünfmonatigen Hefelager. Beeindruckende Länge.
Preis ca. 17 Euro
PEGASUS BAY, WAIPARA
Als Ivan Donaldson mit seinen Partnern 1976 seine ersten Reben pflanzte, brachten die angeblichen Merlot-Pflanzen tatsächlich Chenin-Blanc-Trauben hervor. Heute gehört Riesling zu den wichtigsten Sorten des familiengeführten Weinguts. Um den Keller kümmert sich Sohn Matthew, um den Verkauf sein Bruder Edward. Das Weingut ist ein bildhübsches Anwesen mit grossem Park, in dem auch Konzerte veranstaltet werden; dazu gehören eine adrette Vinothek und ein Restaurant mit ausgezeichneter regionaler Küche.
Pegasus Bay Riesling 2010
18 Punkte | 2014 bis 2020
Klar definierte Frucht mit Apfel, Aprikose und Grapefruit in der Nase, begleitet von einer leicht rauchigen und steinigen Note. Auch im Mund herrscht Klarheit, der Wein ist sehr direkt, sehr harmonisch mit seinen 20 Gramm Restzucker. Beeindruckende Dichte und Konzentration, wahrt dennoch eine schlanke Form. Nachhaltige Länge.
Preis ca. 24 Euro
AMISFIELD, CENTRAL OTAGO
Gegründet 1988. Das Weingut liegt am Fuss der Pisa Mountains im Cromwell Basin inmitten der rund 80 Hektar Weinberge. Auf halbem Weg Richtung Queenstown am Eingang zum Gibbston Valley befindet sich die Vinothek mit hübschem Restaurant, das mit hohen Schiefersteinwänden, grossem Panoramafenster und Terrasse mit schönem Ausblick verzaubert. Nicht zu vergessen die ausgezeichnete Küche. Winemaker Stephanie Lambert gelingt es, Weinpersönlichkeiten zu schaffen, von denen vor allem der Riesling beachtliches Reifepotenzial zeigt.
Amisfield Lowburn Terrace Riesling 2011
17.5 Punkte | 2014 bis 2020
In der Nase rauchig, Frucht von grünem Apfel, Quitte, Zitrusnoten, sehr saftig. Im Mund tritt der Wein sehr bestimmt auf, geradlinig, es ist eher ein kühler Typ. 65 Gramm Restzucker kompensieren die lebhafte Säure. Insgesamt wirkt er jedoch trocken und ist von einer animierenden Leichtigkeit.
Preis ca. 25 Euro
GREYSTONE WINES, WAIPARA
Die 39 Hektar umfassenden Weinberge liegen an den Hängen der Teviotdale Hills, die Waipara vor den kühlen Winden des Pazifiks schützen. Hier herrschen Kalksteinböden vor. Greystone ist gerade mal zehn Jahre alt. Von Anfang an dabei ist Nick Gill, der die Aussenanlagen auch geplant und Winemaker Dom Maxwell dazugeholt hat. Die beiden sind ein eingespieltes Team, das mit spürbarer Begeisterung und Leidenschaft Wein macht. Das lässt sich auch nachvollziehen in den ausdrucksvollen Weinpersönlichkeiten, die ebenso intensiv wie finessenreich ausfallen.
Greystone Riesling 2011
17 Punkte | 2014 bis 2020
Die Trauben dafür kommen aus vier Blocks, die hoch oben liegen, etwa fünf Prozent davon mit Botrytis. Das wäre, so Dom Maxwell, ihr Hausstil. In der Nase mit betont reifer Frucht aus Pfirsich und Aprikose, im Mund cremig, rund, mit einem Hauch Honig. Klare, eindringliche Linie, sehr intensiv.
Preis ca. 20 Euro
TONGUE IN GROOVE, WAIPARA
Tongue in Groove, das heisst so viel wie «jedem Topf sein Deckel». Das trifft bei dem Weingut in North Canterbury in mehrerlei Hinsicht zu. Dort ergänzen sich Angela Clifford und Lynnette Hudson perfekt, die eine spezialisiert auf Weinmarketing, die andere engagierte Weinmacherin. Mit vollreifer Frucht und etwas Botrytis schaffen die beiden ausdrucksstarke und harmonische Riesling-Persönlichkeiten, die man unbedingt kennenlernen sollte. Ein Bild davon kann man sich auch anhand der extravaganten Etiketten machen.
Tongue in Groove Riesling 2011
18 Punkte | 2014 bis 2022
Ein herausfordernder, mächtiger Wein. Sehr reife Frucht mit Nektarine und Grapefruit, unterlegt von einer klaren Honignote und mineralischen, salzigen Eindrücken im Abgang. Der Körper füllig, fast barock – und richtig sexy. Überwältigende Länge. Ein Alpha-Riesling-Typ.
Preis ca. 25 Euro