Schweizer Bioweinpreis 2017

  • Marco Casanova | Weingut Casanova WeinPur | Walenstadt
  • Thomas Vaterlaus | Chefredakteur VINUM
  • Jürg Schenkel | Leiter Marketing | Bio Suisse
  • Bioidylle zwischen Felswan und See beim Weingut Casanova WeinPur

Bio boomt

 

213 Weine sind zum Schweizer Bioweinpreis 2017 eingereicht worden. Das ist neuer Rekord und eine bemerkenswerte Steigerung von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Initiiert haben wir diesen Preis übrigens im Jahr 2014, bei dieser ersten Austragung waren 60 Weine mit dabei. Der Erfolg dieses Wettbewerbs spiegelt den Aufschwung des Bioweinbaus in der Schweiz. Wurde vor zehn Jahren noch auf 240 Hektar kontrolliert biologisch Wein angebaut, so sind es heute bereits geschätzte 560 Hektar. Damit werden inzwischen annähernd vier Prozent der gesamten Schweizer Rebfläche kontrolliert biologisch bewirtschaftet. Das ist zwar im europäischen Vergleich immer noch bescheiden, ist doch in Frankreich, Spanien und auch Deutschland dieser Wert in den letzten Jahren auf über acht Prozent gestiegen. Aber die Anzeichen sind klar: Im Schweizer Bioweinbau herrscht eine Dynamik wie nie zuvor. Eine Analyse der Resultate des Bioweinpreises 2017 zeigt: Mit den Weinen von Marco Casanova und Bosshart + Grimm avanciert der Walensee endgültig zum Bio-Hotspot. Piwi-Sorten wie Souvignier Gris, Solaris, Cabernet Jura oder Cabernet Cortis zeigen zunehmend ein vergleichbares Qualitätsniveau wie konventionelle Sorten wie Chardonnay oder Pinot Noir. Und es gibt je länger je mehr Ausnahmeerscheinungen in der Schweizer Bioweinszene, nämlich Winzer, die mit grosser Kontinuität über Jahre hinweg qualitativ hervorragen-des leisten. Dazu gehören ganz besonders Karin und Roland Lenz in Iselisberg, die 2015 als «Schweizer Biowinzer des Jahres» gekürt wurden und dieses Jahr das Kunststück geschafft haben, sich gleich mit acht ihrer Weine für die Finalrunde zu qualifizieren. Alle Winzer und Weine, die wir Ihnen auf den folgenden 16 Seiten vorstellen, können wir Ihnen bedingungslos empfehlen. Auch weil sie kontrolliert biologisch hergestellt worden sind, vor allem aber weil es nach VINUM-Kriterien hervorragende Gewächse mit individuellem Charakter sind.

Thomas Vaterlaus

Chefredaktor VINUM

Naturtropfen

 

Mit der Natur zu arbeiten bedeutet auch, von ihr abhängig zu sein. Dieses Jahr waren die Kulturen dank milder Frühlingstemperaturen in ihrer Vegetation bereits im April weit fortgeschritten. Dann kam der zu dieser Jahreszeit verheerendste Kälteeinbruch seit langem. In ganz Europa kämpften Weinbäuerinnen und -bauern für den Erhalt der Früchte ihrer Arbeit, bedauerlicherweise häufig vergebens. Bereits im vergangenen Jahr überraschte ein Spätfrost Ende April die Winzerinnen und Winzer. Dass unsere Biowinzerinnen und -winzer trotz schwierigem Erntejahr 2016 ausgezeichnete Naturtropfen produzieren konnten, macht uns besonders stolz. 

Einen Rebberg zu bewirtschaften ist vergleichbar mit dem Hausbau: Das Fundament muss standhalten. Bio-Winzerinnen und -Winzer bemühen sich daher um einen nährstoffreichen Boden, auf dem später kraftvolle Reben wachsen und sich entfalten können. Auf chemisch-synthetische Pestizide und Kunstdünger verzichten sie. Umso wichtiger ist ein waches Auge und Ideenreichtum beim Pflanzenschutz. Dank vielfältiger Arbeitsweisen von Bio-Winzerinnen und -Winzern entstehen facettenreiche Weine, denn jeder hat sein eigenes Rezept zum Erfolg. Vermehrt zieren namhafte Etiketten die edlen Tropfen.

Wir freuen uns, bereits zum vierten Mal den Schweizer Bioweinpreis zu begleiten, und schätzen die fachkundige Zusammenarbeit mit unserem Partner VINUM. Besonders stolz sind wir auf unsere Winzerinnen und Winzer, die den Herausforderungen der Natur fair entgegentreten und mit ihr im Einklang arbeiten.

Jürg Schenkel

Leiter Marketing, Bio Suisse

Der Wettbewerb

Zum vierten Schweizer Bioweinpreis wurden 213 Weine von 53 Winzern eingereicht. Alle Weine der insgesamt sieben Wettbewerbskategorien wurden in einem zweistufigen Auswahlsystem von der VINUM-Redaktion blindverkostet und bewertet. Nach der Benotung durch die VINUM-Redaktion wurden die jeweils fünf besten Gewächse jeder Kategorie Mitte Mai an der Finalverkostung in «Caduff’s Wineloft» in Zürich von Grund auf neu bewertet. Wie im vergangenen Jahr wurden die Sieger von einer Fachjury erkoren. Dieses Profipanel bestand aus Weinexperten der Deutsch- und Westschweiz. Neben den besten Rot- und Weissweinen wurde der «Schweizer Biowinzer des Jahres» gekürt – jener Winzer, der mit seinem bestklassierten Weisswein und seinem bestklassierten Rotwein im Final die höchste Durchschnittsnote erhielt. Die Preise wurden im Rahmen einer öffentlichen Siegerverkostung verliehen. Der Wettbewerb wird von VINUM unter dem Patronat von Bio Suisse durchgeführt. Durch die Erweiterung der Wettbewerbskategorien wurde das Interesse der Winzer an der Teilnahme gesteigert. Einige der Winzer sind bereits alte Bekannte und waren schon mehrfach im Finale vertreten. Die Konstanz der Qualität ist ein wahrer Grund zur Freude.

Die Jury (von links nach rechts)

Sigi Hiss, Weinjournalist, Einsiedeln | Favorit: Casanova WeinPur, AOC St. Gallen Fürscht Pinot Noir 2015

Ursula Geiger, Redaktion VINUM, Zürich | Favorit: Weingut Karin und Roland Lenz, Anno 2016

Guido Seyerle, Journalist & bioweinbuch.de, D-Rosengarten | Favorit: Casanova WeinPur, AOC St. Gallen Fürscht Pinot Noir 2015

Michaela Aergerter, VINUM, Zürich | Favorit: Stiftung Balm, AOC St. Gallen Cabernet Jura Fluehölzli 2015

Catherine Cruchon, Önologin Domaine Henri Cruchon, Echichnes VD | Favorit: Casanova WeinPur, AOC St. Gallen Seemühle Chardonnay 2015

Nicole Harreisser, Redaktion VINUM, Zürich | Favorit: La Maison Carrée, AOC Neuchâtel Flétri 2015 

Alain Kunz, Journalist | Favorit: La Maison Carrée, AOC Neuchâtel Flétri 2015 

Beat Caduff, Gastgeber «Caduff’s Wineloft» | Favorit: La Maison Carrée, AOC Neuchâtel Flétri 2015

Carsten Fuss, Weinakademiker | Favorit: Casanova WeinPur, AOC St. Gallen Fürscht Pinot Noir 2015 

Hans Babits, Académie du Vin, Zürich | Favorit: Casanova WeinPur, AOC St. Gallen Seemühle Chardonnay 2015

Thomas Vaterlaus, Chefredaktor VINUM, Zürich | Favorit: Casanova WeinPur, AOC St. Gallen Fürscht Pinot Noir 2015

Emil Hauser, Einkäufer Delinat | Favorit: Casanova WeinPur, AOC St. Gallen Fürscht Pinot Noir 2015 

David Rodriguez, Einkäufer Delinat | Favorit: La Maison Carrée, AOC Neuchâtel Flétri 2015 

Ergebnis

Traditionelle Rebsorten rot

1. Platz: Casanova WeinPur AG, Walenstadt

AOC St. Gallen Fürscht Pinot 2

17.5 Punkte | 2017 bis 2022

Zusammen mit seinem Chardonnay Seemühle konnte Marco Casanova den diesjährigen Wettbewerb um den Schweizer Biowinzer 2017 mit diesem Lagen-Pinot für sich entscheiden. Sein Fürscht Pinot ging auch bei der Vielzahl der eingereichten Pinot Noir als Sieger hervor und erreichte die höchste Bewertung im Wettbewerb. Die Lage Fürscht befindet sich unter den steilen Felswänden der Churfirsten. In exponierter Süd-West-Lage gedeihen hier die Pinot-Noir-Reben auf tiefgründigem, mineralischem und sehr kalkigem Gestein. Das Temperaturspiel zwischen der Wärme sonniger Tage und den kühlenden Fallwinde von den Churfirsten am Abend geben dem Wein seine typische aromatische Prägung. Sehr präzise Spätburgunderaromatik, rote Früchte in der Nase, Weichseln und Herzkirschen, feines Leder, gute Tanninstruktur. Leichter Körper, präzise am Gaumen. Langer Abgang.

Preis: ca. 30 Franken | www.casanova-weinpur.ch

 

2. Platz: Weinkellerei Bosshart + Grimm, Berschis

AOC St. Gallen Pinot Noir Barrique 2015

16.9 Punkte | 2018 bis 2028

Aus den besten Trauben des Jahrgangs 2015 gekeltert, reift der Wein in kleinen Eichenfässern zur Vollendung. Rauchige Aromen, rote Früchte wie Himbeeren, auch getrocknete Feige. Herbale Noten am Gaumen, Pflaume, Würze, Leder. Mineralische Anklänge. Gute, animierende Säurestruktur, voller Körper. Mittleres Finish. Grosses Reifepotenzial!

Preis: ca. 28 Franken | www.bosshartweine.ch

 

3. Platz: Bruno Martin, Ligerz am Bielersee

AOC Bielersee Lacerta 2016

16.9 Punkte | 2018 bis 2028

Mittleres Rubinrot im Glas. Frische, zart rauchige Nase mit feiner Würze. Am Gaumen dunkle Früchte wie reife, dunkle Zwetschge, feine Kirsche. Florale Noten von Veilchen, dazu Röstaromen, würzige Komponenten, Vanille und dunkle Schokolade. Zarte Bitternoten, feine Tanninstruktur. Guter Körper mit langem Abgang. Tolles Potenzial durch feinen Säurenerv und reife Tannine.

Preis: ca. 32 Franken | www.biovin-martin.ch

Traditionelle Rebsorten weiss

1. Platz: Casanova WeinPur AG, Walenstadt

AOC St. Gallen Seemühle Chardonnay 2015

17.1 Punkte | 2017 bis 2022

Die Trauben für diesen Chardonnay reifen in der Lage Seemühle am Ufer des Walensees. Tagsüber profitieren die Reben von der intensiven Sonneneinstrahlung und der Spieglung durch die Seeoberfläche. Nachts kühlt es ab durch die Fallwinde, die die steilen Felswände der Churfirsten hinabwehen. Die feine Aromenausprägung wird mit diesem Wechselspiel zwischen warm und kalt gefördert. Mit strahlendem Gold im Glas von mittlerer Intensität überzeugt der Chardonnay von Marco Casanova bereits in der Nase mit cremiger-schmelziger Textur und feinen Röstnoten. Am Gaumen entwickelt er eine fruchtige Struktur mit Noten von Vanille, etwas Brioche und gelben Früchten. Ein sehr animierender Wein mit wunderbar eingebundener Säure und kräftigem Körper. Im Abgang sehr saftig und lang anhaltend. 

Preis: ca. 30 Franken | www.casanova-weinpur.ch

 

2. Platz: La Maison Carrée, Auvernier

AOC Neuchâtel Savagnin Blanc 2015

16.4 Punkte | 2018 bis 2022

Jean-Denis Perrochet, Schweizer Biowinzer des Jahres 2016, überzeugt in diesem Jahr mit seinem Savagnin Blanc 2015, eine alte Rebsorte mit grossem Reifepotenzial. Helles Strohgelb im Glas, in der Nase noch etwas verschlossen. Am Gaumen reife gelbfleischige Früchte mit zarten Rauchnoten. Straff mit feiner Kräuterwürze, aber auch florale Noten und feine ausgewogene Süsse mit Noten von Steinfrüchten. Ein langes Finale.

Preis: ca. 18 Franken | www.lamaisoncarree.ch

 

3. Platz: Casanova WeinPur AG, Walenstadt

AOC St. Gallen Seemühle Sauvignon Blanc 2016

16.3 Punkte | 2017 bis 2019

Der zweite Weisswein von Marco Casanova präsentiert sich zunächst noch etwas verhalten, dann mit Noten von Agrumen, weissen Blüten, weisser Pfirsich, aber auch feiner Kräuterwürze. Am Gaumen sehr geradlinig, fein strukturiert und frisch, mineralisch. Saftig am Gaumen, frisch, ein moderner Sauvignon Blanc. Dynamisch, mit rassiger Säure. Mittlerer Abgang.

Preis: ca. 24 Franken | www.casanova-weinpur.ch

Piwi-Sorten rot

1. Platz: Stiftung Balm, Jona SG

AOC St. Gallen Cabernet Jura Fluehölzli 2015

16.7 Punkte | 2017 bis 2024

Die Stiftung Balm engagiert sich in grossem Masse für Menschen mit Behinderungen. Als Teil der stiftungseigenen Gärtnerei sind die eigenen Rebberge fester Bestandteil in der Bewirtschaftung und die Weine werden unter anderem in dem zum Betrieb gehörenden Café Balm angeboten. Die Vinifizierung der Weine erfolgt durch Markus Weber vom Turmgut in Erlenbach/Meilen. Der Fluehölzli präsentiert sich im Glas mit tiefdunklem Purpur. In der Nase ist er frisch mit Anklängen von Gras und Unterholz. Entwickelt am Gaumen eine feine Würze, ist sehr aromatisch, saftig und etwas rauchig mit tollen Fruchtnoten nach Brombeeren und Schwarzer Johannisbeere, aber auch Apfelschalen. Röstaromen. Temperamentvoll, sehr ausgewogen, gute Säurestruktur mit mittleren Tanninen, cremig und schmelzig. Sehr lang anhaltendes Finish. Crowd-pleaser mit vielversprechendem Potenzial.

Preis: ca. 20 Franken | www.stiftungbalm.ch

 

2. Platz: Weingut Sitenrain, Meggen

AOC Luzern Cabernet Cortis 2

16.6 Punkte | 2017 bis 2025

Tiefdunkles Rubinrot, sehr intensive, gehaltvolle Nase, animalisch, dunkle Pflaume, am Gaumen etwas zurückhaltend, grüne Frucht, leicht pfeffrig, zarte Veilchennoten. Feine Tanninstruktur. Gute, prägnante Säure. Mittlere Abgang. Mit Potenzial. 

Preis: ca. 35 Franken | www.sitenrain.ch

 

3. Platz: Bio-Weinbau Geiger, Thal

AOC St. Gallen Maréchal Foch 2015

16.3 Punkte | 2017 bis 2022

Edy Geiger konnte auch mit seinem Maréchal Foch überzeugen. Er überrascht mit würzigen, pfeffrigen und rauchigen Noten. Am Gaumen dicht, dunkle Beeren wie Schwarze Johannisbeere und Kirsche, etwas Vanille, aber auch dunkle Schokolade und Nougat, mittleres Tannin, mittelkräftiger Körper. Ein samtiger Schmeichler mit Charme. 

Preis: ca. 20 Franken | www.bioweinbaugeiger.ch

 

Piwi-Sorten weiss

1. Platz: Bioweingut Karin und Roland Lenz, Uesslingen

Lenz Handwerk weiss 2016

16.6 Punkte | 2017 bis 2020

Kein Winzer war beim diesjährigen Bioweinpreis mit so vielen Weinen im Finale vertreten. 2015, als Lenz zum Schweizer Biowinzer des Jahres gekürt wurde, reüssierte er vor allem mit seinen Rotweinen. Im darauffolgenden Jahr unterstützte er die Jury und reichte darum keine Weine ein. Dieses Jahr setzt Lenz auch mit seinen weissen Gewächsen starke Akzente. Sein Souvignier Gris Handwerk weiss 2016 landete auf dem ersten Platz der Piwi-Sorten. Der Wein wurde erstmals 2015 produziert. In der Nase verhalten, feine rauchige Noten sowie Feuerstein und Würze. Im Mund saftig mit Vanille und floralen und saftigen Noten. Hat eine feine Textur und gute Balance. Von mittlerer Säure, sehr mundfüllend und erfrischend. Ein Wein mit Charakter und Rückgrat. Lenz hat sich ganz und gar dem nachhaltigen Wirtschaften verschrieben: Seit dem Neubau im Jahr 2016 führen er und seine Frau Karin das erste energieautonome Weingut der Schweiz.

Preis: ca. 24 Franken | www.weingut-lenz.ch

 

2. Platz: Weingut Sitenrain, Meggen

AOC Luzern Souvignier Gris 2016

16.5 Punkte | 2017 bis 2020

Das Weingut Sitenrain ist bereits ein Dauergast im Finale des Schweizer Bioweinpreises. 2016 wurden auf dem Gut erstmals die Trauben aus dem Souvignier-Gris-Rebberg gelesen. Auf Anhieb schaffte es der Piwi-Wein auf den zweiten Platz: Komplexes, feingliedriges Bouquet mit knackiger Zitrusfrucht und Grasnoten. Geschmeidiger Ansatz, Noten von Agrumen, florale Noten. Etwas kandierte Ananas, sehr elegant. Schöne Spannung und Länge am Gaumen. 

Preis: ca. 24 Franken | www.sitenrain.ch

 

3. Platz: Weingut Sitenrain, Meggen

AOC Luzern Solaris 2016

16.3 Punkte | 2017 bis 2019

Zwar konnte der Solaris 2016 nicht ganz an den Erfolg des 2014er anschliessen. Dennoch überzeugte er die Jury mit grasig-kräuterwürzigem Duft, einem Hauch von Stachelbeere und exotischen Früchten. Am Gaumen zitrische Noten von Grapefruit, aber auch Passionsfrucht und grüne Mirabellen. Ein sehr geschmeidiger Wein mit feinem Süsse-Säure-Spiel. Der Körper ist dicht und finessenreich. Gute Länge.

Preis: ca. 24 Franken | www.sitenrain.ch

Cuvée rot

1. Platz: Bioweingut Karin und Roland Lenz, Uesslingen

Panorama 2015

16.6 Punkte | 2017 bis 2022

Die idealen Wetterbedingungen des Spätsommers 2015 von Ende Juli bis hinein in den Herbst lieferten eine aussergewöhnliche Basis für diese Cuvée. Aber nicht nur das Wetter, auch das Arbeiten im Weinberg und im Weinkeller nach biologischen Grundsätzen beeinflusst die Qualität des Weines im Zusammenspiel mit dem Jahrgang. Der Panorama 2015 ist ein hervorragendes Beispiel dafür. Eine sehr gelungene Vermählung eines Pinot-Gewächs mit einer Piwi-Rebsorte: Pinot Noir und Cabernet Jura. Rubinrote Farbe im Glas, zarte, feine Aromatik orientalischer Würze, Kurkuma, Minze und Wachs. Im Mund mit vibrierender Säure, dunklen Beerenfrüchten wie Brombeeren, aber auch Waldbeeren. Würzige Kräuternoten. Wunderbar ausbalanciert und präzise am Gaumen. Kernig und mit Grip. Sehr animierend. Saftiger, langer Abgang. Ein Charmebolzen mit Charakter.

Preis: ca. 24 Franken | www.weingut-lenz.ch

 

2. Platz: Bioweingut Karin und Roland Lenz, Uesslingen

Anno rot 2016

16.4 Punkte | 2017 bis 2022

Ein sehr individueller, nicht alltäglicher Wein aus den Rebsorten Cabertin, Merlot, Malbec und Cabernet Franc. Granatrote Farbe im Glas. Duftet nach Kräutern, Laub, Efeu, schwarzem Pfeffer und Kirsche. Entwickelt sich am Gaumen mit knackiger Säure, hat Mineralität und Grip, zarte Süsse. Feine Struktur mit langem Abgang.

Preis: ca. 12.50 Franken (50 cl) | www.weingut-lenz.ch

Cuvée weiss

1. Platz: Weingut FiBL, Frick

AOC Aargau Les Blancs 2016

16.8 Punkte | 2017 bis 2021

Wie wir schon in unserem Profipanel Aargau (Ausgabe 3/2017) feststellen konnten, gedeihen im Aargau herrliche Weine. Auch die Cuvée Blanche 2015 konnte dort bereits überzeugen. Mit neuem Etikett, aber gewohnt hochkarätigem Inhalt beteiligte sich das Weingut FiBL nun auch am Schweizer Bioweinpreis. Nach zahlreichen guten Platzierungen in den vergangenen Jahren konnte die Cuvée Les Blancs im Finale dieses Jahr einen Sieg für sich verbuchen. Die Cuvée aus den Piwi-Sorten Bronner, Johanniter, Solaris und Seyval Blanc zeichnet sich durch feine und komplexe Fruchtnoten wie Mirabelle, Pfirsich und Quitte sowie florale Noten nach Akazien aus. Etwas Kräuterwürze, leicht orientalische Noten. Gute Struktur, sehr ausbalanciert und animierend. Zarte, aber spürbare Süsse, kraftvoll. Saftiger Abgang. Ein stimmiger Wein, der gut zum Apéro passt, aber auch zu Käsegerichten und hellem Fleisch.

Preis: ca. 13 Franken | www.weingut.fibl.org

 

2. Platz: Vini Rovio Ronco-Gianfranco Chiesa, Rovio

IGT Svizzera Italiana Bianco Bio 2015

16.4 Punkte | 2017 bis 2021

Gianfranco Chiesa komponiert diese Cuvée aus den beiden Piwi-Rebsorten Johanniter und Bronner. In der Nase zeigt sie sich noch etwas verhalten mit floralen Noten. Sehr kraftvoll am Gaumen. Reife gelbe Früchte, Noten von Erdbeeren und Gras, aber auch Akazie, Honig und Brioche. Cremig auf der Zunge. Gute Säurestruktur, mittellanges Finale. Ein animierender Wein und feiner Essensbegleiter.

Preis: ca. 18.45 Franken | www.vinirovio.ch

 

3. Platz: NiRo Weingut, Wil AG

AOC Aargau L’Aventurière 2014

16.4 Punkte | 2017 bis 2019

Nicole Robatel, Winzerin aus Leidenschaft, kultiviert auf 2,7 Hektar natürliche und authentische Weine. Ihre Cuvée aus Räuschling, Elbling und Müller-Thurgau besticht durch einen mittleren Gelbton im Glas. In der Nase Holznoten, Weihrauch, Kräuterwürze. Im Mund komplex und kernig, straff und strukturiert. Ein Wein für Individualisten, die das Besondere suchen.

Preis: ca. 24 Franken | www.ni-ro.ch

Weine mit Restsüsse

1. Platz: Domaine de la Maison Carrée, Auvernier

AOC Neuchâtel Flétri 2015

17.5 Punkte | 2018 bis 2030

Aus der langen Familientradition heraus keltern die Perrochets noch heute ihre Weine. Die Trauben werden auf einer vertikalen Holzpresse gepresst und die Reifung erfolgt ausschliesslich in grossen Eichenfässern. Der Süsswein Flétri aus Chardonnay- und Pinot-Gris-Trauben wird wie ein Strohwein gekeltert. Die Trauben werden über einen Zeitraum von drei bis vier Monaten in einem offenen und luftigen Estrich getrocknet, um den Saft zu konzentrieren. Die Trauben verlieren langsam ihr Volumen und schrumpfen ein. Dadurch wird der Saft in den Trauben konzentriert. Durch den hohen Zuckergehalt stoppt die Gärung und der Wein behält seine Süsse. Amberfarben zeigt er sich im Glas, mit Noten kandierter Früchte, sehr konzentriert, Honignoten, Karamell, endet in einem sehr langen Finale. Ein wunderbarer Begleiter zu Schimmelkäsen, aber auch zu süssen Desserts und Schokoladenkuchen.

Preis: ca. 30 Franken (50 cl) | www.lamaisoncarree.ch

 

2. Platz: Bioweingut Karin und Roland Lenz, Uesslingen

Sélection weiss 2016

16.5 Punkte | 2017 bis 2024

Eine weitere Vermählung traditioneller mit Piwi-Rebsorte: Gewürztraminer und Johanniter mit feiner Restsüsse. Hellgelb, ausdrucksvoll, cremig. Feiner Rosenduft, Muskatnoten, exotische Früchte wie Mango und Maracuja. Lebendig und ausgewogen, animierend und fein. Im Abgang wirkt er trocken und macht nicht satt. 

Preis: ca. 20 Franken | www.weingut-lenz.ch

 

3. Platz: Domaine de la Maison Carrée, Auvernier

AOC Neuchâtel Flétri 2014 

16.2 Punkte | 2017 bis 2026

Nur knapp muss sich der Jahrgang 2014 dem jüngeren Bruder geschlagen geben. Hellamberfarben. Feine florale Noten, exotische frische Früchte, Tapanade, Harz. Grosse Frische, etwas dezenter als 2015. Gute Balance zwischen Süsse und Säure. Feine Begleiter zu Schimmelkäse, aber auch zu Schokoladendesserts.

Preis: ca. 30 Franken (50 cl) | www.lamaisoncarree.ch

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