Ball des Weines

Na, so ein Glück!

Text: Alice Gundlach

 

  • Stephan Pramstrahler, Haubenkoch im Hotel «Turm», brachte nicht nur Südtiroler Küche mit nach Wiesbaden, sondern auch Wein aus seinem Weingut Grottnerhof.
  • Die Deutsche Weinkönigin Lena Endesfelder (M.) führte die Delegation der deutschen Weinmajestäten an.

Glück hat viele Gesichter, man findet es im Grossen – und oft auch im Kleinen. Und so hatten zum Motto «Glücksgefühle» des 17. Balls des Weines vom Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) in Wiesbaden viele etwas zu erzählen. 

«Glück ist für mich, im Weinberg zu wandern und zur Rast ein gutes Glas Wein zu trinken und eine Vesper zu geniessen», erklärte VDP-Präsident Steffen Christmann, der mit VDP-Ehrenpräsident Michael Prinz zu Salm-Salm den Ball des Weines eröffnete. Dieser formulierte es noch umfassender: «Glück ist, wenn ich mit mir, meinem Nächsten, meiner Umwelt und Gott im Reinen bin.» Ihn erfülle es überdies nicht nur mit Glück, in diesem Jahr mit dem Verband der Deutschen Prädikatsweingüter den 17. Ball des Weines auszurichten: «Ich habe gerade auch mein 17. Enkelkind bekommen.» Die hessische Landwirtschaftsministerin Priska Hinz, die den an diesem Abend durch eine Delegationsreise verhinderten Ministerpräsidenten Volker Bouffier vertrat, meinte: «Ich habe heute das Glück, auf dem schönsten Ball Deutschlands zu sein.» 

Rund 1700 Gäste vermeldete der VDP an diesem Abend im Wiesbadener Kurhaus, rund 700 davon zur Gala im Thiersch-Saal. 81 Weine und Sekte wurden auf der Flaniermeile und in den Festsälen ausgeschenkt. Erstmals mit dabei war in diesem Jahr mit Südtirol eine Gastregion: Zehn der an dem Abend ausgeschenkten Weine stammten von dort. Auf der Genussmeile servierten ausserdem Gastronomen aus der norditalienischen Region kleine Köstlichkeiten, unter ihnen der Zwei-Sterne-Koch Peter Girtler vom Hotel «Stafler» in Mauls. Doch auch Sterneköche aus Deutschland waren dort vertreten: Nils Henkel (zwei Michelin-Sterne) vom  Rheingauer Restaurant «Burg Schwarzenstein» und Michael Kammermeier (ein Michelin-Stern) vom Wiesbadener Restaurant «Ente».

Nach seiner Premiere im Jahr 2000 in Mainz findet der Ball seit seinem zweiten Jahr in Wiesbaden statt. Zu den Stammgästen gehört Roland Koch, der als damaliger Ministerpräsident von Hessen mit dafür gesorgt hatte, dass die Veranstaltung den Sprung über den Rhein machte. Mit dem Wein verbinde ihn nicht nur seine langjährige Tätigkeit im Aufsichtsrat der Hessischen Staatsweingüter, berichtet er: «Ich bin ein Riesling-Trinker. Bei Rotwein bin ich toleranter, der darf auch mal zum Beispiel aus Frankreich oder Italien kommen.» Auch von Südtiroler Weinen halte er viel und habe sie schon oft in der Region selbst probiert: «Alois Lageder ist mittlerweile ein guter Freund von mir. Ich mag die Leichtigkeit der Südtiroler Weine.» Für Stephan Pramstrahler wiederum ist es vor allem Authentizität, die die Weine aus seiner Heimat Südtirol ausmacht: «Sie strahlen Wärme aus, und man spürt auch die Arbeit, die in ihnen steckt.» Zum Ball des Weines brachte der Haubenhoch nicht nur Spezialitäten aus seinem Restaurant im Romantik-Hotel «Turm» in Völs bei Bozen mit. Er bewirtschaftet dort mit dem Grottnerhof auch ein kleines Weingut, von dem er seinen Pinot Bianco Pica ausschenkte. Den Ball des Weines findet er «sehr deutsch, aber in einem positiven Sinn. Die Leute machen einfach mit. In Italien wäre so eine Veranstaltung viel elitärer.» Zum ersten Mal lernte er auf dem Ball die deutsche Tradition der Weinkönigin kennen, die er «echt witzig» findet. 

Die deutsche Weinkönigin Lena Endesfelder (Mosel) führte durch das Bühnenprogramm der Gala und fungierte überdies als Schirmherrin einer Spendenaktion von Wine Saves Life e. V. mit Edelstein-Schürfen vor Ort. Neben ihr und den beiden deutschen Weinprinzessinnen Christina Schneider (Franken) und Mara Walz (Württemberg) feierten noch 14 weitere regionale Wein-Majestäten in Wiesbaden mit. 

Dass der Ball des Weines bundesweit immer mehr Aufmerksamkeit erhält, berichtete VDP-Geschäftsführerin Hilke Nagel: «Es gibt immer wieder Anfragen aus anderen Städten, ob man den Ball nicht auch dort stattfinden lassen könne, zum Beispiel aus Berlin, München oder Stuttgart.» Sie sieht die Veranstaltung jedoch in Wiesbaden fest verankert. Zum einen, weil die Unterstützung vor Ort von Land und Unternehmen gross sei – und zum anderen aufgrund der örtlichen Nähe der Stadt zu vielen deutschen Weinbaugebieten.

Sommeliers aus aller Welt im «Casino Vinophil»

Einer der Höhepunkte einer Deutschland-Reise war der Ball für Raimonds Tomsons. Der 36-jährige Lette war nicht einmal eine Woche zuvor in Wien zum besten Sommelier Europas und Afrikas von der International Sommelier Association (A.S.I.) gekürt worden – und schon ging es zügig weiter für ihn: Er und rund 40 seiner Kollegen aus aller Welt kamen auf Einladung des Deutschen Weininstituts (DWI) nach Deutschland, um sich über biodynamischen Weinbau und Spätburgunder zu informieren – und beim Ball des Weines zu feiern. «Eine willkommene Möglichkeit, zu entspannen», sei das Event für ihn. Viel Spass habe seine Gruppe zum Beispiel beim «Casino Vinophil» gehabt, bei dem Glücksspiel und Blindverkostung kombiniert wurden. Von den Weinen, die er auf dem Ball probierte, habe ihn vor allem ein Silvaner aus Franken von 2008 beeindruckt: «Viel Mineralität, eine gute Säure – und vor allem: auch nach neun Jahren noch immer so frisch.» In Lettland, berichtet er, hätten deutsche Weissweine in der Gastronomie mittlerweile einen festen Platz: «Jedes bessere Restaurant hat heute deutschen Riesling auf der Karte.» Zum Ende des Balls, verrät er, habe er dann aber auch noch einmal zu einem deutschen Bier gegriffen.

Bis tief in die Nacht tanzen sah man auch Steffen Schindler, Marketing-Leiter des DWI. Er wird offenbar öfters glücklich durch Bewegung, denn schon am nächsten Tag stand für ihn, wie er berichtete, ein Triathlon im rheinhessischen Gimbsheim auf dem Programm. Überdies habe er sich zum Ziel gesetzt, alle Wein-Läufe in Deutschland zu absolvieren: «Vor zwei Wochen war der Trollinger-Halbmarathon in Heilbronn dran, als nächstes steht der Ahrathon im Ahrtal auf dem Plan.» 

Glücksritter bei der Tombola

Kaum einen Ball verpasst hat bisher die Rheingauer VDP-Winzerin Désirée Eser, die auch in diesem Jahr wieder mit ihrem Mann Dodo Freiherr zu Knyphausen dabei war. «Es ist einfach immer wieder ein grossartiges Event, mit so viel Liebe zum Detail gestaltet», schwärmt sie. Glück verbinden die beiden mit dem Ball auch: «Vor vier Jahren haben wir bei der Tombola den zweiten Preis gewonnen: eine Woche Urlaub auf Zypern – das war unsere Verlobungsreise.» Da sie es bisher nicht geschafft haben, auch eine Hochzeitsreise anzutreten, griffen sie bei den Losen der Tombola zugunsten des Kinderhilfsvereins Herzenssache e.V. wieder beherzt zu.

Auch die VDP-Winzerin Nicole Roth aus Franken kann es nicht lassen, ihr Glück herauszufordern. «Wenn ich mit meiner siebenjährigen Tochter auf den Rummelplatz gehe, ist es nicht sie, sondern bin ich es, die immer fragt, ob wir auch noch Lose kaufen wollen», gesteht sie.

Knifflig: Schaumwein blind erkennen am VINUM-Stand

Weniger Glück und mehr Expertise war gefragt am Stand von VINUM auf der Flaniermeile, wo der «Schaumweinkenner 2017» gesucht wurde. Es galt, in einer Blindverkostung vier VDP-Sekte richtig zuzuordnen: einen Riesling aus Baden, ein Blanc de Noirs aus der Pfalz, einen Weissburgunder aus der Pfalz und einen Silvaner aus Franken. Doch das erwies sich – trotz unterschiedlicher Rebsorten, aber wie so oft bei Schaumwein – auch für Kenner als knifflig: Nur 18 Prozent der Teilnehmer konnten alle richtig zuordnen.

Wettbewerb «VINUM sucht den Schaumweinkenner 2017 – Experte oder Schaumschläger?»

Die richtige Lösung:

1.) Weissburgunder, Sekt Extra Brut, 2014, Weingut Bernhart (Pfalz), 2.) Riesling, Sekt Brut, Schloss Staufenberg Klingelberger, Weingut Markgraf von Baden (Baden), 3.) Silvaner, Sekt Extra Brut, 2014, Weingut Hans Wirsching (Franken), 4.) Blanc de Noirs, Sekt Brut Nature, 2013, Weingut Philipp Kuhn (Pfalz)

 

Die Gewinner: 

1. Preis: 2 x 2 Tickets Riesling Champion 2017, 2.9. in Wiesbaden, inklusive 1 Ü/F für 2 im 5*-Hotel «Nassauer Hof»

J. Fischer aus Hofheim

2. Preis: 2 x 2 Tickets Deutscher Rotweinpreis 2017, 4.11. in Fellbach, inklusive Nachmittags-Weindegustation

P. Follmann aus Klüsserath

3.–4. Preis: Magnum 2015er Riesling trocken Kirschgarten Grosses Gewächs, Philipp Kuhn

I. Panchyrz aus Wiesbaden, P. Tröndle aus Waldshut-Tengen

5.–6. Preis: Magnum 2015er Riesling trocken Schwarzer Herrgott Grosses Gewächs, Philipp Kuhn

S. Buckwald aus Oppershofen, S. Loison aus Geisenheim

7. Preis: Magnum 2015er Spätburgunder trocken Durbacher Schlossberg VDP.Erste Lage, Markgraf von Baden

R. Flik aus Mainz

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