Frischer Wind aus Nord und Ost
Deutscher Landwein
Text: Alice Gundlach, Fotos: z.V.g.

Landwein ist oft viel besser als sein Ruf – und zwar auch jener aus Gegenden, die keine Qualitätsanbaugebiete sind: ein Überblick über empfehlenswerte Weine aus Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Ob der Wein da auch ausreifen kann? Haben Sie schon mal was vom Klimawandel gehört?

Auf der Kohlegrube
Wolkenberg GmbH | Brandenburg
Manchmal fügt es sich einfach. Bettina Muthmann plante seit einiger Zeit, für ihr Weingut Wolkenberg GmbH einen eigenen Weinkeller zu bauen – was dazu aber fehlte, war ein Kellermeister. «In dieser Gegend Mitarbeiter zu finden, ist schon schwierig», gibt die 60-Jährige zu be-denken. «Aber ich bin ja immer frohen Mutes – und da war er auf ein-mal.» Er, das ist Alexander Heer, Önologe und vielen in der Weinszene kein Unbekannter, denn er fiel in diversen Anbaugebieten mit extra-ordinären Ideen auf, darunter im Rheingau, in der Pfalz, an der Mosel – und in Griechenland. Jetzt ist er in seine alte Heimat Brandis bei Leipzig zurückgekehrt, wo er auf Bettina Muthmann traf.
Nachdem ihr Mann dort einen neuen Job angenommen hatte, kam die Kunst- und Englischlehrerin aus Mülheim an der Ruhr nach Cott-bus. Mit dem Weinberg auf der Kohlegrube im Ort Wolkenberg bei Cottbus fing sie noch mal etwas ganz Neues an. Zunächst stand ihr der Winzer Martin Schwarz aus Sachsen zur Seite, dann wurde ihr Wein übergangsweise im Weingut Jan Ulrich (Sachsen) ausgebaut. Im Mai geht nun der eigene Keller in Betrieb – und ab dem Jahrgang 2024 liegt die Verantwortung für die Weine in den Händen von Alexander Heer.
Begeistert ist Bettina Muthmann von einer neuen Rebsorte, die sie mit aufgenommen hat: Spätburgunder. «Weil mein Mann ein leidenschaft-licher Spätburgunder-Trinker ist.» Allerdings hat sie davon zunächst nur 600 Rebstöcke, verkauft wird der wenige Wein nur vereinzelt. Die Ver-kaufsschlager vom Wolkenberg sind der Wochenende, eine Cuvée aus Weiss- und Grauburgunder, und der Rosé Feierabend. Aus der historischen Rebsorte Schönburger macht Bettina Muthmann ihren Festtagssekt. Die rote Cuvée Barbara ist eine Hommage an die Schutzheilige der Bergmänner, die früher dort, wo nun der Wein wächst, die Kohle abbauten.

Wolkenberg Roter Riesling 2023
89 Punkte | 2025 bis 2027
Achtung: Das ist ein Weisswein, auch wenn er Roter Riesling heisst! Seine Aromen erinnern an weisse Blüten, feuchten Stein, Birne und Mirabelle. Lebhafte Säure zu knackigen Fruchtaromen. Dabei wirkt er durch Mineralik und etwas Phenolik komplex.
18,80 Euro

Wolkenberg Grauweiss
2023
87 Punkte | 2025 bis 2027
Der Publikumsliebling: angenehme Cuvée aus Grau- und Weissburgunder, die runtergeht wie Öl. Feine Aromen von Birnen, Quitten und Mirabellen, die Säure nur ganz zart angedeutet. Rund und doch frisch. Feiner Terrassenwein, schmeckt jedem.
16,90 Euro

Steilhang am Baggersee
Wein Wobar Brandenburg
Dass einer der Vorreiter-Betriebe für Piwi-Sorten aus keinem angestammten Weinbaugebiet kommt, ist schon kurios. «Wir bekommen in unserem Online-Shop immer noch Bestellungen rein von anderen Winzern. Die wollen erstmal probieren, bevor sie selbst aufreben», schmunzelt Cornelia Wobar, die mit ihrem Mann Andreas das Weingut am Grossräschener See leitet. An diesem Baggersee befindet sich die einzige Steillage Brandenburgs. Das Mikroklima des Sees mildert den Frost ab, und das Sonnenlicht erreicht den Weinberg immer zweimal, weil der See es reflektiert. «Die Zeit ist einfach reif für neue Rebsorten, wenn es schon im April 20, 30 Grad warm wird», erklärt Cornelia Wobar. Dieses Klima tut etwa dem Cabernet Blanc sehr gut, der neuen Lieblingsrebsorte der Wobars. «Wir sind zwar in der Region des Bergmann-Schnapses, aber wir haben trotzdem eine kleine, feine Weinkultur aufgebaut,» erklärt die Winzerin. Seit dem aktuellen Jahrgang ist «Grossräschener See» sogar eine geschützte Ursprungsbezeichnung.
Wobar Rosé Pinotin 2024
87 Punkte | 2025 bis 2027
Lachsfarbener Rosé mit fruch-tigen Aromen von Erdbeere, Himbeere und Aprikose. Geschmeidig und lebhaft am Gaumen, dabei wunderbar frisch. Ein klasse Sommerwein, um ihn beim Picknick am See zu ge-niessen. Trinkt sich quasi von selbst.
14,99 Euro | winestro.shop
Wobar Pinotin 2022
87 Punkte | 2025 bis 2027
Einen kirschig-pflaumigen und vanilligen Duft verströmt dieser Piwi aus dem Eichenfass. Am Gaumen leichte, strukturgebende Tannine und saftige Aromen von Süsskirschen und Roten Johannisbeeren. Schmeckt auch leicht gekühlt toll, zum Beispiel zum Barbecue.
15,40 Euro | wannseewein.de

Naturwein vor den Toren Berlins
17morgen | Brandenburg
«Ich will einen Wein herstellen, der das Terroir von Brandenburg widerspiegelt, spontan vergoren – mit meiner Handschrift», sagt Gernot Kleinlein. Der Wirtschaftsinformatiker aus Franken hat sich in Dobbrikow verliebt. In dem Dorf, 60 Kilometer südwestlich von Berlin, habe es schon im Mittelalter Weinbau gegeben, dank der Zisterziensermönche. «Ich will eine Lücke schliessen, denn es gibt hier einen Mangel an nachhaltig produzierten Produkten», findet er. «Wenn man hier im Restaurant nach einem Naturwein sucht, bekommt man, wenn überhaupt, etwas aus Österreich.» 2020 hat er die ersten Weinberge gepflanzt, von den namensgebenden 17 Morgen (etwa 4 Hektar) ist im Augenblick rund ein Hektar im Ertrag. Weil seine Rebflächen so klein seien, komme er ohne chemischen Pflanzenschutz aus: «Ausserdem gibt es hier keine Monokulturen, und die Reben sind gut durchlüftet, das nimmt den Krankheitsdruck.» Deshalb reiche es völlig aus, wenn er gegen Mehltau mit Kompost-Tees, Schachtelhalmextrakt und Molke angehe.
17morgen Lola 2022
88 Punkte | 2025 bis 2027
Wilde Mischung aus Blauem Zweigelt, Cabernet Sauvignon und Regent. Sein Duft erinnert an Schlehe, Johannisbeergelee und Vanille. Am Gaumen einerseits unbeschwert, andererseits findet man intensive Aromen roter Früchte und eine kraftvolle Struktur. Rassig.
18 Euro (0,5 l) | 17morgen.de
17morgen Sosna Orange Wine 2022
87 Punkte | 2025 bis 2026
Krass intensiver Duft von Rosmarin und Tannennadeln, gepaart mit Aprikosensaft. Geschmeidige Textur am Gaumen zu Aromen von ätherischen Kräutern und dezenten Bitterstoffen. Dieser Wein erfüllt alle (positiven) Erwartungen an Orange Wine.
15 Euro | 17morgen.de

Wein aus dem Wolfsland
Weingut Töplitz Brandenburg
Bei Töplitz, auf einer Insel in der Havel, hat Klaus Wolenski sein Weingut. Er war einst Beamter im Berliner Senat, was er über Wein wisse, habe er «zu einem Drittel vom Grossvater, zu einem Drittel angelesen und zu einem Drittel angetrunken». Sein Weingut hat drei Hektar Rebfläche – so viel hatte der besagte Grossvater, der einst an der Mosel einen Gemischtbetrieb hatte, sicher nicht. Wolenski setzt auf Riesling, Spätburgunder, Weiss- und Grauburgunder, St. Laurent und Bacchus, als Pet Nat ausgebaut. «Ich werde oft von Kollegen aus dem Südwesten gefragt: Wird der Riesling denn bei euch überhaupt reif? Na klar wird er das. Die Zuckerwerte sind bei uns höher als in manch anderen Gebieten.» Zu seinen Kunden gehört das Berliner Sternerestaurant «Nobelhart & Schmutzig». Im vergangenen Jahr war sein Wein auch zu Gast auf dem Deutschen Frühling in Tallinn. Klaus Wolenski vermittelt den Eindruck, als sei ihm nicht ganz geheuer, in welcher Kulisse sein Wein besonders gut ankommt. Freuen tut’s ihn natürlich trotzdem.
Klosterhof Töplitz Riesling 2023
87 Punkte | 2025 bis 2027
So typisch Riesling: Dieser Wein startet mit einem rassigen Duft von Limetten, Gras und feuchtem Stein. Am Gaumen zeigt er dann knackige Aromen von weissem Pfirsich, die mineralische Ader zieht sich durch. Fester, schlanker Körper, animierend.
14 Euro | weingut-toeplitz.de
Klosterhof Töplitz Weissburgunder 2023
86 Punkte | 2025 bis 2027
Dezenter Duft von weissen Blüten und Quitten. Am Gaumen erinnert dieser trockene Wein an Aprikose, Pomelo und Gummibärchen, sehr verspielt und jugendlich. Die Säure ist für einen Weissburgunder resch, fügt sich aber gut ins Gesamtbild ein.
14 Euro | weingut-toeplitz.de

Zu Gast im Sternerestaurant
Weingut Töplitz Brandenburg
Bei Töplitz, auf einer Insel in der Havel, hat Klaus Wolenski sein Weingut. Er war einst Beamter im Berliner Senat, was er über Wein wisse, habe er «zu einem Drittel vom Grossvater, zu einem Drittel angelesen und zu einem Drittel angetrunken». Sein Weingut hat drei Hektar Rebfläche – so viel hatte der besagte Grossvater, der einst an der Mosel einen Gemischtbetrieb hatte, sicher nicht. Wolenski setzt auf Riesling, Spätburgunder, Weiss- und Grauburgunder, St. Laurent und Bacchus, als Pet Nat ausgebaut. «Ich werde oft von Kollegen aus dem Südwesten gefragt: Wird der Riesling denn bei euch überhaupt reif? Na klar wird er das. Die Zuckerwerte sind bei uns höher als in manch anderen Gebieten.» Zu seinen Kunden gehört das Berliner Sternerestaurant «Nobelhart & Schmutzig». Im vergangenen Jahr war sein Wein auch zu Gast auf dem Deutschen Frühling in Tallinn. Klaus Wolenski vermittelt den Eindruck, als sei ihm nicht ganz geheuer, in welcher Kulisse sein Wein besonders gut ankommt. Freuen tut’s ihn natürlich trotzdem.
Klosterhof Töplitz Riesling 2023
87 Punkte | 2025 bis 2027
So typisch Riesling: Dieser Wein startet mit einem rassigen Duft von Limetten, Gras und feuchtem Stein. Am Gaumen zeigt er dann knackige Aromen von weissem Pfirsich, die mineralische Ader zieht sich durch. Fester, schlanker Körper, animierend.
14 Euro | weingut-toeplitz.de
Klosterhof Töplitz Weissburgunder 2023
86 Punkte | 2025 bis 2027
Dezenter Duft von weissen Blüten und Quitten. Am Gaumen erinnert dieser trockene Wein an Aprikose, Pomelo und Gummibärchen, sehr verspielt und jugendlich. Die Säure ist für einen Weissburgunder resch, fügt sich aber gut ins Gesamtbild ein.
14 Euro | weingut-toeplitz.de

Profi der ganz alten Schule
Schloss Rattey | Mecklenburg-Vorpommern
Nicht alle ostdeutschen Winzer sind Quereinsteiger oder haben im Westen gelernt! Nein, manche haben ihr Wissen auch ganz weit im Os-ten erworben. Wie Stefan Schmidt, Kellermeister von Schloss Rattey im Stargarder Land (Mecklenburg-Vorpommern). Nachdem er Anfang der 1970er Jahre sein Abitur in Magdeburg abgelegt hatte, lernte er Bulgarisch, um danach Weinbau und Önologie in Bulgarien zu studieren. Danach arbeitete er in der Weinkellerei Neubrandenburg, die Fasswein aus dem Ausland abfüllte. Dann bekam Mecklenburg-Vorpommern Rebrechte, und der private Unternehmer Karsten Förster, dem Schloss Rattey damals gehörte, schlug zu. Bald musste dieser aber feststellen, dass er professionelle Hilfe bei der Weinbereitung brauchte. «Ich nahm den Job an – unter der Voraussetzung, dass ich bestimmen kann, was gemacht wird», betont Stefan Schmidt. Er führte den Eigentümer weg von den konventionellen Rebsorten hin zu den Piwis, wie etwa Monarch, einer roten Kreuzung aus Dornfelder und Solaris. «Damit macht man nicht nur wunderbare Rote, sondern auch Rosés und Schaumweine, die nicht zu gerbstofflastig sind.» Den weissen Solaris hält er für «absolut unterschätzt, den ernten wir mit 93 Grad Oechsle und bauen ihn trocken aus. Auch einen Orange Wine mache ich daraus.» Die Son-neneinstrahlung und die Böden in Mecklenburg-Vorpommern seien gut für den Wein. Das einzige Problem dort oben sei ein relativ kurzer Frühling und Sommer, die der Vegetationsphase nicht immer gerecht werden. Aber das schreckt Stefan Schmidt nicht. «In nicht so guten Jahren machen wir eben mehr Sekt.» Unter dem neuen Besitzer Horant Elgeti ist die Rebfläche auf stolze 36 Hektar angewachsen. «Es sollte sich ja auch lohnen, wenn man das ganze Gerät anschafft.»

Schloss Rattey Souvignier Gris 2023
87 Punkte | 2025 bis 2027
Vanille, Sahne und Aprikose begrüssen die Nase – hier wurde mit Holzfässern gearbeitet, und zwar gut. Schmeichelnd am Gaumen, cremige Textur, gelbe Früchte wie Aprikose und Mirabelle. Strukturiert und auch recht langanhaltend am Gaumen. Fein.
14,90 Euro | schlossrattey.shop

Schloss Rattey Regent Eikspon 2022
87 Punkte | 2025 bis 2028
Mit Wildpflaume, Waldboden und etwas Vanille grüsst der Duft die Nase. Knackig und saftig am Gaumen mit lebhaften Sauerkirscharomen, einer schwingenden Säurestruktur und leichten Tanninen. Zwölf Monate im Halbstück-Holzfass gereift.
12,90 Euro | schlossrattey.shop

Handwerker und Wein-Aficionado
Weingut Patke | Brandenburg
«Johanniter ist eine eierlegende Wollmilchsau. Mit dem kann man alles machen: trocken oder süss ausbauen, ihn in Edelstahl reifen lassen oder ins Fass legen.» Wenn Matthias Jahnke von seiner Lieblingsrebsorte erzählt, gerät er ins Schwärmen. Dabei macht es ihm auch Vergnügen, die Unterschiede zwischen den Böden herauszufinden: «Ich stelle Rebsorten auf verschiedene Untergründe, um zu sehen, was das mit denen macht.» Er setzt überwiegend auf Piwis, wie etwa Solaris, Muscaris, Pinot Kos und Pinot Iskra. Dabei ist Matthias Jahnke eigentlich Sanitär-Installateur. Seine Begeisterung für Wein, erzählt er, komme von Urlaubsreisen nach Südeuropa. Er stammt zudem aus einer Familie von Landwirten, so dass er schon einen Hof zur Verfügung hatte. Vieles über Weinbau lernte er vom Pfälzer Winzer Fritz Fusser, den er auf einer Online-Weinplattform kennengelernt hat. Stolz ist er auf seinen neuen eigenen Kellermeister Romano Voss, der zuvor im Kloster Pforta (Sachsen) und bei Robert Weill (Rheingau) beschäftigt war.
Patke Pet Nat NV
88 Punkte | 2025 bis 2026
Naturtrüber Prickler mit saftigem Apfel- und Quitten-Aroma und würzigen Anklängen an Rosmarin und Zimt. Pet Nat (Pétillant Naturelle) ist ein ungeschwefelter Schaumwein aus nur einer Gärung, die in der Flasche weitergeführt wird. Ein Naturkind.
9,99 Euro | weingut-patke.de
Patke Weissburgunder 2024
87 Punkte | 2025 bis 2027
Intensiver Duft von weissen Blüten, etwas Ananas und Muskat – apart! Am Gaumen lebhaft und unbeschwert, die Säure fein ziseliert, gepaart mit fruchtigen Aromen von Aprikose und weissen Gummibärchen. Mit eigenen Hefen und spontan vergoren.
14 Euro | weingut-patke.de

Erdbeeren, Ferien und Wein
Ingenhof | Schleswig-Holstein
Ihre erste Weinlese im Jahr 2010 sei ein Probelauf gewesen, sagt Melanie Engel. In Malkwitz in der Holsteinischen Schweiz bekamen sie und ihr Mann die Rebrechte für drei Hektar Wein zugeschlagen. Mit dem Ernten von Früchten kannten sie sich schon aus: Auf dem Ingenhof bauen sie Erdbeeren und Himbeeren an, daneben betreiben sie Ackerbau und Ferienwohnungen. Ihre Reben wachsen am Südhang des Gröndalbergs. «Schon meine Eltern waren Obstbauern, und von ihnen habe ich gelernt, dass man im Obstbau immer eigene Lösungen finden muss. Aber der Ausbau der Weine machte uns Sorgen.» Deshalb suchten sie Rat in Online-Foren. «Mit der Hilfe eines Winzers aus Rheinhessen haben wir uns dann das Weinmachen Stück für Stück angeeignet.» Warum sie sich bewarben, als Schleswig-Holstein 2008 Rebrechte von Rheinland-Pfalz abgetreten bekam? «Wir haben nach einem Alleinstellungsmerkmal gesucht.» Denn Malkwitz ist zwar idyllisch, aber auch nicht gerade der Nabel der Welt. «Man muss schon wissen, dass es uns gibt.»
Ingenhof Engel No. 1 Souvignier Gris 2023
86 Punkte | 2025 bis 2026
Leckerer, frischer, kühler Duft von Cantaloupe-Melone, Papaya und weisser Johannisbeere. Am Gaumen lebendig und dabei ausgewogen, die Frucht erinnert an Ananas, und auch frische Kräuter-Anklänge an Kerbel, Kresse und Pimpernell hat er.
10 Euro | ingenhof.de
Ingenhof Engel No. 1 Solaris 2023
85 Punkte | 2025 bis 2026
Reife Stachelbeere und Mangostane, dabei überraschend frisch: Der Duft ist animierend. Reife Exotenfrucht zeigt der Solaris auch am Gaumen bei mittlerer Säure und trockener Art. Könnte man auch für einen Sauvignon Blanc aus Neuseeland halten.
10 Euro | ingenhof-shop.de

Reif auf der Insel
Weingut Waalem | Schleswig-Holstein
Er erinnere sich noch gut, erzählt Christian Roeloffs, wie er 2012 in der Nähe von Frankfurt einen Weinbergschlepper ausgeliehen habe. Irgendwo in Hessen auf der Autobahn wurde er, mit dem Traktor auf der Laderampe, in einen Unfall verwickelt, die Polizei kam. Ein Polizist habe ihn gefragt, wohin er mit dem Gerät denn wolle, und er habe geantwortet, dass er auf Föhr Wein machen wolle. Daraufhin habe der Polizist entgeistert reagiert: «Junge, hast du Seegras geraucht?!« Seit-dem hat sich viel getan in dem Weingut Waalem auf der Nordsee-Insel. Fünf Hektar nennen Christian Roeloffs und sein Sohn Lenz ihr Eigen, die nächsten fünf sind schon gepflanzt. Einen eigenen Schlepper haben sie inzwischen auch. Und nicht nur das: Gerade bauen sie einen neuen Weinkeller. Angefangen mit dem Weinmachen hatten sie in einer alten Milchkammer, nun gibt es ein Übergangsgebäude. Christian Roeloffs baut ausserdem noch Mais und Getreide an und betreibt eine Jungrinder-Aufzucht. Sohn Lenz hat in Geisenheim Weinbau studiert. Eine Winzerlehre hat er in Rheinhessen im Weingut Johanninger absolviert. Mit diesem Bio-Weingut produzieren die Roeloffs auch zwei gemein-same Weine, den Ferring Foomen und den Ferring Dringer, inselfriesisch für «Föhrer Mädchen» und «Föhrer Junge». Ausserdem arbeiten die Föhrer gerade auf eine Öko-Zertifizierung hin. Die Ausgangslage dafür ist gut: Zum einen bauen sie nur Piwi-Sorten an. Ausserdem sei der Pilzdruck in den Weingärten direkt am Meer ohnehin sehr gering, berichtet Lenz Roeloffs. «Manche sagen, man könne das Salz von der Meeresluft auch im Wein schmecken. Und die sandigen Böden sorgen für eine gute Frucht.» Das einzige Problem sei, dass man spezielle Nägel und Drähte für die Rahmen im Weinberg benutzen müsse, die nicht so schnell in der Salzluft korrodieren.

Waalem Réserve 2023
90 Punkte | 2025 bis 2028
Solaris mit vier Monaten Holzreife – und die ist echt gekonnt eingesetzt: geschmeidige Aromen wie von Pfirsich- und Vanille-Joghurt. Am Gaumen hat der Wein eine ganz feine, aber definierte Struktur – und einen Nachhall, der nach mehr verlangt. Wow, echt wow.
23,95 Euro | waalem.de

Waalem Kul Weisswein 2023
87 Punkte | 2025 bis 2026
So weiss und doch so bunt: ein Strauss weisser Piwi-Sorten ist in dieser Cuvée verarbeitet. Ihre Aromen erinnern an gelbe Pflaumen, unreife Aprikosen und ein bisschen an Petrol. Zeigt eine lebhafte Art. Ein Sundowner für einen frischen norddeutschen Sommerabend.
17,95 Euro | waalem.de

Die kelternden Holländer
Schatoh Feldmark Schleswig-Holstein
Leon Zijlstra führt eine Fernbeziehung – und zwar mit dem Weingut, das er mit seinem Vater Piet aufgebaut hat. Der junge Niederländer, der in der Nähe von Hamburg aufgewachsen ist, hat nach einem Praktikum in einem niederländischen Weingut in Geisenheim Weinbau und Önologie studiert. Das Thema seiner Bachelorarbeit: «Chancen für den Weinbau in Norddeutschland». «Danach haben wir selbst Rebrechte erworben, und 2017 haben wir die ersten 600 Reben gepflanzt», berichtet Vater Piet Zijlstra. Den ersten Wein von ihrem Schatoh Feld-mark in Bargteheide gab es 2020 zu verkosten. Die Zijlstras haben nur Piwis im Angebot: Johanniter, Solaris, Muscaris – und Riesel, eine Schweizer Riesling-Kreuzung. Inzwischen verfügt das Weingut über 1,7 Hektar – aber davon kann man nicht leben. Hauptberuflich arbeitet Leon Zijlstra für eine Kellerei in Rheinhessen, während sein Vater, der nun Rentner ist, sich mit Jörn Andresen, dem befreundeten Inhaber einer Baumschule, um die Pflege der Weinberge kümmert. «Aber Leon ist derjenige, der bestimmt, wie der Wein gemacht wird», betont sein Vater. Auf einer Brache, die zu besagter Baumschule gehört, liegt übri-gens der Weingarten des Schatohs. Eine Vinothek, in der man den Wein probieren kann, haben die Männer in einem Gewächshaus auf dem Gelände eingerichtet. Um ihren Wein bekannter zu machen, fahren sie zu Weinfesten in Norddeutschland, etwa in Ahrensburg, Lübeck und Hamburg-Eppendorf. Neue Anregungen für ihren Wein finden Vater und Sohn in der Zweitheimat des Juniors: «Wenn ich Leon in Rheinhessen besuche, machen wir immer Touren und probieren uns durch die Weingüter vor Ort.»

Schatoh Feldmark Das Original 2023
87 Punkte | 2025 bis 2027
Braeburn-Apfel, Honigmelone, feine Säure – mit dieser Aromatik könnte man diesen Solaris auch für einen guten Chardonnay halten. Blitzklar mit dezenter Säure. Die Struktur ist fein, aber aussagekräftig, der Nachhall überraschend lang. Guter Stoff!
15 Euro | schatoh-feldmark.de

Schatoh Feldmark Landbrise Perlwein 2023
87 Punkte | 2025 bis 2026
Der frische Duft von Pfirsich und Aprikose zieht direkt ins Glas hinein. Das perlige Mousseux tänzelt am Gaumen und lässt die gelben Fruchtaromen regelrecht aufploppen. Ein geschmeidiger Eintänzer. Wo ist die Party? Auf der Zunge!
15 Euro | schatoh-feldmark.de

Hinterm Wald gleich links
Gut Deutsch-Nienhof | Schleswig-Holstein
Ackerland, Streuobstwiesen, Kühe, Schafe, ein Pferdestall und ein mächtiger Forst gehören zum Gut Deutsch-Nienhof der Familie von Hedemann-Heespen in Westensee – und seit 2008 auch ein Weinberg. «Mein Vater meinte: «Wir haben hier bloss keinen Weinbau, weil wir nicht von den Römern, sondern von den Wikingern überfallen wurden», schmunzelt Josephine von Hedemann-Heespen. Zwei Weinberge beackerten sie am Anfang, bei einem blieb es beim Versuchsanbau. Die verbliebene Lage befindet sich an einem Südhang am Rande des Forsts und ist nur über Feld- und Waldwege erreichbar. Und genau das macht sie zu einem beliebten Ausflugsziel für Besucher des Hofs, der auch Gästezimmer hat. «Es kam immer öfter die Frage: Wo wächst der Wein hier eigentlich? Weil er nicht direkt am Hof wächst. Deshalb haben wir die Wanderungen dorthin eingeführt», berichtet Josephine von Hedemann-Heespen. Beim Ausbau hilft ihnen der rheinhessische Bio-Winzer Axel Seck. Denn alles, was aus Westensee kommt, ist Bio – auch der Wein.
Deutsch-Nienhof Kroon 54’15 Rosé 2023
84 Punkte | 2025 bis 2026
Zwei Piwis wurden in diesem Rosé verarbeitet: Cabernet Cortis und Rondo. Duft von rotem Traubensaft und Moos. Am Gaumen kommen die Traubensaft- und Waldbodenaromen noch deutlicher raus. Angenehme Textur, leichtes Mundgefühl.
12 Euro | deutsch-nienhof.de
Deutsch-Nienhof Kroon 54’15 Solaris 2023
85 Punkte | 2025 bis 2027
Blumig-exotischer Duft von Rosen, Nelken und Litschi – typisch für Solaris. Im Geschmack erinnert er an reifen Pfirsich und Pomelo, die Textur ist straff und fein. Schwingt. «Kroon» bedeutet übrigens «Kranich» im holsteinischen Dialekt.
14 Euro | deutsch-nienhof.de

Prickelndes Sylt
Weingut Balthasar Ress | Schleswig-Holstein
Den nördlichsten Weinberg Deutschlands hatte Christian Ress nur ein paar Tage im Jahr 2009. Da sicherte er sich Rebrechte für seine 0,3 Hektar Solaris auf der Nordseeinsel Sylt. «Wenige Tage später wurde dort der nächste Weinberg aufgerebt, nur ungefähr fünf Meter nördlich von uns», erinnert sich der Rheingauer Winzer. Zu Gastronomen auf Sylt hatte sein Weingut schon lange gute Kontakte, ein Landwirt verpachtete ihm eine Fläche. In den ersten Jahren machte Ress dort Wein, schnell wurde aber klar, dass sich das Rebgut von dort besser für Sekt eignen würde – so wurde der Söl’ring geboren. Für den Sylter Weinberg zuständig ist Ress’ Mitarbeiter Tom Huntemann. Er reist mehrmals im Jahr nach Sylt – zum Heften, für den Rebschnitt, zur Lese. Er ist Quereinsteiger, vor seiner Winzerausbildung war er Informatiker – und er stammt aus Oldenburg. Auch deshalb fährt er gerne nach Sylt: «Als Norddeutscher komme ich gut mit den Leuten dort oben zurecht – ich weiss, was ein Scherz ist und was nicht.»
Balthasar Ress Solaris Söl’ring Extra Brut 2022
87 Punkte | 2025 bis 2029
Überraschend üppiger Duft von Pfirsichjoghurt, Vanille und weissen Blüten. Dem Gaumen schmeichelt dieser Sekt, auch weil er nicht so knochentrocken ist. Die Aromen erinnern an gelbes Steinobst, die Perlage ist zart und anschmiegsam.
65 Euro | shop.balthasar-ress.de