Exzellenz am Kap

Die Zukunft beginnt in Franschhoek

Text und Fotos: Harald Scholl

Der Weinbau in Südafrika scheint seit einiger Zeit an einem Scheideweg zu stehen. Eine Perspektive kann er nur dann haben, wenn es gelingt, sich von uniformen Allerweltsweinen zu lösen, und das Potenzial von Lagen und Böden in die Flasche kommt. Ein Beispiel dafür ist das Weingut 4G Wines. Mit einem spektakulären Neubau und konsequentem Qualitätsstreben wird hier an der Zukunft des südafrikanischen Weins gearbeitet.

Der Moment für einen Besuch der 4G Winery hätte nicht besser gewählt sein können. Die Modelle der Entwürfe für den Neubau der Winery in Franschhoek sind eingetroffen, Philipp G. Axt und seine Frau Vanessa wuchten die detailgetreuen Modelle in den ehemaligen Pferdestall des bestehenden Anwesens, tatkräftig unterstützt von ihren Mitarbeitern. Später soll aus diesen Räumen eine Mischung ausf Galerie, Eventlocation und Präsentationsfläche entstehen, parallel zum weiter oben geplanten Neubau. Zum Wettbewerb für das prestigeträchtige Bauvorhaben eingeladen wurden fünf international bekannte Architekten, unter anderem Matteo Thun, Pritzker- Preis-Gewinner Shigeru Ban und David Chipperfield, dessen Entwurf dann auch den Zuschlag erhalten hat. Die visualisierten Entwürfe an Ort und Stelle zu betrachten, ist schon ein aufregender Augenblick für das ganze 4G-Team. Denn auch wenn die Entscheidung schon gefallen ist, die fast kindliche Freude über die Modelle, die Begeisterung, die ungekünstelte Freude auf das, was in den nächsten Monaten entstehen wird, machen sofort ganz deutlich, dass es hier um kein anonymes Investment geht. Es ist ein Herzensprojekt, und das spürt man an allen Ecken und Kanten. Oder um im Bild zu bleiben: an allen Rebstöcken, Fässern und Gebäuden. Und natürlich an den beteiligten Menschen

Deutsch-Schweizer Koproduktion

Das Weingut 4G Wines entstand vor nicht einmal 20 Jahren aus der Idee heraus, den ersten Kultwein Südafrikas in die Flasche zu bringen. Der treibende Initiator des Projekts war und ist der deutschstämmige Philipp G. Axt, der mit dem 2016 verstorbenen Professor Denis Dubourdieu (Berater unter anderem von Cheval Blanc, d’Yquem, Margaux) und dessen langjähriger Mitarbeiterin Dr. Valérie Lavigne zwei international anerkannte Weinkoryphäen engagierte.

«Das Potenzial der Terroirs ist noch nicht ausgereizt, da stehen wir erst am Anfang.»

Philipp G. Axt

Axt – sein zweiter Vorname ist Gerhard – ist heute das letzte verbliebene «G» im ungewöhnlichen Namen des Weinguts, die drei anderen «G», die am Anfang dabei waren, sind heute nicht mehr an Bord. Von Beginn an wurde auf 4G Wines in allen Bereichen des Weinbaus, der Arbeit im Keller und der Vermarktung mit dem Optimum gearbeitet. Keine Kompromisse. Die Auswahl der verwendeten Korken oder die aufwändigen, von Hand gefertigten Sechser-Holzkisten nebst Stoffsäckchen für jede einzelne Flasche machen deutlich, welchen Anspruch man an das ehrgeizige Projekt stellte. Wobei heute von einem «Projekt» ganz sicher nicht mehr die Rede sein kann. Dafür sind die bisher lancierten Weine schlichtweg zu seriös (siehe auch das Tasting auf Seite 24). All das, obwohl einige der Eckpunkte des Weinguts keineswegs den üblichen Massstäben entsprechen, sondern ihnen fast schon entgegenstehen.

Wozu auch das noch immer etwas provisorisch anmutende Gebäude zählt. Ein relativ kleiner Keller mit noch kleineren Büros, quasi als Untermieter in einem bestehenden Weingut. Und das geht weiter bei den Weinbergen. Insgesamt arbeiten Axt und sein Team auf 23 Parzellen, zusammengerechnet sind das etwas über sieben Hektar. Alle diese Flächen sind gepachtet, so behält Axt die Flexibilität, um sich auch von Rebflächen verabschieden zu können, wenn sie nicht seinen Ansprüchen genügen. Mit 2500 Rebstöcken pro Hektar sind die Parzellen nach europäischen Massstäben eher locker bepflanzt, in Burgund, Bordeaux oder Napa Valley können es auch drei- oder viermal so viele Stöcke sein. Die grösste Entfernung zwischen den über Südafrika verteilten Rebflächen beträgt 250 Kilometer. Die unterschiedlichen Klimata, die ebenso diversen Böden – Sand, Schiefer, Ton –, all das ergibt am Ende die Komplexität im fertigen Wein, die Philipp G. Axt sucht. Nebenbei ist die Streuung der Rebflächen auch eine Form der Problemverteilung und der Risikominimierung. Denn Wetterkapriolen betreffen immer nur eine oder zwei der Flächen, niemals alle gleichzeitig.

Zum engsten Team des Betriebs gehören neben Philipp G. Axt und seiner Frau Vanessa noch die beiden Südafrikaner Tian G. Scholtz als verantwortlicher Winemaker und Kellermeister sowie Gustav Andrag, der als Aussenbetriebsleiter für die Rebflächen verantwortlich ist. Unterstützt wird er dabei von Livio Tognon, Mitarbeiter von Simonit & Sirch. Die italienischen Rebschnittprofis sind für den sogenannten «sanften Rebschnitt» bekannt, bei dem die Gesundheit und Langlebigkeit der Weinreben im Vordergrund steht. Einige der grössten Weingüter der Welt schwören auf diese Art des Rebschnitts, in Südafrika war 4G Wines eines der ersten Weingüter, das sich die Expertise der Italiener sicherte. Inzwischen sind es 22 Betriebe im Land, die auf die Hilfe der Rebschnittprofis aus Italien setzen. Keine ganz einfache Aufgabe, denn die Böden in Südafrika sind ungewöhnlich nährstoffreich, die Pflanzen produzieren Trauben wie entfesselt. Auch deshalb wird immer noch eine grüne Lese durchgeführt, bis zu 40 Prozent der Trauben landen auf dem Boden. Die Pflanzen brauchen einfach ein paar Jahre, um sich an das neue System des Rebschnitts zu gewöhnen und nur noch so viele Trauben wachsen zu lassen, wie wirklich benötigt werden. Oder genauer: so viele, dass sich Aromen und Saft in perfekter Balance befinden. Philipp G. Axt ist aber davon überzeugt, dass sich nur mit dieser Form der Weinbergarbeit und der daraus entstehenden Qualität der Trauben auch wirklich grosser Wein erzeugen lässt. Deswegen wird in allen 23 Parzellen, die zu 4G Wines gehören, nach der Simonit&Sirch-Methode gearbeitet.

Role Model für Südafrika

Natürlich ist 4G Wines nicht der einzige Name, der im Moment auch ausserhalb Südafrikas für Aufsehen in der Weinwelt sorgt. Um nur einige andere zu nennen: Mullineux, The Sadie Family, Leeu Passant, Sijnn, Oldenburg Vineyards, Thorne & Daughters, Thamnus Wines – es gibt einige Betriebe in Südafrika, die auf dem Weg in eine andere Art von Weinverständnis sind. Das hat auch Luvo Ntezo erkannt. Er ist Head Sommelier im «One & Only Cape Town», eines der führenden 5-Sterne-Hotels Afrikas.

«4G Wines hat eine wichtige Rolle gespielt, die Dynamik des Weinbaus in Südafrika zu verändern.»

Luvo Ntezo, Head Sommelier «One & Only»

Seine Leidenschaft gilt den neuen Weingütern und aufstrebenden Terroirs aus Südafrika. Er verbringt viel Zeit damit, die weniger bekannten Weinanbaugebiete des Kaps zu erkunden, um neue Angebote zu finden, die die beeindruckende Sammlung von 5000 Flaschen Wein im «One & Only» ergänzen; schon heute eine der grössten Sammlungen des afrikanischen Kontinents. Er hat die Weine von 4G von Anfang an auf die Karte gesetzt, er kann bis heute mit den ersten Jahrgängen des «G» aufwarten. Er sagt: «…die Weine von 4G sind für mich der erste ernsthafte Beleg dafür, dass es in Südafrika möglich ist, Weine im absoluten Top- End-Niveau zu produzieren. Und dabei gleichzeitig so etwas wie einen südafrikanischen Stil zu etablieren. Der nicht auf vordergründige Primäraromatik, auf Zugänglichkeit setzt, sondern Finesse und Komplexität mit eigenständiger Aromatik kombiniert. Der kühle Kern in den Weinen ist für mich der klarste Marker für die Klasse von 4G.»

Für Ntezo ist der «G» ein ultraluxuriöser Wein, der Südafrikas Leidenschaft für bemerkenswerte Weine unterstreicht und aus seiner Sicht mit den besten der Welt konkurrieren kann. Sei es Cheval Blanc, Screaming Eagle oder Opus One, um nur einige prominente zu nennen, für ihn gehört der «G» unbedingt dazu. «Jeder einzelne Südafrikaner blickt mit erhobenem Haupt und voller Stolz auf jede Flasche des ‹G›, denn wir sind nicht länger nur ein billiger und fröhlicher Massenproduzent von Wein für ein Budget bei Tesco, sondern wir sind wettbewerbsfähig und spielen eine ernsthafte Rolle bei der dauerhaften Veränderung der Weltwirtschaft von edlen Weinen.» Für Ntezo spricht der Wein für sich selbst. Er ist so gross wie Afrika, er ist so kräftig wie die Stärke des Bodens, er ist so komplex und vielseitig wie die feinen Nuancen der Unterschiede zwischen Norden, Osten, Westen und Süden. «Er braucht Zeit und verbessert sich bemerkenswert gut mit der Reifung – ein wahrer Ausdruck dessen, was wir den Giganten Afrikas nennen.»

Eine Frage der Interpretation

Exkurs: Um zu verstehen, was die Weine von 4G Wines besonders macht, hilft ein Vergleich aus der Musik. Wie bei den Kompositionen von Johann Sebastian Bach, Miles Davis oder John Lennon, um nur einige zu nennen, ist das Werk an sich immer das gleiche in seiner Einzigartigkeit. Es wird aber durch verschiedene Interpreten und/oder Interpretationen zu etwas anderem, im besten Fall sogar zu etwas Neuem. Was an der eigentlichen Grösse der Komposition natürlich nichts ändert. Das gilt so auch für Wein. Nur weil man sich des klassischen Bordeaux-Blends bedient, macht man nicht zwingend eine Kopie, sondern schafft im besten Fall etwas Neues, anderes. Im Falle der 4G Winery könnte man es auch «Western Cape Blend» nennen, nur ist dieser Name durch die publikumswirksame Allerweltskost Pinotage versaut. Die Assemblage, also die Interpretation, hat sich bei 4G Wines in den Jahren immer wieder verändert, zum Teil auch gezwungenermassen. Der Klimawandel macht auch vor Südafrika nicht halt, nicht jede Rebsorte kommt mit den sich ändernden Bedingungen gleich gut klar. Vor allem Merlot hat bisweilen seine Probleme und neigt zur Überreife. Im Blend von 4G spielt er keine nennenswerte Rolle mehr. Womit wir zur Weinbereitung kommen. Und da wird es endgültig speziell. Es dürfte kaum einen anderen Betrieb geben, bei dem die Selektion der einzelnen Beeren – nicht der Trauben! – derart kompromisslos betrieben wird.

«Es ist egal, wer Sie sind oder woher Sie kommen. Wenn Sie eine Flasche Wein teilen und geniessen können, haben Sie es schon geschafft.»

Luvo Ntezo, Head Sommelier «One & Only»

Nicht sprichwörtlich, sondern tatsächlich jede einzelne Beere wird untersucht, sogar die Grösse jeder einzelnen ist ein Kriterium. Am Ende sehen alle Beeren absolut identisch aus, ein Aufwand, den Vanessa Axt mit einem lächelnden Kopfschütteln kommentiert. Ihr Mann Philipp sucht die Tannine für seine Weine in den Holzfässern, den Barriques, nicht in den Stielen oder den Kernen der Trauen. Deshalb wird die gesamte Ernte komplett entrappt, kein einziger Stängel wandert in die Presse. Sogar die Kerne werden im Gärtank mittels eines Rundschiebers herausgefiltert, um mögliche Gerbstoffe zu minimieren

Und jetzt…der Neubau

Das Erreichte ist für das Ehepaar Axt allerdings nur ein Zwischenschritt. Sie wollen mehr, auch deshalb war der Schritt zum grösseren Weingut unumgänglich. Dafür wurde in Deutschland und der Schweiz nach Investoren gesucht – und sie wurden gefunden. Ein höherer einstelliger Millionenbetrag soll investiert werden, die Lage der künftigen 4G Winery direkt in Franschhoek ist aussergewöhnlich. 15 Hektar umfasst das Grundstück, auf dem vorher eine Pferdefarm angesiedelt war. Geplant ist eine Winery mit Produktionsflächen, Weinkeller, Lagerräumen und Gästewohnungen. Ach ja, auch zwei bis drei Hektar für die ersten eigenen Weinberge wird es geben. Das an einem Hügel liegende Grundstück ist ein kleiner Traum, auf das auch die Nachbarn ein Auge geworfen hatten. Zur Linken ist das Richard Branson, der Virgin- Gründer, und auf der anderen Seite Analjit Singh, Telekommunikations-Milliardär aus Indien. Beide sind sehr glücklich über das Projekt von Vanessa und Philipp. Eben weil hochwertiger Wein gemacht werden soll und nicht irgendein Touristenrummelgeschäft ihre Ruhe stören wird. Auch der Vorbesitzer wollte unbedingt, dass hier etwas Feines, Nobles entsteht. Vor allen Dingen auch mit echtem Weinhintergrund und nicht nur ein weiteres internationales Investitionsprojekt.

Der Weg an die Spitze der Weinwelt wird bei 4G mit selten gesehener Planung und Konsequenz beschritten.

Ende 2026 wollen Philipp und Vanessa mit dem Bau fertig sein, der Jahrgang 2027 soll schon in den neuen Gebäuden entstehen. Dann wird es auch vielleicht mit den geplanten Sortimentserweiterungen vorangehen. Derzeit werden zwei Weine gemacht, einerseits der «G» als Grand Vin und andererseits der «Echo of G» als Fass- Deselektion nach 18 Monaten Reifezeit. Eventuell kommt irgendwann noch ein Weisswein dazu. Und in ganz ferner Zukunft vielleicht noch ein dritter Roter, aber nur in ganz besonderen Jahren. Aber das höchstens in der Grösse eines Fasses. Damit Philipp und Vanessa zwischenzeitlich nicht langweilig wird, können sie sich um die 120 Olivenbäume kümmern, die auch noch auf dem Grundstück zuhause sind. Damit den beiden nicht die Arbeit ausgeht auf dem Weg zum ersten Cru Südafrikas.

Nachtrag

Ein paar persönliche Worte zu diesem bemerkenswerten Projekt seien gestattet.

Im Allgemeinen werden die grossen Weine der Welt mit jahrhundertealten Geschichten, mit Traditionen, mit Generationen in Verbindung gebracht. Auch wenn Garagenweingüter wie Le Pin oder Screaming Eagle das Gegenteil zu beweisen scheinen, im Prinzip hat sich am Verhältnis zwischen Wertschätzung und Alter des Weinguts nicht viel verändert. Wenn also ein neues Fine-Wine-Projekt aus der sogenannten «neuen Welt» stammt, wird es besonders argwöhnisch begutachtet. Ob zu Recht oder Unrecht, darüber lässt sich trefflich streiten. Im Fall von 4G Wines aus Südafrika scheinen diese Zweifel aber nicht angebracht. Da in erster Linie das Reifepotenzial bei Weinen der höchsten Kategorie, den Fine Wines, von entscheidender Bedeutung ist, war der Blick darauf unumgänglich. Denn diesen Beweis sind verständlicherweise Weine von jungen Weingütern oder auch Weinprojekten in aller Regel schuldig. Umso interessanter war es im Fall von 4G, eine Spanne von zehn Jahren ins Glas zu bekommen. Und die Weine zeigten schnell sehr deutlich, welches Potenzial in ihnen steckt. Von Jahrgang zu Jahrgang wurde die angestrebte Stilistik klarer und nachvollziehbarer, vor allem zeigte sich deutlich das enorme Reifepotenzial der Weine. Nicht einer hatte seinen Zenit überschritten, im Gegenteil, der Grossteil hat das Beste noch vor sich. Ein unschätzbarer Vorteil des «G», zumal alle Weine aktuell noch im Handel erhältlich sind, auch wenn die Mengen sehr begrenzt sind.

Vertikal durch alle Jahrgänge

Gerade einmal zehn Jahrgänge gibt es vom «G» aktuell auf Flasche, dabei wurde der erste Jahrgang 2009 nur als Preview veröffentlicht und nie offiziell verkauft. Alle anderen Jahrgänge des Weins sind im Handel, in ausgewählten Restaurants oder auf Auktionen erhältlich. Wenngleich die geringen Produktionsmengen für ein grundsätzlich knappes Gesamtangebot verantwortlich sind.

G. Private Preview 2009 (2915 Flaschen)

2025 bis 2030
93 Punkte | 15 Vol.-%

Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot. Zeigt eine leichte Prägung vom Holz, mit Luft wird er zunehmend älter, verliert Spannung, auch etwas Frische. Deutliche Pfeffernote, Muntok, aromatisch, sehr dunkelwürzig, fermentierende Tabakblätter, es blitzt Amarena durch. Aromatische Spannung zwischen süsser Frucht und pfeffriger Würze. Die zarte ätherische Frische ist schon da.

G. 2010 (3410 Flaschen)

2025 bis 2045
96 Punkte | 15 Vol.-%

Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot. Keinerlei Braun- oder Orangetöne am Rand, die gefasste Ruhe in der Nase fasziniert. Blaubeere dominiert, Schwarzkirsche ergänzt, aromatische Gartenkräuter, vor allem Thymian, Honduras- Tabak, ein Hauch von Animalität. Verspielte Eleganz die – bei aller aromatischer Differenz – eher im Pinot zu suchen ist als im Bordeaux- Blend.

G. A tribute to C.P. 2011 (1943 Flaschen)

2025 bis 2050
99 Punkte | 15 Vol.-%

Syrah, Merlot, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot. Rubinrot. In der Nase der Beleg, dass wirklich grosser Wein sehr wohl perfekt sein darf. Schwarzkirsche, kubanischer Tabak, Thymian, Menthol, ätherisch. Die Delikatesse ist umwerfend, dunkle Beerenfrucht, frisch gepflückte Blaubeere, ganz leicht pfeffrige Schärfe, aber auch hier diese Vertikalität, die Wangeninnenseite wird mehr gestreichelt als traktiert.

G. L’Aube de la Vigne 2012 (3745 Fl.)

2026 bis 2046
94 Punkte | 15 Vol.-%

Syrah, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot. Zeigt in der Nase zu Beginn gesägte Zeder, Rauch, hellen Tabak, dahinter erst die Beerenfrucht. Zeigt sich nicht so reif in der Frucht wie 2011, sogar ein Hauch Joghurt zieht sich durch. Vielleicht hat die Flasche eine kleine Verschlussphase, er wirkt nicht so in sich ruhend wie die Jahrgänge davor. Aktuell ruhen lassen.

G. Waldweben 2013 (4488 Flaschen)

2028 bis 2050
96 Punkte | 14,5 Vol.-%

Petit Verdot, Syrah, Cabernet Sauvignon. Dunkle Kirsche trifft Schokonips, aber jede Nuance will einzeln entdeckt werden, weil sich alles geradezu versteckt. Im Mund voll reifer Beerenfrucht, ohne jede Süsse, pures Aroma. Es ist auch pfeffrige Schärfe da, eine ätherische Note, auch die Vertikalität, dabei saftig. Das Tannin ist noch etwas ungestüm – liegen lassen.

G. 67 Imizuzu 2014 (5105 Flaschen)

2026 bis 2052
98 Punkte | 14,5 Vol.-%

Cabernet Sauvignon, Syrah, Petit Verdot. Leichte Animalik, rohes Fleisch, auch Leder, Flint, der Syrah-Anteil ist einen Tick höher als sonst. Fällt aus der Cabernet-Aromatik- Welt, wirkt schlanker, kühler, mehr Nord- Rhône als Bordeaux, auch weil die Säure eine andere Struktur hat. Das Tannin ist geschmeidiger, die Frische geradezu betörend. Der Wein ist einen Hauch schlanker als die anderen, aber auch fordernder, weil weniger fruchtgetrieben.

G. Venetia’s Heart 2015 (4538 Flaschen)

2026 bis 2050
97 Punkte | 15 Vol.-%

Syrah, Petit Verdot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc. Der Holzeinsatz wird immer feiner, eleganter, es ist mehr zu spüren als zu schmecken, zeigt sich am ehesten in der Schokonote. Und jetzt kommt die volle Beerenfruchtdröhnung am Gaumen. Das überrennt die Zunge förmlich, reisst mit, ist so ansteckend vital, wow! Ein Beleg für die These, dass grosser Wein immer schmeckt, auch in der Jugend. Nur das pikante Tannin, diese mineralische Würze am Zahnfleisch verhindert grosse Schlucke.

G. Le Capitaine 2016 (4488 Flaschen)

2027 bis 2052
98 Punkte | 14,5 Vol.-%

Syrah, Petit Verdot, Cabernet Sauvignon. Komplexe Nase: Schwarzkirsche, Cassis, Malabar- Pfeffer, Vanille, Thymian, dunkle Schokolade, Lakritz, noch sehr zurückhaltend und verschlossen verwoben. Opulentes Opening auch am Gaumen, wieder viel dunkle Frucht, dabei keine Schwere. Sehr elegant, geradezu schwebend, Mokka, Leder, schwarzer Trüffel, Pfeffer (!), rundum ein kühler Kern, der saftig umspült wird. Reichlich feinstes Tannin, auffallende Frische auf der Zunge und immer wieder Schokolade.

G. Zwizziron 2017 (5611 Flaschen)

2027 bis 2054
99 Punkte | 14,7 Vol.-%

Syrah, Petit Verdot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc. Noch zugeknöpfte Mischung der bekannten G-Aromen: zuerst viel schwarzer Pfeffer (Syrah!), dahinter Schwarzkirsche, Blaubeere, Tabak. Schlanker Körper, ein fast verspielter Säurebogen, herrlich saftig. Jetzt wird es endgültig burgundisch animierend auf der Zunge, der Wein zeigt sich schlank, dabei hat er Kraft ohne erkennbares Ende. Der wahrscheinlich grösste «G».

G «Going, Going, Gone» 2018 (5339 Fl.)

2028 bis 2052
98 Punkte | 15 Vol.-%

Syrah, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot, Cabernet Franc. Riecht aktuell nach Astbruch, Tannennadel, schwarzer Schokolade, Mokka, Schwarzkirsche, Brombeere. Die Struktur ist noch sehr kompakt, dicht, zeigt sich nur ganz verschämt. Die Feinheit ist wieder da, wenn auch versteckt, es braucht halt Zeit. Die Saftigkeit im Mund ist da, glänzt mit Animation pur.

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