Höchstleistung der Reben durch Platzmangel

Dichtbepflanzung: Wie dicht geht es noch?

Text: Katharina Matheis, Fotos: z.V.g., Sabine Jackson, Herbert Lehmann, melhubach photographie, www.arnelandwehr.de

Einige Winzer pflanzen ihre Rebstöcke so dicht, dass kaum mehr eine Maschine durchpasst. Der Platzmangel soll die Reben zu Höchstleistung antreiben. Denn durch Dichtbepflanzung wird eine tiefere Bewurzelung und folglich die vermehrte Aufnahme von Mineralstoffen bewirkt. Das bedeutet auch, dass der Rebstock weniger Witterungseinflüssen ausgesetzt ist. Das funktioniert erstaunlich beeindruckend. Wenn auch nicht immer.

Francesco Illy ist ein ungeduldiger Mensch. Als der Nachkomme der Kaffeedynastie im Jahr 1998 das Weingut Podere le Ripi ganz im Süden der Toskana kauft, will er nicht warten: Illy will den besten Wein in Montalcino machen. Er pflanzt Sangiovese und spricht mit zahlreichen Winzern, um die Geheimnisse wirklich grosser Rotweine zu erfahren. Doch sie alle dämpfen seine Erwartungen. Es dauere Jahrzehnte, bis die Reben alt genug seien, um Weine voller Ausdruck hervorzubringen. Erst dann seien die Wurzeln tief genug, um das Terroir perfekt ins Glas zu bringen. Doch Illy will nicht warten. Er will Dichte und Tiefgang, und zwar sofort.

Also startet der Quereinsteiger Anfang der 2000er Jahre ein spektakuläres Projekt: den Bonsai-Weinberg. Die kleine Fläche liegt im Osten Montalcinos, rund 250 Meter über dem Meeresspiegel. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass in der Parzelle Reben stehen. Die Pflanzen wachsen tief am Boden, sind klein und trotzdem stämmig - wie Bonsais. Es gibt weder Reihen noch Drahtrahmen, zwischen den Reben passt kaum ein Mensch durch. Das Feld wirkt von Weitem wie ein verwildertes Gebüsch. Doch es folgt einem Konzept. Die Pflanzen sollen so eng wie nur möglich nebeneinanderstehen, damit sie an der gegenseitigen Konkurrenz um Nährstoffe aus dem Boden zu Höchstleistung auflaufen. Illy treibt auf Podere le Ripi eine Methode auf die Spitze, die weltweit diskutiert wird: Dichtpflanzung.

Beeindruckender Mechanismus

Wer einen neuen Weinberg anlegt, muss sich überlegen, wie dicht die Reben nebeneinander wachsen sollen. So ist es in Deutschland üblich, zwischen einzelnen Pflanzen etwa einen bis 1,20 Meter Platz zu lassen und zwischen den Zeilen rund zwei Meter, die sogenannte Gassenbreite. Mit dieser Faustformel kommen die meisten Winzer auf 4000 Reben pro Hektar. In den meisten europäischen Anbauländern liegt die Pflanzdichte zwischen 3000 und 5000 Stöcken pro Hektar. Wer eine Dichtpflanzung forciert, erhöht das auf mindestens 7000. Denn dann reagiert die Rebe mit einem faszinierenden Mechanismus. Sobald sie sich den Platz mit anderen teilen muss, entsteht Konkurrenzdruck. Die Pflanze beginnt dann noch tiefer und schneller zu wurzeln und gleichzeitig noch stärker zu wachsen. Der Bonsai-Weinberg von Illy sieht deshalb nicht zufällig aus wie ein Dschungel.

Die Parzelle hat eine Pflanzdichte von 62 000 Stöcken pro Hektar. Der Weinberg gilt als der mit der höchsten Stockdichte der Welt. Aber was bringt das? Die Antwort darauf sollte vor allem der Mensch geben können, der die ambitionierte Idee ausbaden muss: Sebastian Nasello ist ein junger, entspannt wirkender Mann mit Bart und schwarzen Locken. Seit neun Jahren ist er der Betriebsleiter von Podere le Ripi und leitet das 20-köpfige Team. Er bewirtschaftet die Flächen biodynamisch, die 33 Hektar verteilen sich auf sieben Lagen. Doch der Weinberg, der mit Abstand am meisten Arbeit macht, ist der Bonsai-Weinberg. «Viele verstehen nicht, warum wir dieses Experiment machen, und finden es völlig verrückt. Es ist ganz einfach: Wir wollen den besten Wein in Montalcino machen. Deshalb lohnt sich die Arbeit», sagt der Winzer.

«Viele verstehen nicht, warum wir das machen. Dabei ist es ganz einfach: Wir wollen den besten Wein in Montalcino machen.»

Sebastian Nasello, Betriebsleiter Podere le Ripi

Bereits ein paar Jahre nach der Pflanzung merkt das Team, dass sich die Anlage anders entwickelt als andere. Vor lauter Konkurrenzdruck bringen die Pflanzen immer mehr Energie auf, das Wachstum scheint ungebremst, der Weinberg ist völlig aus dem Lot. Doch Nasello schneidet die Triebe nicht ab, stattdessen wickelt er sie ineinander. So beruhige sich das System und finde ins Gleichgewicht. Als es nach zehn Jahren den Boden untersucht, ist das Team beeindruckt. Die Wurzeln der Bonsai-Reben hatten sich innerhalb so kurzer Zeit drei Meter in den Ton- und Kalkstein-Boden gegraben. Für Nasello ist das die beste Motivation, um weiterzumachen. «Wir brauchen die perfekte Verbindung zwischen Wurzeln und Boden. Nur dann wird die Persönlichkeit des Bodens und des Mikroklimas transportiert», sagt er. Auf der Podere le Ripi sind sie sich sicher: Je stärker die Rebe herausgefordert ist, sich an den wenigen Platz anzupassen, desto besser spiegelt sie ihre Herkunft wider.

Topweine dank Stockdichte

Diese Erfahrung machen Winzer weltweit. Manche Regionen haben eine hohe Pflanzdichte sogar obligatorisch für ihre Topweine definiert. Im Elsass beispielsweise müssen Grand-Cru-Weine mit mindestens 4500 Stöcken auf einem Hektar wachsen. Für die AOC Haut-Médoc sind 6500 bis 10 000 Stöcke pro Hektar vorgeschrieben. Im Burgund müssen die Grand Crus mit mindestens 10 000 Stöcken pro Hektar im Weinberg stehen. Die Wissenschaft hat in zahlreichen Forschungsprojekten untersucht, was die höhere Pflanzdichte mit den Weinen macht. Im Jahr 2003 pflanzten Studierende vom Weincampus Neustadt verschiedene Spätburgunder-Anlagen nebeneinander. Alle Bedingungen waren gleich, ausser der Stockabstand. Zehn Jahre später entnahmen sie Bodenproben aus den verschiedenen Reihen. Und diese unterschieden sich enorm.

«In einer sinnvoll angelegten Dichtpflanzung ist die Rebe resistenter gegenüber Trockenstress.» 

Astrid Forneck, Professorin an der Universität für Bodenkultur, Wien

Die Konzentration der Wurzelmasse der Reben aus den eng bepflanzten war deutlich höher. «Und damit haben sie eine bessere Resistenz gegenüber Trockenstress», resümiert Astrid Forneck. Die Professorin leitet das Institut für Obst- und Weinbau an der Universität für Bodenkultur in Wien. Seit Jahren lehrt sie in Österreich, doch die Wissenschaftlerin ist am Mittelrhein aufgewachsen. «Dort sagen wir zu solchen Anlagen nicht Dichtpflanzung, sondern einfach nur Weinberg. In Steillagen ist es einfach normal», sagt Forneck. Gerade Winzer an steilen Hängen arbeiten seit jeher mit hoher Rebstockdichte, weil sie andernfalls gar nicht auf die gewünschten Erträge kommen.



Vielerorts war es lange üblich, so dicht zu pflanzen, auch in flachen Lagen. Die heute gewöhnliche Pflanzdichte ist in erster Linie der Mechanisierung geschuldet. Früher wurden die Reben ausschliesslich mit Hand oder Tier bewirtschaftet, die Abstände konnten also wesentlich kleiner sein. Das hatte noch einen weiteren Vorteil: Je mehr Pflanzen auf einem Hektar stehen, desto weniger schwanken die Erträge, denn das Risiko wird stärker verteilt. Erst in den 1950er Jahren brauchte es mehr Platz zwischen den Zeilen, denn dann erleichterten Maschinen die Arbeit. Das heisst im Umkehrschluss: Wer heute dichtpflanzt, kommt mit Traktoren kaum noch durch. Deshalb sieht man in den Weinbergen von Fritz Wieninger im Frühjahr eine Gruppe von Mitarbeitern mit Handfräsen und Motorsensen durch die Zeilen gehen. Wieninger leitet einen der grössten biodynamischen Betriebe in Wien. Die Reben wachsen auf den Hängen am Stadtrand mit grossartigem Blick über die Stadt.

Vorbild Burgund

Wieninger ist Fan der Weine aus dem Burgund. Vor drei Jahren wanderte er während des Urlaubs tagelang durch die grossen Cru-Lagen und sah überall das Gleiche: Die Reben wachsen viel engmaschiger als in Österreich. Kurz darauf musste er die Ried Rothen am Bisamberg neu bepflanzen. Wieninger zögerte nicht lange: Er pflanzte Pinot Noir in einer Dichte von 10 000 Stöcken pro Hektar. «Die Reife zu erreichen, ist heutzutage kein Problem mehr. Also muss ich mir überlegen, wie ich mit anderen Parametern mehr Qualität erreichen kann», sagt er. Als die Anlage gepflanzt war, sprach sich das im Kollegenkreis schnell herum. Andere Winzer bezeichnen den Weinberg spöttisch als Friedhof, weil die Reben so akkurat und dicht nebeneinanderstehen. «Doch das ist mir egal. Ich werde ihnen zeigen, dass man auf diese Art einen grossartigen Wein erzeugen kann», sagt Wieninger. Die Weine aus den dichten Anlagen werden oft zu absoluten Sammlerstücken. Weine wie der 10hoch4 von Hanspeter Ziereisen, dessen Name bereits die Stockdichte verrät. Oder das Grosse Gewächs aus dem Malterdinger Bienenberg von Julian Huber.

Insbesondere für die ambitionierte Spätburgunder-Szene ist das Thema derzeit kontrovers wie kaum ein anderes. «Als wir unseren ersten Weinberg dichtgepflanzt haben, gab das grosse Diskussionen mit unserem Vater», sagt Andreas Rings. Anfang der 2000er Jahre sah er erstmals, dass andernorts die Reben dichter gepflanzt werden. «Das hat uns sofort eingeleuchtet, weil wir damit die Rebe entlasten können», sagt der Winzer. Wenn mehr Pflanzen auf der gleichen Fläche stehen und der Ertrag beibehalten wird, wird die Leistung des Weinbergs auf mehr (Reb-)Schultern verteilt. Die Rings-Brüder stehen für Spätburgunder aus den kühlen, eher kalkgeprägten Lagen der Mittelhaardt. Ihr Aushängeschild, das Grosse Gewächs vom Felsenberg, entstammt aus dem hochgelegenen Berntal. Eine Toplage mit 12 000 Stöcken pro Hektar. Von den zwölf Hektar Spätburgunder wachsen mittlerweile zwei Drittel in erhöhter Pflanzdichte. In diesem Jahr wollen sie einen Weinberg mit 15 000 Stöcken anlegen. «Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels ist die Dichtpflanzung ein grosser Vorteil. Sie ist das Gegenteil von Bewässerung. Man regt die Pflanze zum Tiefwurzeln an und kommt schnell in tiefe Bodenschichten», sagt Rings. Und dennoch gab es damals Diskussionen in der Familie. Denn mehr Pflanzen bedeuten mehr Kosten.

Enorme Kosten

Auch Wieninger weiss, dass die kleine Parzelle am Bisamberg ein Liebhaberprojekt bleiben wird. Er bewirtschaftet über 70 Hektar. Die Kosten der Dichtpflanzung sind enorm. Wer doppelt oder dreifach so viele Reben kauft, hat doppelt oder dreifach so hohe Anschaffungskosten. Alle Arbeiten am Stock - Rebschnitt, Biegen, Ausbrechen - summieren sich. Dessen ist sich auch Rings bewusst. «Doch wenn ich in der Qualität weiterkommen will, muss ich auch weitergehen. In den Grossen-Gewächs-Lagen ist es doch genau, was wir wollen», sagt Rings. Mit einer Berufskollegin diskutiert er immer wieder über das Thema. Sie arbeitet rund 20 Kilometer weiter südlich in der Pfalz. Sophie Christmann gehört zu den grössten Spätburgunder-Talenten Deutschlands. Gemeinsam mit ihrem Vater wurde sie im VINUM-Weinguide 2021 als Winzerin des Jahres ausgezeichnet. Sie stehen für Spitzenqualität: sowohl mit ihrem Riesling als auch mit dem Spätburgunder, für den sie verantwortlich sind. Und so ist Sophie angetrieben von der Frage, wie sie die Qualität noch weiter steigern kann. Rund 7000 Pflanzen stehen bei ihnen pro Hektar, das ist bereits doppelt so viel wie üblich. Doch weiter will sie derzeit nicht gehen.

Wie so viele Pinot-Meisterinnen ist die Winzerin Burgund-Fan. Immer wieder probiert sie sich durch die Weine und bereist die Gegend. Und ausgerechnet hier, in der vinophilen Vorbildregion, hatte sie vergangenen Sommer einen Schlüsselmoment, der sie kritisch gegenüber der Dichtpflanzung macht. «Zwischen den dichtgepflanzten Zeilen war kein einziger grüner Halm. Der Boden war einfach zu trocken. Da war mir klar, dass ich die hohe Pflanzdichte nicht um jeden Preis möchte», sagt sie. Christmann bewirtschaftet ihre Weinberge biodynamisch. Die Böden haben seit den 1970er Jahren keinen chemisch-synthetischen Pflanzenschutz gesehen. Die Winzerin kann damit auf der visionären Arbeit ihres Grossvaters und der biodynamischen Weiterentwicklung ihres Vaters aufbauen. Je mehr Pflanzen, desto mehr Wasser verbrauchen die Reben, und an trockenen Standorten gerät das in Konflikt.

Erfolg nicht gefährden

Im Sommer ist es in Christmanns Weinbergen ganz duftig: Die Familie pflanzt Dill, Rucola, Klee und verschiedene Leguminosen zwischen den Zeilen. Von August bis April sind die Weinberge komplett begrünt, im Sommer lassen sie jede zweite Gasse offen. «Die Begrünung ist für uns der Schlüssel für Weinberge im Gleichgewicht. Wenn wir ein intaktes Ökosystem schaffen, dann bleiben die Weinberge stabil und vital», sagt die Winzerin. Regelmässig lassen die Christmanns ihren Boden analysieren. Binnen zehn Jahren konnten sie den Humus-Anteil von zwei auf fünf Prozent steigern. Diesen Erfolg will Sophie Christmann nicht gefährden. «Ich will natürlich dichtpflanzen, sodass eine gewisse Konkurrenz da ist. Aber eben nicht so dicht, dass ich auf unsere Begrünung verzichten muss», sagt sie. Immer wieder diskutiert sie mit anderen Betrieben darüber, es ist eine Suche nach Balance, ein ständiges Austarieren. Eine perfekte Antwort habe sie noch nicht gefunden. In Gimmeldingen stehen die Weinberge in sehr trockenen Lagen. Trockener als beispielsweise bei den Rings.

«Dichtpflanzung ist keine Allzwecklösung für jeden Standort. Sie hat nur Sinn, wenn ich alle Faktoren berücksichtige», sagt Astrid Forneck. Die Wissenschaftlerin betont, dass man genau überlegen müsse: Wie ist der Standort? Wie verhält sich die Rebe? Denn zu viel Konkurrenzdruck sorgt für unkontrolliertes Wachstum. Und dann geht der ganze Effekt nach hinten los. Das beobachtet Robert Haller, Betriebsleiter im Weingut Bürgerspital in Würzburg. In den 1980er Jahren experimentierte das Weingut, damals noch unter anderer Leitung, mit dichtgepflanzten Bacchus-Reben. Als Haller den Betrieb übernahm, wunderte er sich über das unkontrollierbare und unruhige Wachstum bestimmter Parzellen. 

 «Viele Rebsorten bekommen durch die Konkurrenzsituation zu viel Power und sind nicht mehr im Gleichgewicht. Die Dichtpflanzung ist dann absolut kontraproduktiv», sagt Haller. Bei Sorten wie dem Spätburgunder, die ohnehin nicht zu starkem Wachstum neigen, könne sich die Dichtpflanzung auszahlen. Bei Rebsorten wie dem Bacchus hingegen nicht. Denn um die positiven Effekte der Dichtpflanzung zu erfahren, muss der Ertrag der Fläche gleichbleiben. Nur dann werden die einzelnen Stöcke entlastet. Viele Winzer setzen deshalb auf einen Kniff: die Auswahl der richtigen Unterlagsrebe. Jede Rebpflanze besteht im Grunde aus zwei Teilen. Im Boden wurzelt der reblausresistente Wurzelstamm, die sogenannte Unterlage. Und darauf aufgepfropft wächst die jeweilige Edelsorte.

In der Lage Paradiesgarten am Zürichsee stehen deshalb Spätburgunderreben, die extra aus dem Burgund importiert wurden. Angepflanzt hat sie der Schweizer Andreas Stössel. Er ist Betriebsleiter im Weingut Höcklistein. Davor arbeitete der Winzer 20 Jahre in der Toskana. Dort lernte er, wie wichtig es ist, den einzelnen Rebstock zu entlasten. «Das Alter der Reben ist aus meiner Sicht nicht so entscheidend wie der Stockertrag. Ich möchte den Stock entlasten, aber natürlich trotzdem eine gewisse Menge ernten - und das erreiche ich nur mit der Dichtpflanzung», sagt er. Vor sieben Jahren pflanzte er deshalb Spätburgunder und Merlot. Die Reben dafür besorgte er extra in Frankreich, wo sie bereits seit Jahrzehnten die Pflanzen auf die Dichtpflanzung hin optimierten. «Das langsame Wachstum führt zu einer schönen Harmonie im Weinberg. Die Weine sind konzentrierter und in sich stimmig», sagt er.

In der Lage Paradiesgarten am Zürichsee stehen deshalb Spätburgunderreben, die extra aus dem Burgund importiert wurden. Angepflanzt hat sie der Schweizer Andreas Stössel. Er ist Betriebsleiter im Weingut Höcklistein. Davor arbeitete der Winzer 20 Jahre in der Toskana. Dort lernte er, wie wichtig es ist, den einzelnen Rebstock zu entlasten. «Das Alter der Reben ist aus meiner Sicht nicht so entscheidend wie der Stockertrag. Ich möchte den Stock entlasten, aber natürlich trotzdem eine gewisse Menge ernten - und das erreiche ich nur mit der Dichtpflanzung», sagt er. Vor sieben Jahren pflanzte er deshalb Spätburgunder und Merlot. Die Reben dafür besorgte er extra in Frankreich, wo sie bereits seit Jahrzehnten die Pflanzen auf die Dichtpflanzung hin optimierten. «Das langsame Wachstum führt zu einer schönen Harmonie im Weinberg. Die Weine sind konzentrierter und in sich stimmig», sagt er.

Auch Sebastian Nasello ist überzeugt vom Ergebnis des Bonsai-Weinbergs. «Es ist ein Wein, der immer jung wirkt. Er ist so konzentriert und dicht und zeigt sich erst nach zehn Jahren», sagt er. Doch Francesco Illy darf seinen Topwein trotzdem nicht Brunello di Montalcino nennen. Für diesen Begriff ist eine bestimmte Pflanzdichte vorgeschrieben. Und Illy liegt mit dem Bonsai so weit darüber, dass die Regularien nicht mehr dazu passen.

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