Mit Flair und purer Freude
Ball des Weines feiert 20-jähriges Jubiläum
Text: Alice Gundlach, Foto: z.V.g.
Zwei Jahre mussten die Wein- und Tanzfans warten, bis endlich das 20-jährige Jubiläum gefeiert werden konnte. Der Ball des Weines hat nichts an Strahlkraft eingebüsst. Im Gegenteil: Die Karten waren wie immer ausverkauft. Woran das liegt und wie der VDP mehr junge Menschen für den Ball begeistern will, erklären die Geschäftsführerinnen Theresa Olkus und Hilke Nagel.
Angefangen hatte damals alles eigentlich auf der anderen Rheinseite. War ja auch logisch: ein Ball, der dem Wein gewidmet ist, in Mainz, der deutschen Great Wine Capital. Doch schon im nächsten Jahr entpuppte sich das Wiesbadener Kurhaus als der besser geeignete Ort für die rauschende Ballnacht.
Zum einen stand das Kurfürstliche Schloss in Mainz im Jahr 2000 noch vor der Sanierung, und man musste viel investieren, um ein festliches Ambiente zu gestalten. Und ausserdem war es schlicht nicht gut geschnitten für einen Ball mit 1500 Gästen. «In Mainz mussten wir auf drei Ebenen gehen, in Wiesbaden können wir alles auf einer Ebene einrichten», erklärt Hilke Nagel, Co-Geschäftsführerin des VDP. Sie hat den Ball einst mit erdacht.
Flair des Kurhauses macht’s
«In anderen Ländern wie Frankreich ist das anders, aber in Deutschland gibt es kein anderes Fest, das auf höchstem Niveau dem Wein gewidmet ist», erklärte Hilke Nagel den Grund für die Erfindung des Balls. Mittlerweile sei der Ball des Weines «fest mit dem Flair des Kurhauses der hessischen Landeshauptstadt verbunden».
Theresa Olkus begleitet den Ball des Weines auch schon länger – obwohl sie ihn dieses Jahr erstmals als VDP-Geschäftsführerin begangen hat. Bevor sie 2020 an die Spitze der Geschäftsstelle der Prädikatsweingüter berufen wurde, war sie mehrere Jahre als Berichterstatterin für VINUM auf dem Ball. «Ausserdem war ich 2013 auch als Württembergische Weinkönigin da», ergänzt sie. «Aber jetzt bekam ich auch mal einen Einblick, was das Ganze an Organisation bedeutet.» Und gleich durfte sie auch noch die Begrüssungsrede zusammen mit VDP-Ehrenpräsident Prinz Michael zu Salm-Salm halten, denn Steffen Christmann, dem als VDP-Präsident diese Aufgabe üblicherweise zufällt, war an diesem Abend verhindert.
Ihr Fazit: «Es war feierlich, aber auch stressig.» Denn als ob der Ball selbst nicht schon genug Arbeit wäre, kam in diesem Jahr noch die Prowein dazu. Die Fachmesse in Düsseldorf war coronabedingt vom März auf den Mai verschoben worden, «daher mussten wir das Team teils noch in Wiesbaden und teils schon in Düsseldorf einsetzen». Und so erging es natürlich nicht nur dem VDP, sondern auch seinen Mitgliedswinzerinnen und -winzern. Daher waren auch viel weniger Weinmacher als sonst auf dem Ball zu finden. Trotzdem war er schon wieder ausverkauft, wie jedes Jahr.
Die Anziehung des Balls ist seit Jahren ungebrochen. «Wir haben eine Kerngruppe von Stammgästen, die einfach jedes Jahr kommen wollen», berichtet Hilke Nagel. Schon kurz nach dem Ende des Balls beginnt der Vorverkauf für die Galakarten im kommenden Jahr, und er werde auch dann schon gut angenommen. Ab Dezember gingen dann auch die Flanierkarten in den Verkauf – die Galakarten seien dann meist schon ausverkauft.
Das hat sicherlich auch mit dem Angebot an Weinen zu tun, die man mit dem Kauf einer Karte nach Herzenslust auf der Flaniermeile probieren kann. Mehr als hundert Weine und Brände der VDP-Winzer gibt es jedes Jahr in der freien Verkostung. «Wir müssen schon alles auffahren, was der VDP zu bieten hat, also gerade auch die Grossen Gewächse, Edelsüsses und Raritäten», betont Hilke Nagel.
Doch auf dem Ball wird nicht nur getanzt und der Wein gefeiert, sondern es wird auch Gutes getan. Jedes Jahr gibt es eine grosse Tombola, deren Erlös einem guten Zweck zugutekommt. In diesem Jahr wurde die Ukraine bedacht, konkret die Csilla von Boeselager-Stiftung, die Osteuropahilfe leistet.
Das grösste Fest des Jahre
Ein Gutteil der Gäste komme natürlich aus dem Rhein-Main-Gebiet, aber es gebe auch durchaus Fans, die jedes Jahr von weiter weg anreisten und sich dann in der Region ein schönes Wochenende rund um den Ball machten. «Für solche Gäste hatten wir zwischendurch auch mal ein ganzes Wochenendprogramm auf die Beine gestellt», erinnert sich Hilke Nagel. «Aber dann haben wir festgestellt, es im Mai sowieso so viele Veranstaltungen in den angrenzenden Weingebieten gibt. Deshalb geben wir nun einfach zur gekauften Eintrittskarte im Vorfeld ein Programm mit Tipps dazu.»
Wenn man über den Ball des Weines und seinen Status redet, fällt immer wieder ein Name: Vera Jung. Die Eventplanerin aus Mainz ist nun seit fast zehn Jahren für die Organisation des Balls zuständig. Aus aller Munde wird ihr höchstes Lob zuteil. Prinz Michael zu Salm-Salm, der Ehrenpräsident des VDP, sagt gar: «Dass der Ball nun diese gute Struktur hat, ist vor allem Vera Jung zu verdanken.» Und in den Worten eines Finanzunternehmers, der er neben Weingutsbesitzer eben auch ist, merkt er an: «Sie ist ein echtes Asset.» Sie ist nicht nur für den Ablauf des Balls zuständig, sondern macht zum Beispiel auch die Vorschläge für das Unterhaltungsprogramm, aus denen der VDP auswählt.
«Wer einmal da war, will wieder hin»
Doch ist ein Ball überhaupt noch eine zeitgemässe Veranstaltung als Fest für den Wein in Zeiten von Wein-Instagram-Channels und Online-Weinproben? «Ich stamme ja aus einer Generation, die Bälle noch richtig klasse findet», so Hilke Nagel. Dennoch sei der VDP daran interessiert, noch mehr junge Menschen auf den Ball zu bringen. Dass Jüngere das Veranstaltungsformat nicht mehr attraktiv finden könnten, sehe sie nicht. «Es kommt hauptsächlich darauf an, dass junge Menschen vermehrt von dem Ball erfahren.» Deshalb verlagert der VDP die Kommunikation des Balls mehr und mehr in die sozialen Medien, wo man die Wunschzielgruppe vermutlich eher erreicht als über klassisches Marketing. «Wer einmal da war, der will wieder hin», ist sich Hilke Nagel sicher.
Und der jungen Generation will Theresa Olkus natürlich mit gutem Beispiel vorangehen. «Ich fand den Ball immer schön, weil es keine andere Veranstaltung in Deutschland gibt, die den Wein so stilvoll feiert», schwärmt die 30-Jährige. «Er ist etabliert, aber hat sich auch weiterentwickelt.»
Schon jetzt kämen schon viele junge Menschen, die Freude daran hätten, sich in Schale zu werfen und Wein in einem festlichen Ambiente zu geniessen, «etwa junge Leute, die früher als Helfer dabei waren, gönnen sich heute Karten», hat Theresa Olkus beobachtet. Und Hilke Nagel ergänzt: «Früher waren die Helfer hauptsächlich Winzerkinder, heute sind es mehr Studierende. Abhängig von der Art des Jobs können die Helfer auch jetzt ab einer gewissen Uhrzeit mitfeiern. Auch so reift die nächste Generation der Ballgänger heran.» Und natürlich brächten auch viele Stammgäste und Winzer ihren – jetzt erwachsenen – Nachwuchs mit.