Auch Nonnen machen Wein

Interview mit Lars Daniëls

Text: Carsten Henn, Fotos: Armin Faber

Lars Daniëls ist leitender Redakteur des führenden niederländischen Weinmagazins «Perswijn» und Dozent an der Niederländischen Weinakademie.

Der Grossraum um Maastricht, also die Region Süd-Limburg, scheint das qualitative Zentrum des Weinbaus in den Niederlanden und Belgien zu sein. Warum ist das so?

Sie hat die längste Weinbau-Geschichte, diese geht wahrscheinlich zurück bis zu den Römern, auf jeden Fall bis ins Jahr 968. Die Region hat auch die ältesten kommerziellen Weinberge der Niederlande, nämlich Slavante und Apostelhoeve, sowie manche der besten Produzenten. Ebenfalls für die Region spricht, dass dort vor allem klassische Rebsorten angebaut werden und es am ehesten so etwas wie richtiges Terroir gibt.

Welche belgischen und niederländischen Weine können mit den Grossen der Welt mithalten?

Ganz wenige. Meine Favoriten sind der Riesling von Apostelhoeve und der Chardonnay Cuvée Prestige Pleistoceen von Clos d’Opleeuw.

Immer noch prägen viele Feierabendwinzer mit schlechten Qualitäten den Ruf der Weine in Belgien und den Niederlanden. Werden sie bleiben?

Ja, weil es populär ist, ein bisschen Wein zu machen. Aber sie werden das Image nicht weiter prägen. Da bin ich mir sicher.

Professionalisiert sich der Weinbau also?

Sicherlich! Es gibt junge Betriebe, die sich fast ausschliesslich auf Sekt konzentrieren, wie Raarberg und Holset. Es gibt Château Amsterdam, das Trauben aus ganz Europa kauft und in Amsterdam Wein produziert. Einfach toll! In Groesbeek gibt es De Colonjes, das - seit Adam Dijkstra dort Wein macht, ein Student von Uli Fischer aus Neustadt - enorme Fortschritte gemacht hat. Dann gibt es die Nonnen von Sint Catharinadal in Oosterhout, wo Andries Burger von Paul Cluver in Elgin (Südafrika) die Weine erzeugt. Richtig gut ist der Chardonnay.

Der Grossteil der Rebsorten sind heute Piwis. Gehört ihnen die Zukunft?

Schwierig zu sagen. Klassische Rebsorten versus Piwis ist eine hitzige Debatte. Weil in den Niederlanden kein Kupfer genutzt werden darf, haben die Anhänger von Piwis das Umweltargument auf ihrer Seite. Aber von der Qualität her denke ich, dass Piwis nicht viel weiterkommen, als sie aktuell sind. Prozentual läuft es wieder ein bisschen zurück.

Spielt der Klimawandel dem Weinbau so sehr in die Hände, dass man in 50 Jahren zu den grossen Weinbaunationen gehören wird?

Dafür fehlen die Flächen und die richtigen Böden. Aber man baut schon überall an, von Texel und Groningen bis Zeeland und Limburg. Es fehlt noch viel Expertise und Erfahrung, aber das Klima ist kein beschränkender Faktor mehr.

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