40 Jahre VINUM - das sind wir und das bleiben wir
VINUM-Covers von 1980 - 2020
Text: Thomas Vaterlaus
Wer vor 40 Jahren in einer Buchhandlung nach Weinbüchern fragte, musste froh sein, wenn überhaupt etwas da war. Kein Wunder: Denn zu jener Zeit gab es zwar viele Konsumenten von einfachen Tischweinen, aber nur wenige, die eingeweiht waren, in die Welt der guten und exzellenten Weine. Viele Einsteiger fragten sich ehrfürchtig, wie sie in den elitären Kreis der Weinwissenden vorstossen konnten. Da kam VINUM im Jahr 1980 genau zur richtigen Zeit. Schon in den ersten Ausgaben vermittelte das Heft nicht nur Wein-Grundwissen, sondern portraitierte Winzer und bewertete Weine. Und machte die Szene somit greifbarer, zugänglicher und transparenter. Aus heutiger Sicht wirken diese ersten VINUM-Ausgaben mit ihrem etwas intellektuell zurückhaltenden Auftritt fast älter, als sie sind. Die Lust am Genuss wurde noch mit angezogener Handbremse zelebriert. Doch für Tausende von Lesern öffnete das Heft die Türen in eine verheissungsvolle neue Weinwelt.
Heute, 40 Jahre später, ist VINUM zu einem überaus reichhaltigen und lustvollen Genuss-Kosmos gewachsen, digital rund um die Uhr erreichbar. Monatlich finden verschiedenste Events statt. Regionen präsentieren ihr aktuelles Weinschaffen, Spitzenwinzer stellen an Wine&Dines sich und ihre Weine vor, und an thematischen Panel-Verkostungen werden VINUM-Leser zu Juroren und bewerten Weine. Es werden Weinguides und Weinbücher publiziert. Und mit Weinwettbewerben wie dem «Grand Prix du Vin Suisse» oder dem «Riesling Champion» in Deutschland organisiert VINUM die mitunter wichtigsten Weinwettbewerbe im deutschsprachigem Raum.
Doch obwohl die VINUM-Welt in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen ist, bleibt das Heft der Mittelpunkt dieses Kosmos. Und mit diesem auch die Grundsätze, die es zum Erfolg geführt haben. Noch immer ist die objektive Verkostung und die daraus erfolgende Bewertung der Weine das Mass aller Dinge. In einem Markt, in dem weit über 100 000 verschiedene Produkte angeboten werden, braucht der Konsument einen Ratgeber, auf den er sich verlassen kann. Und die VINUM-Verkostungen sind nicht nur die Grundlage für unseren Guide VINUM, in dem wir in jeder Ausgabe hunderte von überdurchschnittlich guten Weinen empfehlen – sie sind auch die Basis für unsere Artikel, in denen wir Winzer, Regionen oder auch Traubensorten portraitieren, die Aussergewöhnliches in unsere Gläser zaubern können.
Zwei weitere Qualitätsfaktoren machen VINUM meiner Meinung nach zu einem besonderen Heft. Da ist zu einem unser Autorenteam. Das Rückgrat bilden Weinjournalisten, die fast seit Beginn an das Heft mitgestalten und die VINUM-DNA entsprechend tief verinnerlicht haben. Ihre jahrzehntelange Erfahrung hilft ihnen auch, neue Entwicklungen objektiv einschätzen zu können. Für die Dynamik sind aber auch jene Journalisten wichtig, die immer wieder neu zum Team dazu stossen. Mit diesem Personal-Mix steht VINUM gleichermassen für Kontinuität und Innovation. Genauso wichtig ist die dezentrale Organisation unserer Redaktion mit Mitarbeitern und Autoren, die entweder in den wichtigsten Weinländern zuhause sind, oder sie regelmässig bereisen. Dank diesem Konzept haben wir den Aufstieg von Legenden wie Angelo Gaja, Michel Rolland oder Alvaro Palacios von Anfang an verfolgt und im Heft darüber berichtet. Ja selbst Ausnahmekoch Ferran Adrià und seine neuen Foodpairing-Ideen haben wir schon portraitiert, als er im deutschprachigem Raum noch weitgehend unbekannt war. Vor allem aber hat VINUM von Beginn weg immer wieder neue Entwicklungen in der Weinszene thematisiert und auch kritisch aus verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. Der Siegeszug der Supertuscans in den 90er Jahren genauso wie der Aufstieg der kalifornischen Supercrus mit ihrem «surfing on the sweet tannins». Schon früh haben sich VINUM-Autoren für den biologischen und biodynamischen Anbau eingesetzt, im Wissen, dass diese Anbauform nicht nur dem Ökosystem Rebberg sondern auch der Qualität im Glas dient. Und in den letzten Jahren haben wir unser immer wieder mit naturbelassenen Weinen und der «Orange»-Szene auseinandergesetzt.
Was kommt als nächstes? Nun egal was ist, wir werden uns in VINUM damit befassen, aber, das versprechen wir Ihnen genau so, ohne dabei das Bewährte zu vernachlässigen. Das war schon immer unser Credo. Gemäss diesem haben wir den letzten 40 Jahren auf fast 40 000 Heftseiten über
Wein geschrieben. Und das Elixier Wein ist so komplex, dass wir locker nochmals 40 000 Seiten darüber schreiben können. Ganz nach dem Motto: «Um Wein verstehen zu können, genügt ein Leben nicht. Aber es ist eine schöne Zeit!»