Schweizer Bioweinpreis 2019

Biowein im Fokus!

Seit 2014 organisiert das Weinmagazin VINUM unter dem Patronat von Bio Suisse den Schweizer Bioweinpreis. Dank einer stetigen Zunahme der eingereichten Weine und dem prestigeträchtigen Spezialpreis «Biowinzer des Jahres» avancierte der Wettbewerb zur wichtigsten Plattform in der helvetischen Bioweinszene. Durch die Fusion mit dem im letzten Jahr gegründeten Wettbewerb Bio Vino, der vor allem in der Westschweiz auf eine gute Resonanz stiess, festigt nun der Schweizer Bioweinpreis mit der Ausgabe 2019 seine führende Stellung. Insgesamt haben 62 Winzer 280 Weine zum Wettbewerb eingereicht. In diesem Jahr wurde auch erstmals der Sonderpreis für den besten Naturwein vergeben.

Schweizer Biowinzer 2019

Cave Caloz im siebten Himmel

Text: Alexandra Truffer

Der Titel «Schweizer Biowinzer 2019» geht an eine kleine, familiengeführte Weinkellerei im Zentralwallis, in der drei Winzergenerationen 25 harmonische, elegante und absolut hochwertige Weine erzeugen. Auch wenn die Cave Caloz noch relativ unbekannt sein mag, so gehört sie doch zur Elite des Schweizer Weinbaus und ein Besuch vor Ort ist absolut lohnend.

Die Leser der französischen VINUM-Ausgabe durften 2015 Sandrine Caloz in der Rubrik «Entdeckung» kennenlernen. Die junge Ingenieurin und Önologin war dem Familienunternehmen zwei Jahre zuvor beigetreten. Damals sagte sie VINUM: «Zwei Dinge sind sicher: Wenn ich Kinder habe, nehme ich sie mit in den Weinberg, und dort sollen sie nicht mit Pestiziden in Berührung kommen.» Sandrine hielt, was sie versprach: Sie ist Mutter von zwei Kindern und 2017 vinifizierte sie den ersten von BioSuisse zertifizierten Wein. In den letzten vier Jahren konnten sich die VINUM-Leser in der Romandie vom Potenzial dieses rund sechs Hektar kleinen Weinguts in Miège, im Herzen des Wallis, überzeugen. Bei den von unserer Redaktion organisierten Verkostungen gehörten Sandrines Gewächse regelmässig zu den Spitzen-Weinen. Petite Arvine Les Clives und Syrah Les Bernunes aus dem Jahrgang 2015 erhielten 18 von 20 Punkten.

17 Punkte gingen an Dôle La Mourzière 2016, Délicatesse 2014 (ein Schaumwein aus Chardonnay, Petite Arvine und Muskateller) und Mouton Blanc (in Holzfässern gereifte Assemblage aus Païen und Chardonnay, Jahrgang 2016). Da verwundert es nicht, dass sich Familie Caloz auf dem Siegertreppchen des «Schweizer Bioweinpreises» wiederfindet. Petite Arvine Les Clives (2018) erhielt mit 92,4 Punkten die Höchstnote in der Kategorie Weisswein und die zweitbeste Note aller Kategorien zusammen. Bei den Rotweinen hat Cornalin (2018) 89,9 Punkte und somit die Goldmedaille verdient und in der Kategorie Traditionelle Rotweine den zweiten Platz ergattert. Das Weingut erhielt zudem eine dritte Goldmedaille für ihren Malvoisie Flétrie 2017 (spätgelesener Pinot Gris mit einer Restsüsse von 99 Gramm pro Liter und einem Alkoholgehalt von zwölf Prozent). Dank ihres ausserordentlichen Könnens im Keltern traditioneller Walliser Rebsorten wurde Familie Caloz der diesjährige Preis der «Schweizer Biowinzer» verliehen. Dieser zeichnet Winzer aus, «die für ihren jeweils besten Rot- und Weisswein die höchste Durchschnittsnote erhalten». Auch wenn Sandrine zweifelsohne zu den besten Önologinnen ihrer Generation gehört, so hat sich Cave Caloz doch über drei Generationen etabliert, die bis heute eng zusammenarbeiten.

Die Begrünung im Griff:

Obwohl das Wallis die grösste Weinregion der Schweiz ist, hat dieser Kanton noch nie beim Schweizer Bioweinpreis ge-glänzt oder den Bioweinpreis beim Grand Prix du Vin Suisse gewonnen. Dazu muss man wissen, dass der biologische Weinbau in diesem Kanton bis vor Kurzem nur in sehr geringem Masse praktiziert wurde. Diese Tatsache ist nicht etwa auf den Eigensinn der Walliser Winzer zurückzuführen, sondern auf die besonderen Herausforderungen, die der Weinbau auf einem von Terrassen geprägten Weingebiet  mit sich bringt. In einer wasserarmen Gegend (durchschnittlicher Jahresniederschlag von 650 Millimetern, etwa halb so viel wie in Genf oder Neuenburg) ist die Konkurrenz zwischen Unkraut und Rebe so erbittert, dass Letztere in arge Schwierigkeiten und grossen Stress gerät. Dies spiegelt sich in unangenehmen Aromen im Wein wider. Heute ist die aufdringliche Vegetation dank aktiven Wegbereitern wie Conrad Caloz weitestgehend unter Kontrolle, und viele Weingüter im Wallis sind den Schritt zur Bioweinherstellung gegangen.

Drei Generationen im Familienbetrieb

In den 1960er-Jahren versuchte sich Fernand Caloz in der Weinherstellung. Der erste Jahrgang mit dem typischen Etikett wurde 1970 auf den Markt gebracht. Die Weinkellerei machte sich damals mit dem Muscat einen Namen, denn er verkaufte sich besser als der Fendant. Zwölf Jahre später traten Conrad, Fernands Sohn, und Anne-Carole in das Familienunternehmen ein. 1987 übernahm das Ehepaar die Leitung des Weinguts. Auch wenn sie ihre Weine kaum bewarben, so wussten Kenner sie zu schätzen. Der New Yorker Weingrosshändler Neal Rosenthal war so von der Qualität der Walliser Weine überzeugt, dass er sie 2010 neben den besten Jahrgängen von Serge Roh, Romain Papilloud und Fabienne Cottagnoud in den USA vertrieb. Drei Jahre später schloss Sandrine ihre Ausbildung in Changins ab und kehrte zum Weingut zurück. Als wir sie 2015 zum ersten Mal getroffen haben, sagte sie uns, sie habe Glück gehabt, denn «als ich ankam, hat Papa mir viel Freiraum gelassen. Im Weinkeller durfte ich das machen, was ich gern wollte. Es gab keine drastischen Veränderungen. Vielmehr haben wir viele kleinere Veränderungen vorgenommen, zum Beispiel in Bezug auf die Temperatur und die Dauer der Gärung oder das Umrühren der Hefe.» Gezielte Verbesserungen im Rebberg, der hier seit einem halben Jahrhundert mit grosser Leidenschaft und Sorgfalt gepflegt wird, über drei Generationen weitergegebenes Wissen und Können sowie die Begeisterung für diesen Beruf – das sind vermutlich die Zutaten, die die Weinkellerei Caloz heute zu einem der interessantesten Weingüter des Wallis machen, unabhängig davon, ob Bio oder nicht. Sandrine wird dieses Jahr 30, wir können also sicherlich noch einiges von diesem aufsteigenden Stern des Zentralwallis erwarten.

www.cavecaloz.ch


Verkostung

Traditionelle Rebsorten weiss

1. Platz

Cave Caloz Miège

Valais AOC Petite Arvine Les Clives 2018

Präsentiert sich in dezentem Gelb mit goldenen Reflexen. Feine Noten reifer Mirabellen, frische Grüne und ein Hauch getrocknete Kräuter, animierend. Im Mund mit Aromen gelber Früchte, auch Zitrusnoten, dezent mineralisch. Harmonisch eingebundene Säure, die dem Wein Tiefe gibt. Angenehmes Prickeln auf der Zunge, das in einem schönen langen Finale endet. 2019 bis 2023

Preis: 21 Franken | www.cavecaloz.ch

 

2. Platz

Domaine de Miolan, Bertrand Favre, Choulex

Genève AOC Les Défis Muscat sec 2018
2019 bis 2021
Preis: 13.50 Franken | www.domainedemiolan.ch


3. Platz

Weingut Stoll, Osterfingen

Schaffhausen AOC Pinot Gris 2017
2019 bis 2021
Preis: 17 Franken | www.weingut-stoll.ch

Chasselas

1. Platz

Domaine des Faverges Fribourg

Lavaux AOC Réserve du Conseil  d’Etat 2017

Zeigt sich in zartem Gelb mit grünen Reflexen. In der Nase präsente, verwobene Aromen von frischem Apfel, etwas Holunderblüte. Sehr kraftvoll. Im Mund füllend, wiederum Holunderblüten, gelber Apfel. Gut strukturiert mit dezenter Säure. Voller Körper, feine Reifenoten. Guter Trinkfluss. Im Abgang füllig ausklingend, mittellang. Zu weissem Fleisch und Fisch. 

2019 bis 2025
Preis: 23 Franken | www.vignoblesdeletat.ch

 

2. Platz

Cave de la Côte, Tolochenaz

La Côte AOC Chasselas Bio 2018
2019 bis 2023
Preis: 12 Franken | www.cavedelacote.ch

3. Platz

Javet & Javet, Vully FR

Vully AOC Or du temps Blanc de Chasselas 2018
2019 bis 2023
Preis: 35 Franken | www.javet-javet.ch

Traditionelle Rebsorten rot

1. Platz

Christian Rossel Hauterive

Neuchâtel AOC Gamaret Grand Vin de Neuchâtel 2018

Purpurfarben im Glas. Fein und dicht gewobene Struktur. Noten von sonnengegerbtem Holz. Dunkle Kirsche und Pflaume. Am Gaumen mit frischen Kräuternoten, intensive dunkle Kirschfrucht, auch Gewürze. Etwas aufgeschlagenes frisches Ei. Satte Struktur am Gaumen, saftig, packend und überzeugend. Sehr präsent und ausgesprochen langanhaltend. Der am höchsten bewertete Wein des Awards.

2019 bis 2025
Preis: 26 Franken | christian.rossel@bluewin.ch

 

2. Platz

Cave Caloz, Miège

Valais AOC Cornalin 2018
2019 bis 2025
Preis: 23 Franken | www.cavecaloz.ch

3. Platz

Bioweingut Roland und Karin Lenz, Uesslingen

Schweizer Landwein Merlot 2017
2019 bis 2023
Preis: 28 Franken | www.weingut-lenz.ch

Pinot Noir

1. Platz

Javet & Javet VULLY FR

Vully AOC AimeTerre Pinot Noir 2018

Auch dieser Wein war im vergangenen Jahr bereits beim Bioweinpreis vertreten, mit dem Jahrgang 2016. Der aktuelle, sich noch sehr frisch zeigende Jahrgang 2018 liess die Mitbewerber hinter sich. Kräftige Noten von dunkler Kirsche, dezente, weil harmonische Holzwürze. Am Gaumen saftig und knackig, mit präsenter Säure und jungen Tanninen. Hat grosses Potenzial!

2019 bis 2025

Preis: 19 Franken | www.javet-javet.ch

 

2. Platz

Domaine de Montmollin, Auvernier

Neuchâtel AOC Pinot Noir 2017
2019 bis 2025
Preis: 17 Franken | www.domainedemontmollin.ch

3. Platz

Bioweingut Roland und Karin Lenz, Uesslingen

Schweizer Landwein Lenz Pinot Noir Barrique 2017
2019 bis 2025
Preis: 26 Franken | www.weingut-lenz.ch

Cuvées rot

1. Platz

Domaines Rouvinez Sierre

Valais AOC Nez Noir Bio en Reconversion 2017

Dunkelrot, fast schwarz im Glas, verströmt diese Assemblage aus Merlot, Syrah und Gamaret einen betörenden Duft nach frischem Gras, duftigem Heu, Kräutern aber auch dunkle Schokolade und reifen Schwarzkirschen. Am Gaumen kräftig und kernig, aber dennoch elegant. Saftige Frucht mit gut eingebundener Säure. Hat Zug und ermüdet nicht. Sehr gelungen. 

2019 bis 2022
Preis: 19.50 Franken | www.famillerouvinez.com

 

2. Platz

Domaine de la Bolliattaz, Hammel – Terres de Vins, Rolle

Villette Grand Cru, Lavaux AOC
Malbec/Merlot 2018
2019 bis 2023
Preis: 32 Franken | www.hammel.ch

3. Platz

Weingut im Turmgut, Barbara & Markus Weber, Meilen

Zürichsee AOC Merlot Cabernet 2017
2019 bis 2022
Preis: 25 Franken | www.turmgut.ch

Cuvée weiss

1. Platz

Domaine La Capitaine Begnins

La Côte AOC Begnins Grand Cru Cuvée Noble Blanche 2018

Diese Cuvée aus den Rebsorten Chardonnay, Pinot Gris und Pinot Blanc zeigt sich nicht nur im Glas golden. Feine gelbe Frucht mit mineralischen Anklängen und einem Hauch Kreuzkümmel. Am Gaumen sehr ausgewogen, frische wie auch exotische Früchte, etwas Astholz und Würze. Fordernde Säure, die dem Wein eine gute Struktur gibt. Klingt lange nach. 

2019 bis 2023
Preis: 19 Franken | www.lacapitaine.ch

 

2. Platz

Weingut FIBL, Frick

Aargau AOC Fricktaler Les Blancs 2018
2019 bis 2021
Preis: 15 Franken | www.weingut.fibl.org


3. Platz

Bioweingut Roland und Karin Lenz, Uesslingen

Schweizer Landwein Lenz Gemischter Satz Weiss 2017
2019 bis 2021
Preis: 20 Franken | www.weingut-lenz.ch

PIWI-Sorten rot

1. Platz

Bioweingut Roland und Karin Lenz Uesslingen

Schweizer Landwein Lenz Cabernet Barrique 2018

Roland Lenz, im letzten Jahr zum Bio-winzer des Jahres gekürt, hat mit dem Lenz Cabernet Barrique, einem reinsortigen Cabernet Jura, erneut die Nase vorn. Undurchdringliches Rot im Glas. Sehr komplex und intensiv im Duft. Im Mund rote und dunkle Beerenfrucht, die Holznoten wunderbar integriert. Feine getrocknete Kräuter, etwas Astschnitt. Lang und kraftvoll im Abgang. 

2019 bis 2023
Preis: 19 Franken | www.weingut-lenz.ch

2. Platz

Bioweingut Roland und Karin Lenz, Uesslingen

Schweizer Landwein Lenz Cal 1-28 2018
2019 bis 2023
Preis: 19 Franken | www.weingut-lenz.ch

3. Platz

Bioweingut Roland und Karin Lenz, Uesslingen

Schweizer Landwein Lenz Léon 
Millot 2018
2019 bis 2022
Preis: 19 Franken | www.weingut-lenz.ch

PIWI-Sorten weiss

1. Platz

Domaine La Capitaine Begnins

La Côte AOC Begnins Grand Cru Johanniter 2018

Letztes Jahr landete der Johanniter 2016 von Reynald Parmelin, einem Pionier der Schweizer Bioweinszene, auf dem zweiten Rang. In diesem Jahr hatte er die Nase ganz vorne. Exotische Früchte, etwas Litschi und Mango, zart duftig. Sehr animierend und saftig. Auch getrocknete Kräuter. Geradlinig gebaut, mit grosser Kraft. Feine Bitternoten im Abgang. 

2019 bis 2023
Preis: 24 Franken | www.lacapitaine.ch

 

2. Platz

Vinifera Venture SA, Sion

Vin de Pays Shot n° 03 2018
2019 bis 2021
Preis: 24 Franken | www.shot-vin.ch

3. Platz

Bioweingut Sitenrain, Meggen

Luzern AOC Sitenrain Solaris 2018
2019 bis 2021
Preis: 29.50 Franken | www.sitenrain.ch

Rosé und Blanc de Noirs

1. Platz

Domaine de Montmollin AuveRnier

Neuchâtel AOC Œil de Perdrix 2018

Ein strahlendes Lachsrosé im Glas. Genauso strahlend zeigen sich feine Honignoten, etwas geröstetes Brioche, rote Früchte und Holznoten. Am Gaumen sehr frisch, Noten roter Kirsche, etwas Rote Johannisbeeren. Wiederum Röstnoten, ein Hauch Speck und Rauch. Sehr ausbalanciert mit integrierter, dennoch straffer Säure. 

2019 bis 2020
Preis: 17 Franken | www.domainedemontmollin.ch

 

2. Platz

Château d’Eclépens, Eclépens

Côtes de l’Orbe AOC Eclépens Grand Cru Rosé – Réserve du Château 2018
2019 bis 2020
Preis: 15 Franken | www.chateau-eclepens.ch

3. Platz

Domaine de La Maison Carrée, Auvernier

Neuchâtel AOC Auvernier
Perdrix Blanche 2017
2019 bis 2021
Preis: 17 Franken | www.lamaisoncarree.ch

Süss- und Schaumweine

1. Platz

Domaine des Coccinelles St-Aubin

Vin de Pays des Trois Lacs Dolc’Inelle 2018

Helles Gelb mit goldenen Reflexen im Glas, so zeigt sich dieser reinsortige Solaris, der vollreif geerntet wurde. Intensiv duftende Nase mit Noten von Akazienhonig, etwas trockenem Astholz. Am Gaumen sehr ausbalanciert. Angenehme Süsse mit Honignoten, mit einer frischen Säure. Dezente Nussnoten, Röstaromen und etwas rauchig. Komplex. 

2019 bis 2025
Preis: 16.50 Franken | www.domaine-coccinelles.ch

 

2. Platz

Cave Calo, Miège

Valais AOC Malvoisie Flétrie 2017
2019 bis 2025
Preis: 25 Franken | www.cavecaloz.ch

3. Platz

Domaine de La Maison Carrée, Auvernier

Neuchâtel AOC Auvernier Flétri 2016
2019 bis 2027
Preis: 32 Franken | www.lamaisoncarree.ch