Prominenz und hochtalentierte Jungwinzer
Riesling Champion 2018
Text: Rudolf Knoll, Fotos: Jana Kay
Riesling buchstabiert man so: Rassig, imponierend, elegant, saftig, langlebig, individuell, nobel, genial. Alle Attribute waren beim VINUM-Wettbewerb vertreten. Prominenz und hochtalentierte Jungwinzer gaben sich ein Stelldichein.
Ganz schön kühn, der Kuhn, Vorname Philipp.
Zum dritten Mal darf er sich mit dem Titel «Champion» schmücken. Auch weitere Pfälzer landeten auf den Spitzenrängen, kein Wunder, kann dieses Gebiet mit 5900 Hektar doch die grösste deutsche Rieslingfläche vorweisen. Aber das in der Fläche leider rückläufige Moselgebiet (nur mehr 5400 Hektar, früher über 7000) gab mit einer Reihe von Topplatzierungen Kontra. Nahe, Rheingau, Rheinhessen und Franken liessen ebenfalls Riesling-Klasse aufblitzen.
Am Freitag, 6. Juli, 12.10 Uhr, war zwar die Entscheidung gefallen und damit bekannt, dass ein Riesling aus der pfälzischen Mittelhaardt in der hart umkämpften Kategorie trocken auf dem ersten Platz gelandet war. Für die Feststellung, wen man zum «Riesling Champion» küren konnte, musste dagegen noch ein bisschen gerechnet werden. Der Trocken-Sieger Stephan Attmann vom Weingut von Winning aus Deidesheim gehörte zu den Kandidaten, schliesslich war er, seit dieser VINUM- Wettbewerb 2012 eingeführt wurde, schon zweimal auf dem Platz an der Sonne (2012 und 2015). Vorjahressieger Eric Manz aus dem rheinhessischen Weinolstheim glänzte im Vorfeld ebenfalls mit einer erstklassigen Kollektion, wie einige andere auch. Am Ende landete er mit einem Notenschnitt von 17.3 auf dem exzellenten Rang drei, gemeinsam mit den Häusern Pfaffmann aus dem pfälzischen Walsheim und Wirsching aus dem fränkischen Iphofen. Der Pfälzer Theo Minges aus dem wenig bekannten südpfälzischen 410-Einwohner-Ort Flemlingen schien beinahe aus seiner Aussenseiterrolle zu schlüpfen. Aber am Ende reichte es mit stattlichen 17.4 Punkten im Schnitt bei seinen vier besten Weinen «nur» zum zweiten Rang in der Champion-Wertung. Denn einer, der mit einer hoch bewerteten Beerenauslese mit 18.5 Punkten schon ein paar Tage vorher ein Ausrufezeichen gesetzt hatte, war noch um einen Zehntelpunkt besser: Philipp Kuhn aus Laumersheim ist VINUM Riesling Champion 2018! Der Nordpfälzer, der beim Deutschen Rotweinpreis schon mehrfach ganz vorn dabei war, scheint sich einen schönen Rhythmus anzugewöhnen. Sieger 2014, Sieger 2016 und jetzt 2018, vielleicht dann wieder 2020? Aber das Startrecht für 2019 werden wir ihm nicht aberkennen; er darf nächstes Jahr wieder ins Rennen gehen. Schliesslich wollen wir uns nicht selbst durch solche Abstinenz bestrafen, sondern uns lieber so rassigen, vielschichtigen, brillanten Kollektionen widmen, wie sie Philipp und seine Kollegen aus ganz Deutschland in diesem Jahr aufboten.
Riesling-Feuerwerk
Weingüter wie Georg Naegele aus Neustadt an der Weinstrasse,
J. B. Becker aus Walluf, Ernst Eifel aus Trittenheim, Gröhl aus Weinolsheim, Joh. Bapt. Schäfer aus Burg Layen, Hees aus Auen, Lotz aus Erden, Nik Weis – St. Urbanshof, Gebrü- der Kauer, Willems-Willems, Kees-Kieren, Geheimrat J. Wegeler, Schloss Johannis- berg, Hain, Maximin Grünhaus, Müller-Catoir, Frey und Fitz-Ritter brannten ein wahres Riesling-Feuerwerk ab und landeten damit auf den Podiumsplätzen. Doch auch dahinter kam viel Freude auf.
Denn neben zahlreichen namhaften, arrivierten Betrieben bewiesen junge, weniger bekannte, aufstrebende Winzer, dass sie nicht nur ihr Handwerk verstehen, sondern zudem den Ehrgeiz haben, bedeutende Weine zu erzeugen, bei deren Genuss man schon mal ins Träumen kommen kann. Riesling ist Deutschlands weiniges Aushängeschild. 45 Prozent der weltweiten Rieslingfläche von gut 52 000 Hektar befinden sich in den Fluren an Mosel, Saar, Ruwer, Rhein, Nahe, Neckar und Main; das sind
23 800 Hektar. Die Sorte reift spät, sie braucht gute Lagen und profitiert oft von der Nachbarschaft von den Flüssen. In den letzten Jahren wurden lang vernachlässigte Flächen wieder neu und als für den Riesling tauglich entdeckt. Die Winzer sind experimentierfreudig, gehen Wagnisse ein, haben eine gute Ausbildung genossen. In etlichen Betrieben gab es einen reibungslosen Übergang von Alt auf Jung.
Wir haben in der Vorrunde, bei der weit über 1500 Weine aufgeboten wurden, viele spannende Gewächse verkostet. Immerhin 660, verteilt auf sieben Kategorien, waren gut genug für das Finale. Die 22 erfolgreichsten Produzenten, dar- unter unser «Newcomer des Jahres», der Moselaner Christoph Eifel, werden am 15. September im Nassauer Hof in Wiesbaden geehrt. Noch gibt es Eintrittskarten für die Gala mit Riesling-Menü!
Gesamtsieger
Top-Scorer
Weingut Philipp Kuhn | 67229 Laumersheim | 2015 Beerenauslese Laumersheimer Kirschgarten Faszinierender edelsüsser Leichtwein, ein Beerenauslese-Prototyp. Sein gutes Händchen für Edelsüss bewies Kuhn auch mit einer feinen Auslese (17.5 Punkte). |
«Das vertreibt meinen Fussball-WM-Frust», urteilte Philipp Kuhn, als er die Nachricht von seinem dritten «Champion»-Coup beim Wettbewerb bekam. Jetzt hofft er, dass die deutschen Kicker sich an ihm ein Beispiel nehmen. «Man darf sich nach einem grossen Erfolg nicht ausruhen, sondern muss weiter an sich arbeiten und ehrgeizig sein. Ich habe aus meiner Niederlage 2017, als ich nicht so gut dabei war, gelernt.» Aus solchen Sätzen spricht Erfahrung. Der 46-Jährige sieht zwar immer noch unverschämt jung aus. Aber 1992 war sein erster Jahrgang, den er im elterlichen Betrieb (heute knapp 40 Hektar) verantwortete. Als Philipp 22 Jahre alt war, übergab der Vater komplett (und freut sich als 91-Jähriger über den neuerlichen Erfolg seines Sohnes). Top-Scorer wurde er mit der mit 18.5 Punkten bewerteten Beerenauslese und mit folgenden Weinen: 2017 Kirschgarten trocken, 18 Punkte, 2017 Burgweg trocken, 17 Punkte, 2017 Steinbuckel trocken, 16.5 Punkte.
Kategoriesieger Trocken
Zwei Meere
Weingut von Winning | 2016 Marmar Qualitätswein Pfalz trocken Er ist ein Blend aus Topselektionen, lag 20 Monate auf der Vollhefe im Holz und ist, für von Winning typisch, im Alkohol mit 12,5 Vol.-%. |
Vor einigen Monaten bekam Stephan Attmann, Chef im Weingut von Winning, die Nachricht eines Kunden, der gerade 2016 Marmar getrunken hatte: «Ihr Wein rührt mich zu Tränen, ich schliesse Sie in mein Nachtgebet ein.» Ob der Kunde wusste, was der rätselhafte Name für den Riesling bedeutet? Attmann, der 2008 seinen ersten Jahrgang in Deidesheim verantwortete, erklärt es so: «Hinter dem oberen Teil des Forster Ungeheuers, wo die Trauben wuchsen, befinden sich zwei idyllisch gelegene Gewässer. Zweimal Meer oder Mar, so kam es zu diesem Namen.» Das passt zur Naturverbundenheit des Betriebes und seiner Macher. In den letzten zehn Jahren wurde weitgehend auf biodynamischen Anbau umgestellt, ohne das gross zu verkünden. Und im Keller hat der von der Bourgogne beeinflusste 47-Jährige durch den sorgsamen Einsatz von Holz bei Riesling einen eigenen Stil geprägt, an dem sich andere orientieren. «Der Absatz von kleineren Holzfässern hat in der Pfalz deutlich zugenommen», schmunzelt Attmann.
Vier Betriebe lieferten sich mit Philipp Kuhn einen harten Kampf um den Titel. Ein Pfälzer holte sich auf Rang zwei gewissermassen Silber. Die Bronzemedaillen gingen nach Rheinhessen, Franken und in die Pfalz. Bei der Gala am 15. September in Wiesbaden wird das gefeiert...
Gesamtsieger | 2. Platz
Erstklassig
Weingut Theo Minges | 76835 Flemlingen www.weingut-minges.com | Mit sieben Weinen war Theo Minges im Finale vertreten, darunter auch eine Auslese, ein Kabinett und ein Fruchtpaket – eine tolle Gesamtleistung, gemeinsam erbracht von Vater Theo und Tochter Regine. |
«Wir machen keine Flirtweine für flüchtige Momente, sondern Beziehungsweine, die dauerhaft schmecken sollen», erklärt Regine Minges, die Juniorin im Flemlinger Weingut. Gemeinsam mit Vater Theo, 61, bewirtschaftet sie auf Gleisweiler Fluren 25 Hektar mit 30 Parzellen, auf denen Riesling wächst. Das sorgt für gewisse geschmackliche Unterschiede bei den verschiedenen Weinen, die aber alle etwas gemeinsam haben: Sie schmecken, sie machen Spass. Den früheren Zukauf von Trauben hat man aufgegeben. „Wir wollen alles selbst im Griff haben“, meint der erfahrene Theo, der schon seit rund 30 Jahren bekannt ist für erstklassige Gewächse und dafür gesorgt hat, dass ein Vorurteil (in der Südpfalz wächst kein guter Riesling) ausgeräumt wurde. Mit der gut ausgebildeten 31-jährigen Tochter (Geisenheim-Studium) bildet er ein Duo, das sich schon mal temperamentvoll über Massnahmen im Keller und Weinberg streiten kann. «Aber die Versöhnung folgt auf dem Fuss», lacht Regine.
Gesamtsieger | 3. Platz
Top
Weingut Manz | 55278 Weinolsheim www.manz-weinolsheim.de | Mit sieben Weinen war Eric Manz im Finale dabei. Die Bandbreite reichte von trocken (vier Weine) über fruchtig bis edelsüss (Auslese und Trockenbeere). Die tolle Kollektion machte viel Vergnügen. |
Zur Titelverteidigung hat es nicht gereicht. Aber Eric Manz wird, das unterstellen wir mal, nicht traurig sein, dass es «nur» zu Rang drei in der Gesamtwertung reichte. Denn damit wurde der Erfolg von vor einem Jahr bestätigt und ebenso, dass es kein Zufall war. Manz kann’s, und das schon seit geraumer Zeit. Vor etwa 15 Jahren wurde der Grundstein gelegt durch den Erwerb von Flächen in Niersteiner und Oppenheimer Toplagen, die vorher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gehörten. Als dann 2010 noch die Lohnabfüllung für andere Betriebe aufgegeben wurde, konnten sich Vater Erich Manz und Junior Eric voll auf die eigenen Rebfläche von 25 Hektar (40 Prozent Riesling) konzentrieren – was zu einer deutlichen Qualitätssteigerung führte. Vom Niveau her gehört der Betrieb längst in den VDP. Doch Stammkunden schätzen die trockenen Spätlesen des Hauses; das beisst sich mit der Klassifikation der Prädikatsweingüter.
Gesamtsieger | 3. Platz
Glücksgriff
Weingut Hans Wirsching | 97346 Iphofen www.wirsching.de | Ein Eiswein, zwei hervorragende trockene Weine aus 2017 und 2016 sowie ein sanft fruchtiger Kabinett aus 2017 hatten ihren Anteil am Erfolg. Der Silvaner wird jetzt aber nicht ausgehackt... |
Mit immerhin 20 Prozent Rieslinganteil auf der Rebfläche von 80 eigenen Hektar hat das Iphöfer Traditionsgut Hans Wirsching eine genügend grosse Spielwiese, um in allen «Riesling-Gewichtsklassen» sehr gut mitzuspielen. Es war natürlich hilfreich für die Gesamtwertung, dass man ein Grosses Gewächs aus dem Iphöfer Kronsberg aufbieten konnte, dessen Klasse mit 18.5 Punkten und Platz drei in der Kategorie trocken honoriert wurde. Aber auch mit Edelsüss und weiteren trockenen Weinen war der Familien- betrieb gut im Rennen. Zwei Persönlichkeiten prägen das Haus: Chefin Andrea Wirsching und ihr Vater Dr. Heinrich Wirsching, 85, der offenbar die ewige Jugend gepachtet hat. Er war es, der das Gut vor Jahrzehnten auf einen hohen Standard brachte und mit seinem Team auch hielt. Heute ist das hauptsächlich die Verantwortung von Dr. Klaus-Peter Heigel, der vor Jahren noch als selbstständiger Winzer in Zeil am Main erfolgreich war. «Er war für uns ein Glücksgriff», urteilt Andrea Wirsching über den Önologen.
Nicht nur mit dem qualitativ bedeutenden 2017er trumpften viele Betriebe auf. Auch mit reiferen Jahrgängen konnte man – bei trockenen Weinen – in der Spitze dabei sein.
Gesamtsieger | 3. Platz
Klar
Weingut Karl Pfaffmann | 76833 Walsheim www.karl-pfaffmann.de | Trotz viermal Riesling aus der Walsheimer Toplage Silberberg reichte es bei insgesamt sechs Final- weinen «nur» zu Bronze – ein tolles Ergebnis. Das beweist: Auch ein grosses Weingut kann grosse Weine. |
1955 startete Karl Pfaffmann klein mit einem Gemischtbetrieb mit Wein, Vieh und Landwirtschaft, konzentrierte sich aber bald auf Wein. Der Betrieb wuchs kontinuierlich auf heute stattliche 63 Hektar, was aber nicht auf Kosten der Qualität ging, sondern nur Spielraum für die Steigerung der Qualität schuf. Frische, klare Frucht ist eine Zielsetzung, die bei den Weissweinen mit gekühlter Vergärung im Edelstahl erreicht wird. Holz wird bevorzugt bei den Rotwei- nen eingesetzt. Besonders zu beachten bei den Weissweinen sind die Selektionen, die viel Tiefgang aufweisen. Die Weine kommen aus Walsheimer Gemarkungen und der Umgebung. Selbst die Gleisweiler Hölle haben die gläubigen «Pfaffmänner», Junior Markus (Geisenheim-Absolvent), 44, und der nach wie vor aktive Vater Helmut, 74, gut im Griff. Für den optimalen Ablauf im Familienbetrieb sorgen die Frauen: Markus’ Gattin Marion, Mutter Sigrid und Markus’ Schwester Stefanie.
Kategoriesieger | Auslese
Eigener Stil
Weingut Joh. Bapt. Schäfer | 55452 Burg Layen www.jbs-wein.de | 2017 Dorsheimer Goldloch Auslese Nahe |
Als Sebastian Schäfer 2002 bei einem Berufswettkampf «Bester Nachwuchswinzer Deutschlands» wurde, nutzte das Vater Johann Baptist, ihm den damals wenig bekannten Betrieb mit lediglich vier Hektar zu übergeben. Im Keller war der gelernte Weinbautechniker (Bad Kreuznach) bereits vorher aktiv und setzte Akzente, die den Betrieb voran brachten. Der Vorläufer des VINUM Weinguide Deutschland attestierte auf Basis der Jahrgänge 1999 und 1998 eine «bemerkenswerte Qualitätssteigerung» und zählte ihn etwas später «zu den besten Winzern an der Nahe». Vor einigen Jahren nahm ihn der VDP auf. Der Senkrechtstarter investierte gezielt in die Rebfläche (inzwischen acht Hektar, darunter in den Toplagen Pittermännchen und Goldloch), in die Traubenverarbeitung sowie die Kellertechnik. Vorbilder gäbe es einige an der Nahe, aber der inzwischen 41-Jährige meint dazu: «Ich verfolge meinen eigenen Stil, möchte niemand kopieren und einfach nur charaktervolle Weine erzeugen.»
Traut euch, Geniesser! Fruchtige und edelsüsse Weine können besonders entzücken und sind hervorragende Begleiter zu vielen Gerichten, vor allem mit asiatischen Elementen.
Kategoriesieger | Kinder des Riesling
Riese
Weingut Müller-Catoir | 67433 Neustadt-Haardt www.mueller-catoir.de | 2015 Rieslaner Haardter Herzog Trockenbeeren- auslese 272° Pfalz |
Als sich 2002 der damalige Eigentümer in der achten Generation, Jakob Heinrich Catoir, und sein langjähriger Betriebsleiter Hans-Günter Schwarz trennten, war die Weinwelt gespannt, wie es weitergehen würde in dem Topbetrieb (seit 1744 im Familienbesitz). Die Geschäftsführung übernahm Junior Philipp David Catoir. Und mit dem gebürtigen Moselaner Martin Franzen (Jahrgang 1969) kam vom Schlossgut Diel ein ambitionierter junger Weinmacher. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten bekam er alles in den Griff. Der Stil mag sich etwas geändert haben. Aber sieben Rieslingweine im Finale zeugen von einem gleichmässig hohen Niveau. Und der alten Liebe von Schwarz, dem im fränkischen Veitshöchheim in der Ausbildung liebgewonnenen und dann in die Pfalz «importierten» Rieslaner, widmet man sich nach wie vor mit grosser Aufmerksamkeit. Wenn man ihn nicht pur oder solo geniesst, dürfen ihn fruchtige Desserts begleiten.
Kategoriesieger | Fruchtig
Spitzbube
Weingut Kees-Kieren | 54470 Graach www.kees-kieren.de | 2017 Erdener Treppchen Spätlese Mosel |
Sie gehören eher zu den Stillen im Lande, die Brüder Ernst-Josef, 65, und Werner Kees, 57. Die zwei Siege bei VINUM-Wettbewerben liegen schon lang zurück (1997 und 2005), aber dafür sammelten die beiden Graacher 24 Staatsehrenpreise. Die Verantwortung ist gut geteilt: Werner kümmert sich um die sieben Hektar Reben. Ernst-Josef ist seit 1972 im Keller verantwortlich. Dabei lächelt er immer noch so spitzbübisch wie der frischgebackene Absolvent der Ausbildung im Staatsweingut Bad Kreuznach Anfang der 70er Jahre. Im Geschmack haben die beiden unter- schiedliche Vorlieben: Ernst-Josef mag es gern trocken oder feinherb (mit zwei solchen Weinen war man im Finale dabei), Werner schätzt die liebliche Variante (davon haben die beiden auch einige edelsüsse Raritäten im Keller). Dass er gerade im Rentenalter angekommen ist, stört Ernst- Josef nicht: «Wir wollen weiter typische Steillagenweine mit feiner Säurestruktur produzieren.»
Kategoriesieger | Echte Kabinett
Steile Lage
Weingut Hain | 54498 Trittenheim | 2017 Piesporter Goldtröpfchen Kabinett Mosel |
Für die deutsche Weinelf lässt sich der Steillagenwinzer (10 Hektar) gern steil schicken, obwohl er als 54-Jähriger kein Jungspund mehr ist. Aber Gernot Hain hat den vielleicht besten Torriecher der kickenden Winzer. Genauso treff sicher ist er im Weinberg und Keller. Und visionär ist er zudem. Bei der späten Anmeldung seiner Weine unkte er: «Vielleicht werden die Letzten die Ersten sein». Was dann bei einem von drei Finalisten der Fall war. Der Wein stammt aus einer kühlen Parzelle in der Toplage. Zeitig wurde im Weinberg selektioniert. Beim Ausbau im Edelstahl wurde ein höherer Fruchtzuckergehalt bewusst angestrebt, obwohl er es persönlich lieber herb mag. Doch wenn man Egon Müller und Hans-Günter Schwarz als Vorbilder hat, darf es auch mal rassigsüss sein. Folgen kann man auf jedem Fall seinem passenden Essen: «Asiatische Küche». Vielleicht tischt diese Gattin Susanne jetzt häufi ger im dazugehörigen Hotel-Restaurant auf.
Kategoriesieger | Halbtrocken | Feinherb
Spitze
Weingut Nik Weis – St. Urbanshof 54340 Leiwen www.nikweis.com | 2016 Wiltinger Alte Reben feinherb Mosel |
Vor drei Jahren war er schon mal Sieger in der Kategorie fruchtig; diesmal funktionierte es mit etwas weniger Restzucker. Was Nik Weis, der Kochen als Hobby angibt, zu seinem feinherben 2016er am liebsten speisen würde, bedurfte keiner langen Überlegung: «Zander gebraten, auf Rahmkraut.» Wir vermuten, dass auch seine langjährigen Mitstreiter Hermann Jostock (er hält die 40 Hektar, davon 38 mit Riesling, in Schuss) und Rudi Hofmann (Kellermeister) zu Tisch gebeten werden. Der 46-Jährige, dem vor 20 Jahren nach seinem Studium in Geisenheim die Verantwortung von Vater Hermann Weis («mein Vorbild, er gab nie auf») übertragen wurde, ist seitdem ein Garant für hochwertige Weine in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Hohe Pfl anzdichte, weitgehend naturnahe Bewirtschaftung der teilweise alten Reben zwischen Ockfen an der Saar bis hin nach Piesport an der Mittelmosel, Schonung im Keller, das ist die Saat für Spitzenriesling.
Kategoriesieger | Edelsüss & Newcomer
Der Fussballer
Weingut Ernst Eifel Christoph Eifel 54349 Trittenheim www.weinguteifel.de | 2017 Trittenheimer Apotheke Trockenbeerenauslese Mosel |
Eifel ist ein nicht seltener Name in der moselländischen Weinszene. Einen sollte man sich künftig als «aufstrebend» notieren: das Weingut Ernst Eifel aus Trittenheim, und hier vor allem Junior Johannes, 27, der nicht nur in der Kategorie Edelsüss Rang Eins belegte, sondern noch mit einer trockenen Spätlese, einem halbtrockenen Kabinett und einer fruchtigen Spätlese (alle 16 Punkte) im Finale vertreten war. Bei so viel Vielseitigkeit war der Titel «Newcomer des Jahres» nur logisch. Vor drei Jahren übergab Senior Ernst Eifel die Verantwortung im Keller an den Sohn, der in der Jugend mehr den Fussball im Kopf hatte und beim 1. FC Kaiserslautern spielte, aber dann, statt Profi zu werden, eine hervorragende Wein-Ausbildung genoss: Lehre im St. Urbanshof von Nik Weis, Studium an der Wein-Uni Geisenheim und Praktika bei Thomas Haag (Schloss Lieser) sowie Weinelf-Mannschaftskamerad Philipp Wittmann. Überall hat er off enbar gut aufgepasst und feinfühliges Arbeiten gelernt.
Die Champions auf den Plätzen
Fünf Betriebe schafften es in einer knappen Entscheidung auf das Treppchen. Hinter dem Sieger, dem Zweit- und den drei Drittplatzierten warteten sehr viele Erzeuger mit einer hervorragenden Gesamtleistung auf, einige sogar ohne edelsüsses Highlight (in der Liste unterstrichen). Herangezogen wurden die vier besten Weine (ohne Riesling-Kinder) und nur einer davon durfte edelsüss sein.
17.1 Punkte | 16.5 Punkte |