Ausblick und Erfahrung
Domaine de Chevalier
Mit Olivier Bernard
Olivier Bernard führt Domaine de Chevalier seit 40 Jahren. Das Gut produziert heute nicht nur einen der grössten Weine der Welt, sondern auch einen besonders harmonischen, echten Feinschmeckerwein.
Ich kümmere mich mittlerweile seit genau 40 Jahren um Domaine de Chevalier. Eine lange Zeitspanne für einen Menschen, eine kurze in der Geschichte des Weins! Natürlich frage ich mich schon mal, wie Weine – besonders grosse Bordeaux – wohl in 40 Jahren gemacht werden. Eines ist für mich klar: Biologischer und biodynamischer Anbau werden unerlässlich. Tatsache ist: Man keltert Wein seit 6000 Jahren. 6000 Jahre lang wurde die Rebe «biologisch » gepflegt und nur knapp 50 Jahre «konventionell». Das sagt alles. Verstehen wir uns nicht falsch. Ich bin kein Bio-Ayatollah und hoffe, dass wir möglichst rasch einen natürlichen Ersatz für Kupfer finden. Ich werde Kupfer keine Träne nachweinen, sollte er überflüssig werden. Doch ich verwende lieber Kupfer als ein synthetisches Produkt, das in der Natur nichts zu suchen hat.
Wie auch immer: Die Zukunft beruht auf den Erfahrungen der Vergangenheit. Ich finde, wir sind in den vergangen 40 Jahren einen gewaltigen Schritt weiter gekommen, auch hier auf Domaine de Chevalier. Als ich hier eingestiegen bin, warf man Bordeaux vor, abweisende Weine zu keltern, die ewig reifen mussten. Heute ist das ganz anders. Schon «en primeur» oder kurz nach der Abfüllung wirken unsere Weine harmonisch, mit diskreter, präzise definierter Aromatik. Sie gewinnen durch Reife, können ewig lagern, aber schmecken auch in ihrer Jugend schon ausgezeichnet. Das entspricht unserer Zeit. Ich denke, grosse Weine geraten heute einfach vollendeter. Die Vision des grossen Weins wird von A bis Z durchgedacht und realisiert. Ich sage oft: Ich mag alles, nur nicht das Überflüssige. Wir haben unsere Weine entstaubt, von allem befreit, was unnötig ist. Darum sind sie präziser geworden. Darum schmecken sie in jedem Stadium ihres Lebens hervorragend. Wir arbeiten im Einklang mit der Natur, ernten gehaltvollere Trauben, in denen bereits alles steckt, was es für den Ausdruck eines grossen Weins braucht. Da braucht es keine übertriebene Extraktion, da braucht es keine künstliche Fülle, da braucht es keine aufgetragene Holzschminke. Das einzige was zählt, ist die vollendete Harmonie.