Drei Güter, Vier räder
Giscours & Co
mit Alexander van Beek
Château Giscours und Château du Tertre in Margaux, Caiarossa in der Toskana: Für die Familie Albada Jelgersma zählt weinmässig nur das Feinste. Die Geschwister Valérie, Dennis und Derk sorgen dafür, dass dies auch weiter so bleibt.
Ich gebe zu: Der Tod von Eric Albada Jelgersma im Sommer 2018 hat mich tief betroffen. Wir bildeten 20 Jahre lang ein echt gutes Team! Ich bin praktisch gleichzeitig wie Eric auf Château Giscours in Margaux angekommen. Eric Albada hat sich ab Mai 1995 auf Giscours engagiert. Ich bin im September des gleichen Jahres da aufgekreuzt, im zarten Alter von 24 Jahren, für ein Volontariat, das nur wenige Wochen dauern sollte. Doch das Schicksal wollte es anders: Ich bin noch heute da und lebe seither in Bordeaux! Ich habe hier sogar meine bessere Hälfte gefunden: Ich bin mit Véronique Sanders verheiratet.
Gekommen ist das so: Die Albadas suchten einen Vertrauensmann vor Ort, der sich um Giscours kümmerte, ein Gut nicht ohne Probleme damals, ein Gut, das grosse Investitionen nötig machte. Eric leitete eine Gruppe mit Tausenden von Angestellten, er konnte gar nicht immer auf Giscours präsent sein. Für mich war das die Challenge meines Lebens. Den Posten bei einer Bank, meines nächsten Volontariats, habe ich gar nicht erst angetreten! 1997 habe ich mich um den Kauf von Château du Tertre gekümmert und in der Folge um die ganzen Investitionen dort und 2004 um den Erwerb des herrlich gelegenen Gutes Caiarossa im Hinterland von Bolgheri, das heute 32 Hektar Reben zählt. Die letzten 20 Jahre sind wie im Flug vergangen!
Was mich tröstet: Eric Albadas Kinder wollen sein Lebenswerk gemeinsam weiterführen. Für mich heisst das: Die Arbeit geht weiter, mit neuen Köpfen, aber der alten Philosophie der Spitzenprodukte. Auf dem Bild auf der nächsten Seite bin ich der Chauffeur unseres alten Lieferwagens. Doch ein Auto hat vier Räder, und ich bin nur eins davon. Wir sitzen alle vier im Verwaltungsrat. Die Sitzungen sind nie langweilig, sondern im Gegenteil total stimulierend. Eric fragte mich oft: «Warum tut man dies und jenes auf diese Art und Weise?» Meine Antwort war: «Weil das hier in Bordeaux schon immer so getan wurde.» Ich habe rasch gemerkt, dass ich mit dieser lapidaren Antwort bei meinem Patron nicht ganz an der richtigen Adresse war. Seine Kinder mit ihrer grossen internationalen Management-Erfahrung sind mit den gleichen Wassern gewaschen. Sie fragen sogar nicht mehr nur «warum». Sondern sagen oft: «Warum tun wir das nicht neu auf diese Weise? Tun wir das!» Diese innovative Haltung tut gut in der oft doch sehr traditionellen Bordeaux-Umgebung. Da kommt neuer Wind auf, eine dynamische Generation bringt neue Ideen in Umlauf. Nur eines ändert sich nicht: die Leidenschaft für die Produkte.
Für Eric Albada waren die Güter weit mehr als eine Investition. Sie waren ein Teil seines Lebens, er liebte sie heiss und innig. Keine Investition war ihm zu hoch, wenn es darum ging, qualitativ etwas zu verbessern, im Weinberg, im Keller, an den Gebäuden. Seine Kinder teilen diese Philosophie der Exzellenz voll und ganz, mit einer Vision auf lange Sicht. Für jedes Gut existieren Pläne für fünf bis zehn Jahre, nichts wird da dem Zufall überlassen.
Dennis ist der älteste der drei. Er stand an der Spitze eines florierenden Textilunternehmens. Doch vor drei Jahren bat ihn Eric, ihm unter die Arme zu greifen. Dennis war es, der sich daraufhin um die Unternehmen des Vaters kümmerte – Weinbau macht nur etwa ein Viertel der Aktivitäten der Unternehmensgruppe aus –, aber auch und bis zum letzten Tag seine aufwendige medizinische Betreuung überwachte. Derk, sein Bruder, hat im Sommer 1995 ein Jahr auf Giscours gearbeitet. Daraufhin hat er sich um die Immobiliengeschäfte seines Vaters gekümmert und später international als Immobilienmakler Karriere gemacht.
Valérie ist Mutter von vier Kindern. Sie ist in mehreren wohltätigen Organisationen aktiv und engagiert sich seit dem Tod des Vaters besonders für Caiarossa.