Weinverkostung

Burgundische Genusswelten

Text: Harald Scholl, Foto: Jürgen Rösner

Württemberg – Land der Lemberger und Trollinger? Ja, aber längst nicht mehr nur. Denn eine stille Revolution hat stattgefunden: Weißburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder, Chardonnay und Schwarzriesling (alias Pinot Meunier) haben sich ihren Platz erobert – und das mit Erfolg.

Vor einigen Jahrzehnten waren Burgundersorten in Württemberg noch Exoten. Denn traditionell ist es das Land der Rotweine, doch längst haben sich auch die Burgunder-Rebsorten einen festen Platz erobert. Egal ob Weiß-, Grau- oder Spätburgunder, Chardonnay oder Schwarzriesling – sie alle profitieren vom milden Klima und den vielseitigen Böden der Region. Besonders die Württemberger Genossenschaften haben die Burgunder-Familie mit Leidenschaft kultiviert und zu einer festen Größe gemacht. Ein Blick auf die Geschichte, die Anbauflächen und die Charakteristik dieser Weine zeigt: Die Burgunder aus Württemberg sind längst mehr als nur eine Randnotiz – sie sind echte Erfolgsweine. Das warme, sonnenverwöhnte Klima der Region bot zwar beste Bedingungen, doch der Fokus lag traditionell auf den heimischen Sorten. Erst mit dem Wandel der Weinstile, dem Wunsch nach eleganteren, terroirgeprägten Weinen und einer neuen Generation von Winzern wuchs die Bedeutung der Burgunder. Heute stehen sie für Vielseitigkeit und Klasse – von frischen, mineralischen Weißweinen bis hin zu kraftvollen, strukturierten Rotweinen.

Genossenschaften als Burgunder-Botschafter

Inzwischen machen die Burgundersorten einen beträchtlichen Teil der Württemberger Rebfläche aus. Spätburgunder liegt mit rund 1500 Hektaren an der Spitze und liefert tiefgründige, elegante Weine mit Frucht und Struktur. Schwarzriesling – einst vor allem in einfachen, süffigen Varianten bekannt – erfährt heute eine Renaissance als vielschichtiger Rotwein und als Blanc de Noir, der mit Frische und Finesse überrascht. Die weißen Vertreter sind nicht minder spannend: Grauburgunder wächst auf etwa 750 Hektaren, während Weißburgunder mit über 500 Hektaren weiter an Bedeutung gewinnt. Beide überzeugen durch elegante Frucht, feine Säure und eine oft subtile Cremigkeit. Chardonnay, mit etwa 300 Hektaren noch seltener, zeigt sich je nach Ausbau frisch-fruchtig oder kraftvoll mit feinem Holzeinsatz. Gerade die Württemberger Genossenschaften haben sich als starke Botschafter dieser Entwicklung erwiesen. Sie produzieren eine breite Palette von Burgunderweinen, die sowohl die klassischen, zugänglichen Stile als auch anspruchsvolle Lagen- und Premiumweine umfassen. Dabei setzen sie zunehmend auf Nachhaltigkeit, selektive Lese und schonende Vinifikation, um das volle Potenzial der Rebsorten auszuschöpfen. Burgunder aus Württemberg ist eine echte Erfolgsgeschichte geworden.