Silvanermacher
Handwerk als wahre Kunst
Zehnthof Theo Luckert
Um zu verstehen, was die Arbeit und damit die Weine der vom Zehnthof Theo Luckert so besonders macht, muss man ins beschauliche Sulzfeld reisen. Mitten im Ort, eingezwängt zwischen Einfamilienhäusern, unweit der Kirche, stehen rund 400 wurzelechte Rebstöcke Gelber Silvaner. Gepflanzt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Durch Zufall sind Luckerts an die Parzelle gekommen – der Nachbar wollte die alten Rebstöcke rausreißen. Aber ein kurzer Blick zeigte den Luckerts, welcher Schatz da auf sie wartete. Die Stöcke blieben im Boden und erbringen heute den wahrscheinlich besten Silvaner Deutschlands. Einen Vertrag über die Nutzung der Reben gibt es bis heute nicht, das läuft per Handschlag, gezahlt wird die Pacht in Naturalien. Und der Wein? heißt «Creutz» und ist ein Silvaner Monument. Geprägt von Tiefe und Feinheit, von Würze und absoluter Klarheit, ein Wein der Generationen überleben wird.
Diese kleine Geschichte zeigt wie das hochprämierte, weltweit bekannte und geehrte Familienweingut tickt. Bodenständig, regional, traditionsbewusst. Und nach vielen brillanten Weinen, die auch international für Furore sorgten, könnte es das Trio Ulrich, Wolfgang und Philipp Luckert etwas ruhiger angehen lassen. Aber: Sie hören einfach nicht auf, den jahrhundertealten Zehnthof in Sulzfeld in ihrem Sinne zu gestalten. Wobei sie der Maxime «Weniger ist mehr» konsequent folgen. Alle Weine werden im großen Holzfass ausgebaut, die Gärung verläuft spontan, die Weine bleiben bis zur Füllung in ein und demselben Fass, es wird kaum gefiltert und so gut wie nicht geschwefelt. Was soll man auch machen, wenn man perfektes Lesegut aus den Weinbergen holt. Hier liegt das Geheimnis der Luckerts: in den Weinbergen rund um Sulzfeld. Es gibt nur wenige Winzer, die derart oft jeden einzelnen Rebstock anfassen, der Boden wird mechanisch bearbeitet, die vor Jahren getroffenen Entscheidung für den biologischen Anbau war eine Selbstverständlichkeit.
Weine mit Potenzial
Vor allem das Maustal, eine Lage am Rand des Ortes Sulzfeld, ist Garant für die Qualität der Luckert Weine. Der Silvaner GG aus dieser Lage ist immer besonders kraftvoll, fast opulent, der Silvaner «Gelbkalk» gilt den Fans der Rebsorte als bester Silvaner unterhalb der Großen Gewächse. Auch er weist ein ungeheures Reifepotential auf, 10 Jahre sind für die besseren Jahrgänge überhaupt kein Problem. Und das, obwohl sich die Weine nie überladen oder muskulös zeigen. Eleganz und Mineralität - das sind die wesentlichen Merkmale der Weine vom Zehnthof Theo Luckert.
Echte Genossen seit Generationen
Familie Münch, Sommerach
Es sind 3,5 Hektar Rebfläche, das klingt im ersten Moment nicht weiter dramatisch. Aber Martin Münch, 35 Jahre alt, ist im Hauptberuf Zielgruppenmanager bei der BayWa – in Vollzeit, die Weinberge macht er im Nebenerwerb. Dazu kommt auch noch die Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender der Winzer Sommerach. In Summe ist es dann doch eine ganze Arbeit für den jungen Familienvater. Denn 3,5 Hektar machen sich nicht mal eben so nebenbei, vor allem nicht, wenn man die Arbeit im Weinberg so ernst nimmt wie die sommerlicher Genossen. Hier liegt für Martin Münch das Geheimnis der Weine von Sommerach, auch nach über hundert Jahren streben die 90 Winzerfamilien der Genossenschaft nach Verbesserung der Weinberge, wird alles getan, um die Qualität der Trauben zu steigern. Mit Themen wie «Begrünungsmanagement» oder «Reduzierung der Maschinenarbeit» beschäftigen sich die Mitglieder der Winzer Sommerach regelmäßig. Für den ausgebildeten Betriebswirt Martin Münch war und ist Wein immer ein Thema gewesen. Um auch als Nebenerwerbswinzer voranzukommen, hat er einen Lehrgang an der LWG gemacht, schließlich trage er die Verantwortung für Generationen, sagt er. Und der Betrieb, die Liebe zum Wein, das soll auch weitergegeben werden. Der Wein hat in der Familie Münch schon immer eine zentrale Rolle gespielt – Martins Vater war sogar einmal fränkischer Weinbaupräsident; bereits 1919 war der Urgroßvater Wilhelm Vorstandsmitglied in der Genossenschaft. Da wundert es nicht, dass auch die zwei älteren Schwestern immer noch mithelfen im Betrieb. Ist eben einfach eine Familiensache, so ein Weinbaubetrieb.
Familiensache «Familiengewächs»
Das Wort «Familie» spielt bei dem Winzer Sommerach seit der Gründung 1901 grundsätzlich eine ganz zentrale Rolle. So sind 90 Familien in der Genossenschaft – die
letzte Ortsgenossenschaft in Franken – und produzieren als Vorzeigewein ihre Familiengewächse, bei dem durch Nennung der Namen auf dem Etikett schon klar wird, welche Winzerfamilien hinter dem Wein stehen. Familie Münch steht für das «Familiengewächs Weißburgunder». Das Ziel, einen puristischen, floralen und mineralischen Wein herzustellen, der den Charakter der Rebsorte und des Bodens widerspiegelt, ist hier wirklich erreicht worden. Das schafft man nur, wenn alle Rebflächen das ganze Jahr mit hohem Handarbeitsaufwand bearbeitet werden, wenn maximale Gesundheit des Lesegutes und bestmögliche physiologische Reife erklärtes Ziel sind. Da sind sich die Familien der Winzer Sommerach völlig einig.