Von Pinot Noir bis Sangue di Guida
Reben und Weine
Fotos: Archivio Consorzio Tutela OP/Anglisani/Didier
Das Oltrepò Pavese war eine der ersten Ursprungsregionen, die vor allem mit ihren Schaumweinen weltweit Erfolge feiern durfte. Aber auch das Erbe an autochthonen Rebsorten ist gross: So gab es 1884 im Oltrepò Pavese 225 einheimische Reben.
Damals verzeichnete die lokale Camera di Commercio im Gebiet von Stradella, Montù, Beccaria und Broni alleine 59 verschiedene Qualitäten, darunter Moradella, La Pissadella, L’Ughetta di Canneto, La Rossara, Il Barbisino, Il Pignolo, Il Besgano, L’Uva d’Oro, Lo Sgorbera, Nebbiolo, Moscatello und Trebbiano. Wenig verbreitet waren immer noch die Croatina (als Basis des Bonarda) und die Malvasia sowie die Barbera, die Vernaccia, l’Altrugo und der Cortese.
Anders ist die Situation heute: Viele der autochthonen Rebsorten sind verschwunden, dafür rangieren heute Croatina, Barbera, aber auch Riesling oder Pinot Noir in den Top Ten. Einige historische Produzenten setzen aber nach wie vor auf die altüberlieferten Qualitäten von zum Beispiel der Uva della Cascina oder der Moradella.
Von Bedeutung sind aber auch Uva Rara, Ughetta/Vespolina, Pinot Bianco, Pinot Grigio, Cortese Bianco, Moscato, Malvasia und sogar Müller-Thurgau. Sehr oft werden die Weine – mit dem Namen der Sorte auf dem Etikett – wie in nördlichen Ländern als Rebsortenweine auf den Markt gebracht.
Der Pinot Nero
Ob als weisser, (Rosé-)Schaumwein oder als Rotwein, Pinot Nero ist ein Aushängeschild des Anbaugebietes: Die weichen Hügel sind mit 3500 Hektar dieser Rebsorte bestockt. Den Pinot Nero des Oltrepò gibt es in drei Varianten: als Metodo Classico, als Cruasé und als lagerfähigen Rotwein. Drei Facetten einer gemeinsamen Geschichte, die mit den Schaumweinperlen beginnt. Man könnte ihre Herstellungsmethode auch Metodo Oltrepò nennen, weil sie in den historischen Schaumweinhäusern des Gebiets seit dem 19. Jahrhundert in Gebrauch ist und selten ein so hohes Niveau erreicht wie im Metodo Classico DOCG des Oltrepò Pavese. Aber auch in seiner Rosé-Version hat der Schaumwein grosses Potenzial: Als Cruasé ist er eine kollektive Marke, die jenen Produzenten vorbehalten ist, die einen Rosé aus Pinot Nero herstellen.
La Bonarda
Ein rotes Cavallo di Battaglia des Oltrepò Pavese, der überall in Italien zu finden ist, ist der Bonarda. Der süffige rote Trinkwein bildet mit rund 20 Millionen Flaschen noch immer einen wichtigen Teil der Produktion der Region. Der Bonarda ist seit 1970 ein DOC-Wein. Er wird aus Croatina (85 bis 100%), Barbera, Ughetta/Vespolina und Uva Rara (max. 15%) gekeltert und kommt meist im Jahr nach der Lese auf den Markt.
Seine Majestät, der Riesling
1400 Hektar sind im Oltrepò Pavese mit Riesling – Rheinriesling (Riesling Renano), Welschriesling (Riesling Italico) oder einfach nur Riesling – bestockt. Immer mehr setzen die Produzenten dabei auf den edleren Riesling Renano und produzieren daraus gerade in den höheren Lagen Weine mit Finesse und Alterungspotenzial.
Sangue di Giuda
Sangue di Giuda (übersetzt: Blut des Judas) ist der süsse Rotwein aus Oltrepò und ebenfalls eine eigenständige DOC. Produziert wird er aus Barbera (25% bis 65%), Croatina (25% bis 65%), Uva Rara, Ughetta (Vespolina) und Pinot Nero, gemeinsam oder einzeln, bis zu einem Maximum von 45%. Er passt hervorragend zu Desserts, aber einfach auch zum Abschluss eines gelungenen Abends.