Die Gewinner des German Wine List Award 2022

Die Sonderpreise

Text: Carsten Henn, Fotos: Helge Unterweg, White Kitchen, Reinhard Reinders

Sonderpreis: Best Newcomer

Prunier, Köln

Girl with Bubbles

«Meine Weinkarte habe ich konzeptioniert wie meine Garderobe – sowohl in meinem Kleiderschrank, als auch in unserem Weinkeller gibt es etwas, was man jeden Tag anziehen respektive trinken möchte, etwas für besondere Anlässe, etwas, das man sich nach einem kräftezehrenden Tag auswählt wie einen kuschligen Mohair-Pullover, und natürlich die Teile, die so speziell sind, dass sie nur als Teil eines grossen Ganzen stimmig sind – in diesem Fall zu unserer Küchenstilistik passen und unsere Gerichte perfekt unterstützen.» So erklärt Ronja Morgenstern – die auch in den sozialen Netzwerken ihre Leidenschaft für alles, was sprudelt, auslebt – ihren Ansatz. 

260 Weinpositionen
33 offene Weine
4 Weinland

 «Es war mir ausserdem wichtig, dass jeder, der bei uns zu Gast ist, mit unserer Weinkarte Freude hat, dass man Neues entdecken, aber auch alte Bekannte wiederfinden kann. Nicht zuletzt ist natürlich, genau wie in der Mode, der eigene Stil, die eigene Handschrift wichtig, und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich die Chance hatte, dies in meiner Weinkarte, in der ich natürlich auch eine grosse Auswahl an Winzerchampagnern getroffen habe, umzusetzen.» Signature Dish des Restaurants, dessen kulinarische DNA Prunier Caviar und Balik-Lachs sind, ist ein Caviar-Toast à la Jean-Georges Vongerichten. «Am liebsten schenke ich dazu einen weissen Châteauneuf-du-Pâpe aus – und am allerliebsten den reinsortig gewonnenen 2017er Château de Beaucastel Roussane Vieilles Vignes.»

www.prunier-cologne.de


Sonderpreis: Best Concept

Horváth, Berlin

Im Osten viel Neues

«Das Konzept, die Weinauswahl um die Herkunft des Küchenchefs herumzubauen, ist enorm eigenständig. Dabei handelt es sich um die österreichungarische Grenzregion, wobei man die ehemaligen Grenzen der ‹K & K Österreich-Ungarischen Monarchie› als Rahmen setzt. Dadurch findet man in Berlin auch mal polnische, serbische oder tschechische Weine», erklärt Juror Thomas Sommer als Vertreter der Sommelier-Union Deutschland, die die Patenschaft für die Auszeichnung «Konzept des Jahres» innehat. «Eine sehr kundig zusammengestellte, kompakte und auch übersichtliche Karte», lobt Sommer. Sommelière Janine Woltaire erläutert: «Die österreichische Herkunft und Identität von Sebastian Frank prägt das ‹Horváth› und ebenso die Weinauswahl. 

283 Weinpositionen
25 offene Weine
28 Weinland

Die Fokussierung auf die Weinregionen Österreich und die umliegenden Länder bedeutet für uns auch, bewusst auf zum Beispiel französische Weine zu verzichten.» Auch andere grosse Weinländer sucht man vergeblich. Mut zur Lücke könnte man sagen, aber Mut zur Konzentration trifft es eher. Eines der bekanntesten Gerichte Sebastian Franks ist die Pilzleber. «Diese begleiten wir mit dem SYSS 2.0 vom Weingut Thomas Schwarz – Kloster am Spitz aus Purbach am Neusiedlersee. Mit ihm haben wir hier einen besonderen Wein gefunden. Süssweinflaschen aus den Jahrgängen 1993 und 1996 wurden entleert und zusammen mit jungem Rosenmuskateller im 500-Liter-Eichenfass, das vorher mit Syrah belegt war, ausgebaut.»

www.restaurant-horvath.de


 

Sonderpreis: Regionales Herz

Belle Epoque Traben-Trarbach

O Mosella

Ein Restaurant namens «Belle Epoque» passt zu Traben-Trarbach, das vom Jugendstil geprägt wird – und in der Weinkarte wird geschmackssicher die passende Schriftart gewählt. Wenn ein Restaurant in Traben-Trarbach liegt, kann es natürlich kaum anders als sich den Weinen von Mosel, Saar und Ruwer zu verschreiben. Aber wenigen gelingt es so kenntnisreich wie dem «Belle Epoque» im «Hotel Bellevue», in dem Kassandra Kuntzsch als Sommelière und Restaurantleiterin für die Karte verantwortlich zeichnet. Neben den Stars der Region hat sie ebenso die Weine unbekannterer Winzer versammelt und bietet eine enorme Jahrgangstiefe, auch im edelsüssen Bereich.

320 Weinpositionen
21 offene Weine
4 Weinland

All das ist noch dazu sehr gästefreundlich kalkuliert. Auch was den Aufbau der Karte betrifft, konnte Kuntzsch viele Punkte einfahren. Damit konnte das «Belle Epoque» in diesem Jahr den Sonderpreis Regionales Herz gewinnen!

Rosa gebratene Rehkeule auf Pfefferkirschen und Apfelspitzkohl mit Scheiben vom Serviettenknödel ist hier der Signature Dish, zu dem Kuntzsch einen 2018er Spätburgunder vom Weingut Stein aus Alf empfiehlt und damit ihre Expertise in Sachen Mosel-Rotwein unter Beweis stellt.

Die günstigste Flasche auf der Karte gibt es schon für 23 Euro, bei der teuersten zahlt man 840 Euro – kein Moselwein, sondern ein Château Latour aus dem Jahr 1986. Denn obwohl die Karte ein riesiges regionales Herz hat, vergisst sie darüber nicht andere Weinregionen und -länder. 

www.bellevue-hotel.de