Kochen und Essen zu Monastrell aus Jumilla

Trinken, kochen, essen: Schnecken, Reis, Kaninchen…und so viel mehr!

Text: Ursula Heinzelmann / Foto: GettyImages / laperla_foto

Es ist schon ziemlich verrückt: Eben blitzte noch das Mittelmeer, lockten Strandgetümmel, Wasser und Palmen in Alicante, dann staubt nur eine Autostunde westlich in Jumilla der steinige Boden, bilden die hohen, zerklüfteten Felsen ein von Oliven und knorrig-krüppligen Reben geprägtes, einsames Szenario, das an Cowboyfilme und John Wayne denken lässt.

Der Schein trügt keinesfalls, wer hier überleben will, muss tough sein, aushalten können. Días de Ocio, die spanische Form des italienischen Dolcefarniente, sind Fehlanzeige. Nur wer die Natur ganz genau beobachtet und mit ihr kooperiert, konnte und kann hier ein Auskommen finden. Was denn die Menschen auf dem von Bergen umgebenen Hochplateau von Jumilla auch schon seit langem tun. Das bisschen Wasser, das es gibt, wird Oliven und Mandelbäumen zugeteilt, während die Reben alleine zurechtkommen müssen. Sie ducken sich in den Boden, wurzeln tief und schützen ihre Trauben mit dicken Schalen gegen die Sonne – sie müssen geduldig sein, bedächtig und langsam reifen, die kühlen Nächte im Herbst auskosten und ihre Säure bewahren. Die Lese ist rückenbrechende Mühseligkeit, bis zum heutigen Tag, die Ausbeute ein Bruchteil anderer Regionen – und lohnt doch jeden nach wilden Früchten und Blüten duftenden Tropfen.

Auch wenn heute neben ihr andere, vor allem internationale Sorten wie Cabernet Sauvignon und Franc oder Syrah wachsen: Die Monastrell ist der autochthone Star von Jumilla, und ihr relativ geringer Bekanntheitsgrad angesichts einer nahezu perfekten PR-Story ist eigentlich vollkommen erstaunlich. Eine Sorte, die 1381 erstmals Erwähnung findet und die ihre Heimat bis ins kleinste Detail widerspiegelt, nach wie vor sehr eng mit ihr verbunden ist und nur dort zuverlässig zu voller Reife gelangt, dry-farmed, zukunftstauglich, in spektakulärer Kulisse! Von der Hafenstadt Valencia und dem Camp de Morvedre hat sie sich einst als Mourvèdre in die Provence verbreitet, vom etwas weiter nördlich an der Küste gelegenen Mataró ins Roussillon, wo sie sich in beiden Fällen gerne in Verschnitten mit anderen mediterranen Sorten angefreundet hat. Doch ihr eigentlicher Wohlfühlort, ihre Seele, ist und bleibt Jumilla, mit Ablegern in den umliegenden Regionen Alicante, Almansa, Valencia und Yecla.

«Monastrell verkörpert das Potenzial von Jumilla, in einer globalisierten Welt ermöglicht sie uns Weine, die absolut anders sind.»

Ángel Gil, Geschäftsführer und Mitinhaber, Gil Family Estates

Es ist ein Landstrich, der seit der Altsteinzeit besiedelt ist. Seit über 5000 Jahren haben Reben hier Karthager, Römer, Berber und Araber, Monarchen aus Kastilien und Aragon, französische Eindringlinge und spanische Verteidiger erlebt und überlebt. 2400 Jahre alte goldene Ohrringe hat man aus der Zeit der Iberer in Jumilla ausgegraben, ihr Motiv: eine kleine Weintraube. Ob das bereits Monastrell war, lässt sich natürlich nicht sagen. Aber wie wichtig und geschätzt die Rebstöcke waren, das liegt auf der Hand. Als die Reblaus in vielen anderen Weinbauregionen Einzug hielt, nicht aber in den staubig-steinigen Böden Jumillas, kam es ab Ende des 19. Jahrhunderts in Verbindung mit neuen Landgesetzen, die kleine ländliche Betriebe förderten, wiederum zu einem Aufschwung, der heute aufgrund der klimatischen Veränderungen von neuem zu beobachten ist. Spielen Sie selber John Wayne, entdecken Sie diese erstaunlich moderne, alte Welt.

Weinbaugeschichte

Vor- und Nachteile trockener Böden

Jumilla liegt in den Provinzen von Murcia und Albacete auf einem Hochplateau im Regenschatten einer umgebenden Bergkette. Bereits vor der Klimaerwärmung herrschte hier Trockenheit. Doch Monastrell, in knorrigen, auf rund tausend Hektar auch noch wurzelechten Buschreben (den Vasos) in geringer Pflanzdichte, kommt hier gut ohne Bewässerung zurecht, weil ihre Wurzeln bis in den wasserspeichernden Kalkfels reichen. Das wenige Wasser nutzten die Bauern für Mandeln und Oliven. Das bedeutet beim Wein: geringe Erträge, von Natur aus mit die niedrigsten weltweit, aber auch nur sehr wenig Pilzkrankheiten. 75 Prozent des Gebiets sind heute biozertifiziert.



Klassische Mariage: Tapas

Spanische Tapas, das grenzt an Klischee – und doch sind sie immer wieder gut und bei allen beliebt. Die Auswahl darf sich dabei gerne an den zeitlichen und küchentechnischen Möglichkeiten orientieren, Monastrell Rosado als Begleiter deckt so ziemlich alles harmonisch ab und bringt Sommerlaune noch in die dunkelsten Tage.

Von Oliven, Pimientos de Padrón, Datteln im Speckmantel, Aioli, Tortilla, Garnelen in Knoblauchöl und Albóndigas (kleinen Hackfleischbällchen in Tomatensauce) bis zu Chorizo, Jamón, Manchego und Papas Arrugadas, Kartoffeln mit Salzkruste, eignet sich so gut wie alles als Tapa, solange es sich zwanglos und in kleinen Portionen essen lässt.

Dazu: Monastrell Rosado

Fruchtig und floral, mit gutem Körper, an Rosenblätter, rote Beeren und Kirschen erinnernd, manchmal auch mit einem Touch Pink Grapefruit ist er der Tapas-Vielfalt ein ebenso vielfältiger Begleiter.

Neue Mariage: Käse-Auswahl mit Früchten und Chutneys

Käse und Rotwein, das ist alles andere als neu. Dabei wird aber immer wieder übersehen: Begleitende Früchte und Chutneys bringen begleitende Weine aus der Balance! Dulce Monastrell hingegen garantiert Harmonie.

Süsser Monastrell wird aus den letztgelesenen, leicht rosinierten Trauben sehr spät, Anfang November gelesen. Er gärt einen Monat auf den Schalen und behält so deutlich schmeckbare natürliche Restsüsse, ist also nicht wie Portwein aufgespritet. Dadurch wirkt er ähnlich herb, aber auch frisch (leicht gekühlt servieren!), erinnert an Feigen und Datteln. Die Käse dürfen Charakter haben!

Dazu: Dulce Monastrell

Begegnet der Süsse, Schärfe und Säure der Käsebegleiter mit grosser Toleranz, stellt ihnen die eigenen herben Gerbstoffe, Restzucker und Frische entgegen, so dass die Käse ihrerseits ausreichend Platz auf der grossen Bühne des Geschmacks finden.

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