Kochen und essen zu Weinen aus dem Carnuntum

Carnuntum: Jausenplatte, Morcheln, Schweinsbraten und so viel mehr!

Text: Ursula Heinzelmann, Fotos: Gettyimages / MmeEmil

Zwischen Wien und Bratislava, von Donau, Alpen- und Karpathenausläufern umfasst, blickt Carnuntum auf eine beeindruckende Geschichte zurück und hat doch als Weinbaugebiet, einem der kleinsten Österreichs, erst in neuester Zeit ganz zu sich selbst gefunden.

Hier treffen nicht nur Alpen und Karpathen aufeinander, sondern Ost und West ganz allgemein, geographisch und klimatisch, politisch und kulturhistorisch. Das klingt imposant, nach Grandeur und Allüren, doch weit gefehlt: Carnuntum wirkt heute ausgesprochen ländlich. Obgleich die historische Vergangenheit wahrhaft beeindruckend ist: Über tausend Kilometer vom mediterranen Rom entfernt, lebten hier an der Donau vor nahezu zwei Jahrtausenden rund 50 000 Menschen. Denn Carnuntum, im Jahr 6 n. Chr. als befestigtes Winterlager gegründet, entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zur grössten römischen Stadt nördlich der Alpen. Carnuntum - heute Petronell - war nicht nur Garnison, sondern auch Zivilsiedlung, mit Tempel, Thermen, Markthalle und Forum.

Und selbstverständlich wurde hier Wein getrunken! In der römischen Wirtschaft gehörte der Weinbau zu den einträglichsten Erwerbszweigen und Wein war Grundnahrungsmittel, nicht Luxusgetränk für die Elite. Das änderte sich auch nicht, nachdem die Römer, ihre Kaiser und Soldaten längst abgezogen waren.

Hier gibt es keine schönen grossen Winzerhäuser - unmittelbar vor den Toren Wiens gelegen, wurde dieser Landstrich über die Jahrhunderte bei Belagerungen immer wieder geopfert, und das schnelle Wiederaufbauen, ohne Geld, wurde zur Gewohnheit. Man arrangierte sich, baute auf kleinen Höfen ein wenig von allem an, hielt ein paar Schweine, Kühe, Ziegen - und immer standen dazwischen auch Reben. Manchmal waren es so viele, dass der Fassweinverkauf nach Wien und Ungarn für zusätzliche Einnahmen sorgte, dann wiederum reichte es gerade für den eigenen Durst.

Lange Zeit spielte der Wein also eine Nebenrolle. Doch dann zündete er endlich wieder, der gallische Überlebensfunke, in den späten 90er Jahren, trat eine neue Generation von Winzern an, die Felder und Tiere gerne anderen überliessen, um sich ganz den Reben zu widmen. Das Elitedenken liegt ihnen immer noch fern - und die Buschenschank erfreut sich grosser Beliebtheit. Denn auch bei Tisch hat man es hier am liebsten unkompliziert, aber richtig gut. Das passt hervorragend zu den kernigen Weinen voller Charakter - und lässt sich so auch zu altrömischen Zeiten vorstellen, als das Heidentor, Wahrzeichen des Gebiets, noch keine Ruine war, sondern ein Kaiserdenkmal mit Jupiter-Altar. Dem waren damals die Weinfeste gewidmet, und Feste lassen sich mit den Weinen heute wieder aufs Beste feiern, auch in der eigenen Küche.

Die Weinregion Carnuntum

«Es geht um die Herkunft, nicht um die Rebsorte; die ist nur ein Werkzeug, das du als Winzer passend aus-wählen musst.»

Dorli Muhr, Winzerin in Prellenkirchen

In der neueren Zeit hat sich Carnuntum einen Namen besonders für hochwertige, kernige Rotweine gemacht. Die Winzergruppe Rubin feiert 2022 30-jähriges Jubiläum, hier steht der 1921 gezüchtete Zweigelt ganz im Mittelpunkt, der vor allem im Süden des Gebiets um Bruck an der Leitha vorherrscht. Am und um den Spitzerberg im nordwestlichen Teil dominiert Blaufränkisch, die zweitwichtigste rote Sorte. Bei den Weissweinen liegt der Grüne Veltliner mit grossem Abstand an der Spitze. Darüber hinaus gibt es ein breites Angebot anderer Rebsorten, auffälligerweise für Niederösterreich aber quasi keinen Riesling. Ebenso auffallend: Das Weinanbaugebiet Carnuntum wird von Gemeinschaftsgeist statt Elitedenken bestimmt, und stilistisch wird immer stärker die Frische im Glas betont.

Blunzengröstl

Blunzen, also Blutwurst, mit Kartoffeln und ein wenig Zwiebel in der Pfanne knusprig gebraten, mit einem Hauch frischem Meerrettich: ein echter Wein-Allrounder.

Blutwurst betont, ist fruchtiger, kerniger Rubin Zweigelt, unkompliziert, vergnüglich und doch voller Saft und Würze. Eine etwas mutigere Wahl ist Weissburgunder, dessen florale Birnenfrucht trotz rundem Körper mit dem Meerrettich tanzt und alles andere mitreisst. Wer es ausgefallener mag, sucht nach einem der unfiltrierten, herben, in der Amphore ausgebauten Grünen Veltliner, die es längst auch in Carnuntum gibt: Er macht aus der bescheidenen Blunzen ein anspruchsvolles Festessen.

Rubin Zweigelt Carnuntum stellt die Blunzen in den Vordergrund.

Weissburgunder Carnuntum DAC freut sich sehr vergnügt über den frischen Meerrettich.

Grüner Veltliner aus der Amphore Carnuntum bringt mit feinherben Tanninen Spannung und Eleganz ins Spiel.


Sobanudeln mit Spinat, Shiitake und Avocado

Buchweizennudeln mit Sesamöl, Frühlingszwiebeln, Chili und Sojasauce gewürzt und mit Shiitake, Spinat und Avocado angeschwenkt - frisch und lecker.

Wer es zuverlässig mag, öffnet einen weissen Carnuntum DAC aus Grünem Veltliner und Burgundersorten - rund, aber auch frisch. Ungewöhnlicher ist der Griff zu einer roten Einzellagencuvée aus Blaufränkisch und Zweigelt. Noch gewagter, aber ebenso gut ist Syrah, der durch den Klimawandel hier immer mehr Fuss fasst und sich besonders über all das Grün sowie die nussigen Aromen vom Sesamöl freut.

Carnuntum DAC Weissweincuvée Frisch und erfrischend zur gemüsigen Seite der Nudeln.

Riedenwein rot Carnuntum DAC aus Blaufränkisch und Zweigelt parliert japanisch mit Sojasauce und Pilzen.

Syrah Carnuntum Seine Würze freut sich über die nussigen Aromen des Sesamöls.

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