Wolf-Dietrich Salwey tödlich verunglückt
26.01.2011 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Oberrottweil) - Für die deutsche Weinszene war es ein ähnlicher Schock und Verlust wie für die Filmbranche der Tod von Produzent Bernd Eichinger einen Tag zuvor. Wolf-Dietrich Salwey aus Oberrotweil am Kaiserstuhl kam am Dienstag, 25. Januar auf der Rückfahrt von einer VDP-Präsentation in München kurz vor Hagnau am Bodensee bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben. Auf der B 31 geriet er auf die Gegenfahrbahn und kollidierte mit einem Lastwagen. Seinen schweren Verletzungen erlag er noch an der Unfallstelle.
Salwey war ein Urgestein unter den deutschen Winzern, immer gradlinig in seiner Meinung, mit viel tiefgründigem Humor gesegnet, offen für Kritik und stets ehrlich und doch verbindlich in seinen Aussagen, wenn es mal ein Kontra sein musste. Als Weinproduzent hatte er ein Händchen für bedeutende Weine vor allem aus der Burgunderfamilie (und für faszinierende Edelbrände). Für den Grauburgunder entwickelte er im Lauf der Jahrzehnte eine richtige Leidenschaft. Er war auch einer, der trotzig gegen den Strom schwamm und hier Schulterschluss mit dem „Rebell vom Kaiserstuhl“, Franz Keller, betrieb. Die einstige Vorliebe der badischen Produzenten für Süßreserve war ihm, wie schon seinem Vater, ein Graus. Salwey setzte konsequent auf durchgegoren (was Edelsüß nicht ausschloss) und konnte viele Gastronomen für seine Richtung bekehren.
Er hatte auch Interesse für das Gemeinwohl, engagierte sich im Ortschaftsrat von Oberrotweil und war 20 Jahre lang, von 1984 bis 2004, Stadtrat in der Großgemeinde Vogtsburg. Außerdem war er noch unter anderem im Ausschuss des Badischen Weinbauverbandes aktiv.
Als 23-Jähriger hatte Wolf-Dietrich Salwey mit Weinbau begonnen, damals noch im Glottertal. Das vom Vater Benno gegründete Familienweingut am Kaiserstuhl übernahm er 1985 und machte es zu einem der deutschen Top-Betriebe. Sohn Konrad, den die Familie mit sanftem Druck dazu brachte, die Winzerlaufbahn einzuschlagen, wurde 2002 zunächst in die Weißwein-Verantwortung genommen. So nach und nach ließ ihm der Senior freie Hand und übergab 2005 den Regiestab. Aber der noch voll unter Dampf stehende, unternehmungs- und lebenslustige Senior, der im September 70 Jahre jung geworden wäre, war weiter ins Geschehen des in den letzten Jahren auf 40 Hektar Fläche angewachsenen Betriebes eingebunden, kümmerte sich um die Kundschaft und ging gern auf Tournee.
Vom Ausflug nach München kam er nicht zurück. Freunde, die ihn gut kannten, mutmaßen, dass er den Rat geben würde: „Trauert nicht lang. Trinkt ein Glas auf mich. Oder zwei.“
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