Weingut Fürst Löwenstein: So geht es weiter

08.03.2011 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Kleinheubach) - Sein Tod bei einem Autorennen auf dem Nürburgring erschütterte vor knapp einem Jahr die deutsche Weinszene und den Hochadel (wir berichteten). Carl Friedrich Erbprinz zu Löwenstein wurde nur 43 Jahre alt. Der Hobbyrennfahrer und Mitglied des Verbandes der Prädikatsweingüter (VDP) stand damals kurz vor Vollendung der Betriebsverlagerung aus beengten Verhältnissen in Kreuzwertheim ins geräumige Familienareal in Kleinheubach, konnte schon von den tollen Möglichkeiten im neuen Keller schwärmen und freute sich bereits darauf, dass in 2011 ein Hotel fertig sein würde, das dem Löwenstein’schen Unternehmen zusätzlichen Schwung geben sollte. Außerdem stand ein Jubiläum an: 400 Jahre familiengeführter Weinbau.

 

Ein großes Gemälde des Erbprinzen hat einen Ehrenplatz im Gewölbekeller bekommen. Von hier aus kann er gewissermaßen in Augenschein nehmen, was weiter mit den Gewächsen des Weingutes Fürst Löwenstein passiert. Zuständig dafür sind zwei Frauen. Die praktische Arbeit besorgt die junge Kellermeisterin Friederike Voigtländer (30), die seit 2007 im Betrieb tätig ist. Die Betriebsleitung übernahm noch im vergangenen Jahr die Witwe. Dr. Stephanie Erbprinzessin zu Löwenstein bekam als Hinterlassenschaft unter anderem einen guten Jahrgang 2009, dem nach den ersten Eindrücken einer Jungweinverkostung im Keller der 2010er nicht nachstehen wird.

Die Arbeit mit dem Wein ist der gefasst und energisch wirkenden Adeligen nicht fremd durch ihre Vergangenheit und ihren eigenen Beruf. „Die Natur habe ich schon immer geliebt“, erzählt sie. „Ich bin gern in allen Bereichen dabei.“ Außerdem ist sie promovierte Ärztin und hat 16 Jahre als Kinderchirurgin gearbeitet. „Von daher kenne ich viele chemische Zusammenhänge.“ Für die Verkaufsfront hat sie tüchtige Mitarbeiter an ihrer Seite. Das einzige, was ihr nicht so behagte, war das unvermeidliche Prozedere mit Fotos der neuen Chefin.

Ihr Mann hatte den Familienbetrieb 2002 übernommen und damals begonnen, die Weichen neu zu stellen. Die alte Kellerei in Kreuzwertheim war auf Dauer zu klein geworden für die Flächen in Franken und im Rheingau sowie teilweise noch in Baden. Einige Areale wurden abgespeckt, die badischen Fluren ganz abgegeben. Geblieben sind 12 Hektar in besten fränkischen Lagen sowie 21 Hektar im Rheingau, von denen sich derzeit allerdings nur 8,5 Hektar im Ertrag befinden.

Im alten Familienbesitz in Kleinheubach waren optimale Möglichkeiten vorhanden. Neben dem 1725 erbauten Schloss gab es den ehemaligen Marstall mit einem geräumigen Gewölbekeller, in dem sich sowohl Stahltanks für die Weißweine als auch in einem separaten Bereich Barriques unterbringen ließen (letztere sind aus eigener Eiche gefertigt, der Familie gehören einige tausend Hektar Wald im Spessart und Odenwald).

Das Schloss, das viele Jahre an die Deutsche Post und später die Telekom vermietet war, bekam ebenfalls eine neue Funktion: im Mai 2011 wird der Umbau zum Tagungs- und Eventhotel mit 79 Zimmern und diversen festlichen Räumlichkeiten abgeschlossen sein. Tagungen, Familienfeste inklusive Hochzeiten, Produktpräsentation und auch Events unter freiem Himmel im riesigen Schlosspark bis hin zu Fahrten auf dem nahen Main sind möglich.

Natürlich werden dabei die Löwenstein-Weine eine wesentliche Rolle spielen. Dafür gibt es extra ein Event-Duo mit zwei preiswerten Rheingauer Riesling-Gewächsen. Und bei besonderen Anlässen werden die wertvollsten Weine des Hauses ausgeschenkt, aus Franken die Top-Silvaner sowie der Sauvignon blanc, aus dem Rheingau Riesling und Spätburgunder, die alle zur „Carl Edition“ gehören. 

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