Natürliche Schönheitsfehler im Wein

10.01.2011 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Würzburg) - Wenn Sie in der Flasche, am Korken oder im Glas kleine, weiße Kristalle entdecken, erschrecken Sie nicht. Freuen Sie sich lieber. Denn diese Kristalle sind der beste Beweis für die Güte Ihres Weines.

 

Viele Weinnovizen glauben, wenn Sie die kristallinen Sterne oder Stäbchen im Weinglas finden, dass ein solcher Wein fehlerhaft ist. Doch wenn sich Weinstein in der Flasche bildet, bedeutet das, dass der Wein reich an Mineralien ist und sehr schonend vinifiziert wurde. Der Satz ist ein untrügliches Qualitätszeichen, welches die Eigenart eines bestimmten Jahrganges aufzeigt, in dem die Weine besonders reich an frischer und fruchtiger Säure waren. Es gilt demnach: Je reifer die Trauben sind, desto größer ist der Anteil an Wein- und Apfelsäure. Je länger die Beeren am Rebstock hängen, desto mehr haben diese Zeit, aus dem Boden neben anderen Mineralien auch Kalium und Kalzium aufzunehmen.

Beim Zusammentreffen der genannten Mineralien und Weinsäuren im Most oder Wein bildet sich Weinstein, wenn der Gehalt an Weinsäure im Wein die Menge übersteigt, die der betreffende Wein in gelöster Form halten kann, der Sättigungsgrad also überschritten ist. Wenn man in alte Fässer leuchtet, dann glitzern die Kristalle wie in einer Eishöhle.

Aber nicht jeder Weinstein - was ganz natürlich ist - fällt schon im Fass aus. Der Vorgang kann sich auch in der Flasche fortsetzen. Die Diamanten des Weines sind durchaus auch schon in jungen Weinen zu finden. Am häufigsten jedoch ist der Weinstein bei den wertvollsten Gewächsen wie Auslesen, Beerenauslesen und Eisweinen anzutreffen.

Während Sie den Weinstein hauptsächlich beim Weißwein finden, entdecken Sie gelegentlich Reifeablagerungen im Rotwein. Das Depot entsteht durch langjährige Flaschenlagerung. Am Glasboden zeichnen sich Sedimente ab, die pudrig und körnig aussehen. Bei sehr gehaltvollen Rotweinen sind sogar ganze Schollen zu erkennen. Diese Ablagerungen entstehen durch die Bündelung und Ausfällungen von Farbstoffen, Tanninen und Pektinen.

Wenn Sie einen Satz in der Flasche entdecken, dann empfehle ich Ihnen, die Flasche nicht zu schütteln sondern langsam in eine geeignete Glaskaraffe umzufüllen. Sie trennen so nicht nur das Depot vom Wein, sondern reichen das edle Erzeugnis auch mit Sauerstoff an. Die Aromen im Wein können sich so herrlich entfalten. Einmal dekantiert, sollten Sie das Weinerlebnis am selben Tag noch genießen.

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