Fränkische Wechselspiele im Keller
27.08.2012 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Würzburg / Kleinheubach / Retzbach) - Sie war seit zwei Jahren verantwortlich für den Ausbau im Staatlichen Hofkeller in Würzburg. Hier hat Christine Pröstler (33) für frischen Wind gesorgt. Die Jahrgänge 2010 und 2011 tragen eine gute Handschrift. Und auch in ihrem eigenen, kleinen Familien-Weingut in Retzbach nördlich von Würzburg, dem sie sich nebenbei widmete, ging es voran. Kein Wunder, kann die Geisenheim-Absolventin doch viel Erfahrung vorweisen. Sie war schon oenolgisch in Südafrika und Neuseeland unterwegs und war vor Würzburg in der großen Kellerei Reh-Kendermann in Bingen für diverse Marken zuständig.
Doch jetzt musste sie Michael Jansen, seit einigen Jahren Direktor im bayerischen Staatsbetrieb, verabschieden. Im August wurde die engagierte, immer fröhliche Christine Mutter eines strammen Philipp, benannt nach dem Uropa. Neben dem Sohn will sie sich in nächster Zeit vor allem um den vergrößerten Familienbetrieb kümmern (2012 werden die Trauben von fünf Hektar verarbeitet, vorher waren es 1,5 Hektar), der im Gault-Millau inzwischen in die Trauben-Klasse aufgestiegen ist. Pröstler hat einige Pläne und auch den gewissen Druck, mit dem nächsten Jahrgang die dreifache Menge Wein vermarkten zu müssen. „Aber ich bin zuversichtlich, wir haben schon einige Weinproben in nächster Zeit.“
Der Keller unter der Residenz in Würzburg lag nicht brach. Jansen entschied sich nach der guten Erfahrung mit Pröstler für eine weibliche Nachfolgerin. Diese kam von einem anderen namhaften fränkischen Betrieb: Die junge Friederike Voigtländer (31) leistete in den letzten Jahren gute Arbeit im Weingut Fürst Löwenstein und trug mit eleganten, geradlinigen Weinen auch dazu bei, dass die kritische Phase mit dem tödlichen Unfall von Carl Friedrich Erbprinz zu Löwenstein im April 2010 überwunden wurde und das Gut nach einem Ortswechsel von Kreuzwertheim nach Kleinheubach in ruhiges Fahrwasser kam.
Jetzt hofft man, dass es dabei bleibt. Der Nachfolger für Voigtländer war schnell verpflichtet. Dr. Stephanie Erbprinzessin zu Löwenstein entschied sich für einen Seiteneinsteiger mit Erfahrung. Bastian Hamdorf ist gebürtig in Wyk auf Föhr (wo bekanntlich noch kein Wein wächst, nur auf Sylt ist das im deutschen Inselnorden der Fall). Aber er studierte in Geisenheim Weinbau und Oenologie und war zuletzt bei F. X. Pichler in der Wachau als zweiter Kellermeister tätig. Zuvor sammelte er Erfahrungen bei einigen erstklassigen Adressen, nämlich Neumeister (Südoststeiermark), Gutzler (Rheinhessen) und Pegasus Bay (Neuseeland).
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