Drei Neue im VDP: Zuwachs in Franken, Baden und an der Nahe
23.01.2014 - R.KNOLL
DEUTSCHLAND (Mainz) - Die Prädikatsweingüter (VDP) verzeichnen ein weiteres Wachstum durch drei Neuaufnahmen - eine davon mit gewissem Überraschungseffekt. Rudolf May aus Retzstadt (Franken) hat sich in den letzten Jahren als Silvaner-Spezialist einen Namen gemacht und setzt sich nebenbei für die Erhaltung des ältesten Müller-Thurgau-Weinberges von Deutschland auf den Gemarkungen seiner Heimatstadt ein (wir berichteten: Das „Müller“-Jubiläum). Auf knapp 14 Hektar Rebfläche betreibt er eine konsequente Qualitätspolitik mit angenehm ungeschminkten Weinen. Die besten tragen den Zusatz „Recis“ nach der alten Ortsbezeichnung.
Das Weingut Joh. Bapt. Schäfer und sein junger Eigentümer Sebastian Schäfer in Burg Layen steht schon seit Jahren auf der Kandidatenliste seines Nachbarn Armin Diel, der als Vorsitzender des VDP-Regionalvereins Nahe die positive Entwicklung dieses besonders mit Riesling auftrumpfenden Betriebes (7 Hektar, davon 60 % Riesling) aufmerksam verfolgte und grünes Licht für die Aufnahme gab.
Die badische Sektion, der man bei Neuaufnahmen in der Vergangenheit schon mal eine Art Wagenburg-Mentalität attestieren konnte, weil es in dem großen Gebiet doch zahlreiche potenzielle Mitglieder mit ausgezeichneten Weinkollektionen gibt, sprang diesmal über ihren eigenen Schatten. Fritz Keller vom Weingut Franz Keller – Schwarzer Adler in Oberbergen am Kaiserstuhl bekam vom Gebietsvorsitzenden Joachim Heger den VDP-Ritterschlag. Der 57-Hektar-Betrieb eröffnete im Sommer 2013 einen perfekt in die Kaiserstühler Terrassen integrierten Kellerneubau, der den bisherigen Improvisationsstatus im auf verschiedene Räumlichkeiten verteilten Ausbau beendet, optimale Abläufe möglich macht und der bisher schon ausgezeichneten Qualität der Burgunderweine in Weiß und Rot noch etwas Schubkraft geben dürfte. Bei der Eröffnung im Juli war Keller anzusehen, dass er am liebsten sofort mit der Aufnahme der Ernte 2013 begonnen hätte.
Trotz einer solchen Neuerung durfte man Keller nicht unbedingt auf der Rechnung für eine Neuaufnahme haben, weil die „Edition Fritz Keller“, die der ambitionierte Badener seit einigen Jahren für Aldi erzeugt (streng abgetrennt vom Weingut), doch auch in den Reihen des VDP in der Vergangenheit eher kritisch gesehen wurde. Aber mittlerweile ist klar, dass diese qualitativ durchaus passablen Keller-Weine keine „Billigheimer“ im Regal sind und die beteiligten Vertragswinzer ein gutes Auskommen haben. Außerdem haben einige VDP-Mitglieder wie Blankenhorn in Baden und Lang im Rheingau bei Geschäften mit Aldi keine schlechten Erfahrungen gemacht, so dass der Discounter nicht mehr als des „Teufels“ gilt. Hinzu kommt, dass sich unter den Partnern für Kellers Edition nicht nur Genossenschaftsmitglieder, sondern auch einige VDP-Mitglieder befinden – deren Namen allerdings streng geheim gehalten werden.
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