Das Mosel-Weingut Heinz Schmitt lebt weiter – als „Heinz Schmitt Erben“

22.08.2011 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Leiwen) - Es ist gerade ein Jahr her. Kurz vor der Weinernte 2010 verunglückte Winzer Heinz Schmitt aus Leiwen an der Mosel tödlich im Weinberg (wir berichteten). Der 49-Jährige war mit seinem Traktor im steilen Köwericher Laurentiusberg abgestürzt und erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. 22 Hektar hatte Schmitt damals bewirtschaftet, der Fortbestand des nach einer kleinen Schwächephase gerade wieder im Aufwind befindlichen Betriebes war unsicher.

 

Doch es gab eine tatkräftige Erbin. Silvi Schmitt lebte zwar damals von ihrem Gatten getrennt. Aber die studierte Ökotrophologin und zweifache Mutter, die in Köwerich eine Kindertagesstätte betreut, entschloss sich, Seiteneinsteigerin zu werden. Was sie zunächst vorfand, waren „1000 offene Fragen“, ungeklärte Finanzen, ein Wust von Bürokratie, Widerstände von einigen Seiten bis hin zu Vorschlägen, doch in den Vergleich zu gehen oder eine Insolvenz anzumelden. Im Keller lagerten damals rund 220 000 Flaschen reifer edelsüßer Weine, was eine enorme Kapitalbindung bedeutete. Und im Weinberg warteten reife Trauben darauf, geerntet zu werden. „Eigentlich war der Betrieb am Ende“, erinnert sich Silvi Schmitt.

Gegen manche Tiefschläge, die sie wegstecken musste, war die Unterstützung der beiden Kinder Senta (15) und Carlo (12) ein Trostpflaster und Motivation. Und die Mithilfe von Kollegen und Freunden des Hauses. „Es gab eine spontane, unkomplizierte Hilfsbereitschaft aus Leiwen und den Nachbarorten“, erzählt die 46-Jährige. Die Ernte wurde zum großen Teil im Moststadium verkauft („das brachte mehr als Trauben“), aber eine gewisse Menge, genug für 9000 Flaschen, kam doch in den Keller. Hier lief der inzwischen 75-jährige Kellermeister Erich Clüsserath als Nothelfer zu großer Form auf. Die Umstände waren zwar schwierig, aber die Qualität der Weine doch mehr als korrekt, typisch moselanisch, saftig und herzhaft der trockene Riesling, schlank und verspielt die halbtrockene Version und von feiner Pfirsich geprägt die feinherbe Füllung. „Mehr als diese drei Qualitätsweine haben wir aus 2010 nicht geschafft“.

Mit Hilfe eines Freundes aus Luxemburg konnte Silvi Schmitt einen Teil der reifen Edelsüßen verkaufen und so Geld ins Haus bekommen, das dringend notwendig war. Nach der Ernte ging es dann ans Eingemachte. Die Pachtweinberge, die den größeren Teil von Heinz Schmitts Fläche ausgemacht hatten, konnten problemlos an ihre Besitzer zurück gegeben werden, Kleinparzellen wurden an Nachbarn verkauft. Geblieben sind 4,5 Hektar Eigenbesitz, von denen aber 1,5 Hektar verpachtet und 0,75 Hektar im momentanen „Ruhestand“ sind. „Somit bleiben mir als Hobby-Nebenerwerbswinzerin aktuell 2,25 Hektar in Steil- und Terrassenlagen“, rechnet sie vor und kann schon wieder lachen. „Wir arbeiten mit Optimismus im Vertrauen auf eine kleine, verlässliche Mannschaft für einen guten Jahrgang 2011.“ Wichtig ist, dass einige wichtige Kunden erhalten blieben. Der Name des Weingutes wurde nur leicht verändert. Firmiert wird jetzt unter „Heinz Schmitt Erben“.

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