Dossier Feuersturm
Australiens Weinwelt leidet
Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 10. Januar 2020
AUSTRALIEN (Adelaide) – Die verheerenden Buschfeuer sind ein Desaster für die renommierte Weinlandschaft Adelaide Hills im Süden Australiens – geschildert im Dossier „Feuersturm“ (siehe Links am Ende des Artikels). Das Empfinden einzelner betroffener Winzer, deren Frust und Erlebnisse während der Buschfeuer, geäussert in verschiedenen regionalen Pressetiteln und in den sozialen Medien, lesen Sie hier:
Henschke Cellars
Die ältesten Pinot Noir-Reben, gepflanzt in 1983 vom Winzer Tim Knappstein gehören heute zu Henschke Cellars, gibt es nicht mehr. Auch Henschkes Weinlage Lenswood ist komplett zerstört. Mehrere bekannte Weinmarken der Adelaide Hills haben ihre gesamten Rebflächen verloren. Zu Ihnen gehören neben Henschke auch Tilbrook Estate, New Era Vineyards, Golding Estate, Riposte, Barristers Block, Tomich Wines und Vinteloper. Henschke schreibt auf Instagram: „Wir haben nun den Schaden bewertet, der erheblich ist und leider einen langfristigen Pflanzplan erfordert. Riesling, Chardonnay, Grüner Veltliner, Pinot Noir, Merlot, Cabernet, Sauvignon Blanc, Gewürztraminer sind alle verloren. Ein Glück im Unglück, wir haben unser Zuhause nicht verloren, so wie viele andere.“
Geoff Weawer
Der in Lenswood ansässige Produzent Geoff Weaver, ehemaliger Chef-Winzer der Hardy-Unternehmensgruppe, der seit 1992 selbständig Weine unter seinem eigenen Label produziert, bekundet seinen Kummer im Netz: "Schreckliche Tage in Lenswood. Oh diese Brände. Unsere schönen Hügel und Rebflächen wurden in einen Ofen verwandelt. Wir verloren auch unseren Schuppen, unseren Traktor, unser Auto, unser Hab und Gut. Der Herr gibt und der Herr nimmt.“
David Bowley
Knapp 30 Hektar an Rebflächen, gelegen in den Südaustralischen Adelaide Hills, verlor Winzer David Bowley, der sein Gut Vinteloper, genannt Great Little Vineyards, in 2008 gegründet hatte. „Es ist der schlimmste Tag in meinem Weinleben. Alles ist komplett zerstört. Ich bin völlig down.“ Bowley schätzt seinen finanziellen Verlust auf weit über 600.000 Euro. Ähnlich deprimiert ist auch James Edward Tilbrook, dessen Gut und Rebanlagen rund sechs Kilometer entfernt von Vinteloper liegt. „Uns bleibt nichts mehr außer ein paar Kisten mit Erinnerungen und die letzten 48 Flaschen des aktuellen Jahrgangs.“
Jared Stringer
„Die Feuer haben ein Äquivalent von knapp über 9,5 Millionen Flaschen Wein zerstört, ein Wert von rund 20 Millionen AUD“, wird Jared Stringer, stellvertretender Vorsitzender der Adelaide Hills Wine Region, in den australischen Medien zitiert. „Das ist verheerend. Dies wird außergewöhnliche Auswirkungen auf die Region Adelaide Hills haben. Die Region, in der dieses Feuer ausgebrochen ist, ist wohl eine der landwirtschaftlich reichsten und produktivsten Regionen Südaustraliens. Die Kosten für den Wiederaufbau und die Rekultivierung werden astronomisch hoch sein.“
Andrew Nugen
Der Gründer und Geschäftsführer der Bird in Hand Weinkellerei, Andrew Nugent, gab ebenfalls eine Erklärung über Social Media ab. „Obwohl wir nur begrenzte Schäden an den Reben hatten, hatten wir extrem viel Glück. Unsere Herzen sind bei den Leuten in den Bergen, die ihr Land, ihr Zuhause und ihr Leben verloren haben. Dank der unermüdlichen Arbeit der örtlichen Feuerwehr und der Freiwilligen sind alle in Sicherheit. Wir werden in den nächsten Tagen mit der Hilfe unserer engagierten Mitarbeiter wieder aufbauen und uns erholen. Die Gesamtzahl der Trauben, die auf den Weingütern angebaut werden, wird in den nächsten Jahren stark reduziert sein, teilweise werden sie überhaupt keine Ernte haben. Das bedeutet für viele Winzer kein Einkommen und für viele andere ein deutlich geringeres Einkommen. Zurzeit bin ich mir nicht sicher, wie groß unser eigener Schaden ist. Es ist noch nicht zu Ende. Die Behörden warnen, dass weitere Feuer entstehen können.“ Bei Bird in Hand verwüsteten die Brände Teile der Shiraz- und Sauvignon Blanc-Anlagen. Die Gebäude des Weingutes wurden aber weitgehend verschont.
Tilbrook Estate
Tilbrook Estate in Lobethal, das auf vier Hektar Reben angepflanzt wurde, verlor seine Weinberge, sein Weingut und sein Weinlager. Auf Instagram ist zu lesen: „Wir haben kein Geschäft mehr. Totale Verwüstung. Viele haben uns Hilfe angeboten. Das Beste wäre im Moment, zu uns zu kommen, ein paar Bier mitzubringen, zu reden und einen Plan zu schmieden. Wie es weiter gehen soll, wissen wir nämlich nicht.“
Tony Battaglene
Tony Battaglene, CEO der Australian Grape and Wine (AGW), spricht in den sozialen Medien von einem „rundum“ harten Jahr für Buschfeuer in Australien. „Wir sind mit den Behörden und der Regierungen in Kontakt, um zu sehen, ob wir Unterstützung bekommen können.“
Philip Gregan
Parallel bekundet Philip Gregan, CEO der neuseeländischen Winzer, sein Mitgefühl in den sozialen Medien und hat seine Unterstützung angeboten.