Weinfälscherprozess: Koch gewinnt gegen Greenberg
06.10.2015 - arthur.wirtzfeld
USA (New York) - Ein Bundesrichter hat die Klage des Milliardärs Bill Koch wegen Schadensersatz in Höhe von zwölf Millionen US-Dollar merklich reduziert. Der Prozess, den Koch gegen Eric Greenberg seit 2007 mit großem Aufwand betrieb, neigt sich damit langsam dem Ende zu. Streitobjekt sind 24 Flaschen Wein, die Koch für 334.000 US-Dolllar im Jahr 2005 erstanden hatte und deren Etikettierung sich als gefälscht herausstellte. Greenberg hatte die Weine über das New Yorker Auktionshause Zachys anbieten lassen und die Anklage lautete auf 'wissentliches Fälschen von Luxusweinen'.
Im April 2013 befand eine Jury Greemberg als schuldig und sprach Koch einen Schadensanspruch von 12,4 Millionen US-Dollar zu, die dann später von einem Berufungsrichter auf 1,15 Millionen US Dollar reduziert wurden. Nun hat Richter J. Paul Oetken den Anspruch auf rund 711.000 US-Dollar korrigiert mit der Begründung, dass die ursprüngliche Forderung von Koch exorbitant gewesen sei und der vom zweiten Gericht festgesetzte Schadensanspruch nicht zutreffend sei. Damit ist Greenberg gut bedient, denn wenn jemand artlistig täuscht, kennt das US-Schadenersatzrecht so genannte 'Punitive Damages', also Schadensersatz mit strafendem Charakter. Da kann dann das 20- bis 50-fache des tatsächlichen Schadens als Schadensersatz verhängt werden. Dem deutschen Autobauer Volkswagen wird dieses Prozedere womöglich bevorstehen, da die amerikanische Staatsanwaltschaft wegen der jüngst erwiesenen und zugegebenen Spezialsoftware zur Fälschung von Motordaten im Testbetrieb zur Erlangung der Zulassung ihrer Dieselfahrzeuge auf dem US-Markt dies als 'Punitive Damages' behandelt.
Richter Oetken befand, dass Greenberg zwar schamlos betrogen habe, dies würde aber der ehemaligen Forderung von Koch nicht entsprechen. "Es handelt sich hier um Luxusgüter und um einen anspruchsvollen, wohlhabenden Bürger, der zwar einen wirtschaftlichen Schaden erlitten hat, aber nicht in die Gruppe der schutzbedürftigen Verbraucher einzuordnen ist", sagt Richter Oetken. Dagegen wurde Greenbergs Behauptung, dass Koch keinerlei Beweise habe, von Richter Oetken zurückgewiesen.
Die Weine, um die sich alles drehte, sind allesamt edle Tropfen aus Bordeaux. Darunter Château Lafite Rothschild Jahrgang 1811, Château Latour Jahrgang 1864 und 1865 sowie eine Magnum von Petrus Jahrgang 1921. Moez Kaba, Anwalt von Koch, sagte nach dem Urteil: "Es war ein langer Kampf. Wir wollten von Anfang an auch das Procedere des Betrugs bei Auktionen aufzeigen. Unserem Mandanten ging es nicht ums Geld, sondern ums Prinzip. Wir haben überwältigend gewonnen."
In der letzten Dekade führte Koch einen weiteren Prozess gegen den vermutlichen Weinfälscher Hardy Rodenstock. Und der wohl weltweit spektakulärste Prozess gegen einen Weinfälscher gewann Koch im Jahr 2014 gegen Rudi Kurniawan sowie unmittelbar gegen das Auktionshaus Acker, Merrall & Condit, über das Koch gefälschte Weine von Kurniawan ersteigert hatte. Kurniawan sitzt seitdem im Gefängnis - er wurde zu zehn Jahren verurteilt.
Bill Koch (75), Bruder der konservativen politischen Aktivisten Charles und David Koch, stammt aus dem Businessimperium der Koch Industries, basierend auf Ölraffination. Im Streit mit seinen Brüdern verließ er das Familienunternehmen und gründete die Oxbow Energy Group (Energietechnik). Seine sportliche Leidenschaft war in den 1980er Jahren das Segeln - 1992 gewann seine Yacht America den America´s Cup. Kochs weitere Leidenschaften in zunehmenden Alter wurden die Kunst und feine Weine. Forbes schätzt Kochs Vermögen aktuell auf rund vier Milliarden US-Dollar.