Russland erwägt Staatsmonopol in der Weinproduktion

30.08.2014 - arthur.wirtzfeld

RUSSLAND (Moskau) – Das russische Parlament – genannt Duma – erwägt Vorschläge hinsichtlich eines Staatsmonopols für die Produktion von Wein. Laut Oleg Nilov, Mitglied des Parlaments und treibende Kraft der Initiative, soll die Produktion von Wein staatlichen Unternehmen vorbehalten bleiben. Alternativ soll sich der Staat mehrheitlich an Wein produzierenden Unternehmen beteiligen und die Kontrolle übernehmen.

 

Oleg Nilov vertritt die Ansicht, dass die Einführung eines staatlichen Monopols die Weinqualität und –Quantität wesentlich erhöhen, Staatseinnahmen steigern und somit die heimische Wirtschaft stärken würde. Dem pflichtet auch die Partei „Gerechtes Russland“ bei, die der Duma den Gesetzentwurf vorgelegt hat. Deren Sprecher meint: „Die Einführung eines staatlichen Monopols zur Weinproduktion würde Russland helfen von der internationalen Weinindustrie unabhängig zu bleiben. Auch bei Einfuhrbeschränkungen wären wir in der Lage, unseren Inlandsmarkt besser zu bedienen.“

Diese Überlegungen und Bestrebungen fundieren auf der aktuellen Krim-Krise, einhergehend mit den Sanktionen der Europäischen Union und den USA. Oleg Nilov meint: „Wir wollen im Falle von Beschränkungen wie beispielsweise das aktuelle Verbot von Weinimporten nach Russland unabhängig von der internationalen Weinindustrie sein.“ Nach Ansicht von Nilov wäre ein Weinmonopol außerdem der richtige Impuls für die Winzer der Krim und rund um die südrussische Stadt Krasnodar, die aktuell unter den Sanktionen des Westens leiden, weil auch zur Produktion benötigtes Zubehör nicht mehr importiert werden darf. „Die russischen Erzeuger könnten mittels eines Monopols ihre Produktionsmengen steigern und damit auch die Regale des Einzelhandels füllen“, meint Oeg Nilov.

Allerdings wird die Monopol-Kampagne seitens führenden russischen Analysten kritisiert. „Die Einführung eines staatlichen Monopols würde die russische Weinindustrie unrentabel machen“, kommentiert Vadim Drobiz, Direktor des Zentrums für Forschung der föderalen und regionalen Alkoholmärkte (CRFRAM), die Überlegungen der Duma. „Die Weinindustrie ist noch stark von der Mehrwert- wie auch von Verbrauchssteuern abhängig.  Ein Weinmonopol wie auch ein geschlossener Produktions- und Absatzmarkt bringt das Steuersystem zum Wanken - außerdem würde damit der Nährboden für Korruption gelegt.“

Nach Einschätzung der CRFRAM würde ein Weinmonopol auch Geschäfte mit geschmuggelten Weinen begünstigen und gleichzeitig einen deutlichen Rückgang der Weinqualität russischer Weine begründen. „Was Übermengen anrichten können haben wir in den letzten Jahren bei der australischen und neuseeländischen Weinindustrie bestens beobachten und bewerten können“, sagt Vadim Drobiz. Ob die berechtigte Kritik der Analysten die Duma erreicht, wird sich zeigen. Der neue Gesetzentwurf soll Angang September im russischen Parlament diskutiert werden.