Weingegner Nr. 1 ist Chinas allmächtiges Hygieneamt

14.06.2013 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Hongkong) – Europas Weinimporteure sind ob der jüngsten Drohgebärden Chinas eher unbeeindruckt. Die reale Bedrohung sagen sie, sind die chinesischen Ämter, allen voran die Abteilung Hygiene. Diese verfügt über das Recht pro Karton zwei Flaschen zu entnehmen, um den Inhalt auf unbedenklichen Verzehr zu untersuchen.

 

Besonders im Bereich der High-End-Weine ist diese „Steuer“ des Hygieneamtes eher empfindlicher als die bestehende Tax von 48 Prozent auf Weinimporte noch weiter zu erhöhen. Schon längst halten sich die Exporteure aus Bordeaux fern von Inlandshäfen und -Zöllen. Sie konzentrieren ihre Sendungen allein auf Hongkong. Hier können Weine zollfrei zwischengelagert und nach Bedarf dann ins Inland verbracht werden. Längst haben hier die Chinesen eine Umgehung der hohen Zölle installiert, die auch der Regierung bekannt ist, aber nicht wirklich verfolgt wird.

„Die Drohungen der chinesischen Regierung hinsichtlich einer weiteren Steuererhöhung machen uns natürlich Sorgen“, erläutert Jo Purcell, Direktor des Exporteurs Farr Vinters mit Sitz in Hongkong. „Aber es ist ein Muskelspiel, auch und nicht zuletzt wegen der ausländischen Konkurrenz gegenüber der aufstrebenden chinesischen Weinindustrie. Aber das eigentliche Problem für uns ist nicht das Volumen sondern eher die zwei Flaschen pro Karton, die an das Hygieneamt abgetreten werden müssen. Dies tut dann besonders weh, wenn es sich um Weine von Lafite, Petrus und Co. handelt.“

„Der Grund warum wir vermeiden direkt ins Inland Chinas zu exportieren ist nun mal das Hygieneamt. Stattdessen exportieren wir seit längerem ausschließlich nach Hongkong. Von dort aus übernehmen unsere chinesischen Kunden die Logistik“, erklärt Gary Boom, Direktor des Londoner Fine Wine Bordeaux Index. „Ich persönlich halte die aktuelle Drohung für ein Säbelrasseln und glaube nicht an eine weitere Erhöhung der Steuer. In China sind zu viele am Weingeschäft beteiligt und zu viele haben ein Interesse daran, dass es zu mindestens so bleibt wie es ist.“