Versteigerung von Wein aus Elysée-Palast bringt 718.800 Euro ein
03.06.2013 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Paris) - Der französische Präsident François Hollande kann sich die Hände reiben - die erste Versteigerung auserlesener Tropfen aus dem gut bestückten Weinkeller des Pariser Elysée-Palastes übertraf schon am ersten Tag alle Erwartungen. Der Auftakt des Verkaufs im traditionsreichen Pariser Auktionshaus Drouot brachte am Donnerstagabend fast 300.000 Euro ein - mehr als für die zweitägige Versteigerung insgesamt erwartet worden war.
Das Ergebnis sei "phantastisch", begeisterte sich Auktionatorin Ghislaine Kapandji im prächtigen Drouot-Versteigerungsaal, wo sich zu Beginn der Auktion über 250 potenzielle Käufer und Schaulustige drängten. Die Kaufpreise lägen weit über dem, was auf dem Markt üblich sei. Manche der Schätzpreise - die zunächst zwischen 20 und 2500 Euro lagen - seien auf das Drei- oder gar Vierfache hochgeschnellt. "Das hat mit der Herkunft aus dem Elysée-Palast zu tun." An der Versteigerung nahmen auch mehrere hundert Interessenten aus aller Welt per Internet oder Telefon teil.
Den Spitzenpreis von 5800 Euro brachte am Donnerstag ein Pétrus aus Pomerol ein - der chinesische Importeur Fan Dongxing aus Schanghai wird die Flasche mit dem Etikett "Palais de l'Elysée" zusammen mit diversen anderen Weinen und einigen Flaschen Cognac mit nach Hause nehmen. Dass die Flaschen aus dem Keller des französischen Präsidenten stammen, sei für ihn eine "große Ehre", versicherte der Händler. Ein junger Engländer hat für den Geburtstag seines Vaters eine Flasche Saint-Emilion erstanden - für immerhin 1100 Euro.
Angeboten wurden 1200 Flaschen Wein aus ganz Frankreich. Die Regionen Bordeaux und Bourgogne (Burgund) waren besonders gut vertreten, aber auch Weine aus dem Elsass, dem Loire-Gebiet und dem Rhône-Tal kamen unter den Hammer. Die Käufer kämen von überall, erläutert Kapandji: aus Europa, den USA, Asien, Russland. "Die besten Flaschen gehen ins Ausland", betont der Experte Ambroise de Montigny.
Gerade dies ist manchen französischen Weinliebhabern aber ein Dorn im Auge. Michel-Jack Chasseuil, Besitzer eines renommierten Weinguts in der westfranzösischen Region Deux-Sèvres, machte seinem Unmut in einem Brief an Staatschef Hollande Luft. Mit dieser Versteigerung würden Weine, die ein "wahrhaftes Kulturerbe" Frankreichs seien, an "Milliardäre in aller Welt" verkauft, schrieb er. Dabei sei der Erlös gemessen am Haushalt Frankreichs "lächerlich".
Die Chef-Mundschenkin im Elysée-Palast, Virginie Routis, weist solche Kritik zurück. In Zeiten der Krise sei es nicht mehr möglich, "Weine für 2000 oder 3000 Euro" auf den Tisch zu stellen. Zumal solche Tropfen nur bei Staats-Galas serviert würden, an denen oft 300 Leute teilnähmen. Mit einem Teil des Geldes aus der Versteigerung will der Elysée-Palast nun preiswertere Tropfen einkaufen. Damit hätten auch "kleinere Winzer" eine Chance, betont Routis. Der Rest des Erlöses soll in die klammen Kassen des französischen Staates fließen.
Der Weinkeller wurde 1947 auf Anregung des damaligen Präsidenten Vincent Auriol eingerichtet. Seither wurden die Bestände kontinuierlich aufgestockt - vor der Versteigerung lagerten in den Gewölben des 1720 erbauten Elysée-Palastes rund 12.000 Flaschen. Jährlich gibt das französische Präsidentenamt nach Angaben Routis' rund 150.000 Euro für Weine und Spirituosen aus.