Loire 2013 - schwierige und komplizierte Weinernte
18.11.2013 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Tours) - Viele der Produzenten längs der Loire sind hoffnungsvoll, trotz eines schwierigen und komplizierten Weinjahres mit ebenso mühsamer Ernte 2013. Und vereinzelte Produzenten erwarten sogar attraktive Weine. Dies scheint vermessen in Anbetracht eines kalten und nassen Frühjahrs einhergehend mit einem behinderten Austrieb und verzögerter Blühte. Dann kam ein Sommer mit viel zu wenig warmen Tagen, gefolgt von einem feuchten September, der vielerorts noch Fäulnis in die Trauben brachte. Als wenn das noch nicht ausgereicht hätte wurden weite Teile der Rebanlagen an der Loire am 17. Juni durch Hagel zerstört.
"Gegenüber einer normalen Ernte müssen wir dieses Jahr mindestens 40 Prozent abschreiben", sagt Marie Thomas vom Syndikat der Vignerons de Vouvray. "Das überwiegende Erntematerial wird für Schaumwein verwendet werden, nur wenig für Sec, noch weniger für Demi-Sec und Moelleux wird es aus 2013 überhaupt nicht geben."
Sehr spät gegen Ende September begann dieses Jahr die Ernte rund um Pays Nantais und Touraine mit den frühen Sorten, die in Sancerre und Pouilly erst Anfang Oktober geerntet wurden. Die Ernte für den Chinin Blanc und Cabernet Franc startete sogar erst ab dem 10. Oktober. Der Alkoholgehalt der Trauben fiel niedriger aus als im Normalfall und wird letztlich in den Weinen mit 10,5 bis 11 Prozent gemessen werden. Dagegen sind die Säurewerte recht hoch, die möglicherweise durch partiellen biologischen Säureabbau reduziert werden. Viele der Produzenten haben seit der Jahrtausendwende erstmals wieder chaptalisiert*.
"Trotz der Häufigkeit von Fäulnis, schmeckte der Traubensaft sauber und so sind ein Teil der Winzer zuversichtlich, dass sich noch ansehnliche, ja sogar attraktive Weine vinifizieren lassen", berichtet Marie Thomas. Dennoch herrscht nach zwei Jahren mit wenig Erntevolumen Verzweiflung an der Loire. Dringend werden ausreichende Mengen zur Auffüllung der Vorräte benötigt. "Es ist beinahe dramatisch - das letzte gute Weinjahr an der Loire hatten wir 1964 - es ist unglaublich", sagt Jacky Blot, der die Domains Domaine de la Taille au Loups und Domaine de la Butte betreut. "Rechnet man den Traubensaft aus 2012 und 2013 zusammen kommen wir nicht einmal auf 250.000 Flaschen."
*Das Chaptalisieren, benannt nach dem französischen Chemiker Jean-Antoine Chaptal (1756–1832), ist eine kellertechnische Maßnahme zur Erhöhung des endgültigen Alkoholgehalts beim fertigen Wein durch Zugabe von Zucker zum Traubensaft oder Most vor oder während der Gärung.