Weltweite Weinproduktion auf niedrigstem Stand seit Jahrzehnten

06.11.2012 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Als Folge der geringen Ernte in 2012 sei die Weinproduktion auf dem niedrigsten Stand seit 37 Jahren, meldet die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV). Die aktuellen Schätzungen belaufen sich auf 248,2 Millionen Hektoliter – im Jahr 2011 waren es noch 264,2 Millionen Hektoliter. Dies entspräche einer Fehlmenge von rund 1,3 Milliarden Flaschen, sagte Federico Castellucci, Generaldirektor der OIV, auf einer Pressekonferenz letzte Woche in Paris.

 

„Wir sind auf dem niedrigsten Stand seit 1975 angelangt“, berichtet Federico Castellucci. „In beiden Hemisphären ist dies den schlechten Bedingungen vor und während der Ernte geschuldet, insbesondere in den großen produzierenden Weinländern wie Frankreich, Italien und Argentinien. Was uns bleibt ist der Rückgriff auf Reserven. Aber auch die gehen zur Neige. Eine Folge davon ist, dass weltweit die Händler bei den kleineren Wein produzierenden Ländern nach Bulk-Weinen nachfragen.“

Für die Verbraucher bringt die Verknappung einen unliebsamen Effekt. Die Preise steigen zunehmend. Bereits im August meldete Spanien eine erhebliche Preissteigerung für Bulk-Weine an. Ein Liter Weißwein kostet aktuell 0,48 Euro - in 2011 lag der Preis noch bei 0,28 Euro. In Italien sind die Preise für einen Liter Bulk-Wein Pinot Grigio aus dem Jahrgang 2012 allein im Erntemonat von 1,20 Euro auf 1,45 Euro gestiegen. Auch Neuseeland meldet deutliche Preissteigerungen für Bulk-Weine.

Bertrand Girard, CEO der im Languedoc ansässigen Gruppe Val d`Orbieu, Frankreichs größter Genossenschaft mit 2.500 Erzeugern, bezeichnete die aktuelle Situation als „historisch“, nicht zuletzt weil die Lagerbestände in Europa beinahe erschöpft sind. „Spanien hat überhaupt keinen Lagerbestand mehr, Italien ebenfalls. Und die anderen Weinnationen haben auch keinen Bestand mehr, um die Lücke zu füllen. Uns fehlen praktisch die Einstiegsweine“, resümiert Bertrand Girard.

Weltweit wurden im Jahrgang 2012 niedrigere Ernten als im Normfall eingefahren. Insbesondere auch in Neuseeland, wo man dieses Jahr nur ein Fünftel der Ernte aus 2011 einbringen konnte während der globale Verkauf gestiegen ist. Weltweit ist gleichzeitig die Anbaufläche von 7,85 Millionen Hektar in 2000 auf 7,59 Millionen Hektar in 2012 geschrumpft. Und die globale Weinproduktion fiel von 280 Millionen Hektoliter im Jahr 2000 auf 265 Millionen Hektoliter in 2011 zurück. In gleicher Zeit stieg der Verbrauch von 225,7 Millionen Hektoliter auf 244,3 Millionen Hektoliter.

Nach einem aktuellen Bericht der niederländischen Rabobank bedeutete die niedrige Weinmenge in 2012 mit gleichzeitigem Preisanstieg, zusammen mit dem steigenden Konsum in den USA, China, Brasilien und anderen Schwellenländern, dass die Weinindustrie weltweit gesehen nahezu „ausgeglichen“ sei.