Portugal-Special Teil 3: Quinta de Soalheiro und die Avantgarde
31.08.2011 - arthur.wirtzfeld
PORTUGAL (Melgaço) - Melgaço ist nördlichste Stadt und gleichzeitig die nördlichste Vinho Verde Subregion Portugals. Die Rebanlagen schmiegen sich hier an eine Berglandschaft entlang des Flusses Minho, wo Niederschlag, Temperaturen und Sonnenstunden derart günstig verteilt auftreten, dass beste Bedingungen zum Gedeihen der Alvarinho* Trauben geschaffen sind. Das hier herrschende Mikroklima reizte João Antonio Cerdeira, unterstützt von seinem Vater, hier die ersten Alvarinho Reben im Jahr 1974 anzupflanzen. Dann acht Jahre später kam der erste Alvarinho Melgaço Soalheiro auf den Markt.
Heute zählt die Quinta de Soalheiro mit ihren rund 14 Hektar Anbauflächen zu den Top Alvarinho Erzeugern und Antonio Cerdeiras Sohn Luís schickt sich an, die Tradition mit Leidenschaft fortzuführen. Allerdings traute er sich nicht allein an sein „Primeiras Vinhas“ Projekt heran und war deshalb Mitte der letzten Dekade auf der Suche nach einem kompetenten Berater, denn Luís schwebte entgegen der traditionellen Weinbereitung ein avantgardistischer Weintyp vor und wer außer Dirk van der Nieport kam da in Frage. „Das Telefonat mit Dirk dauerte nur wenige Minuten und da war unsere Kooperation schon geboren“, erinnert sich Luís Cerdeiras.
Nachdem Nieport sicher war, dass Luís mit ihm gemeinsam einen trockenen Alvarinho á la Nieport vinifizieren wollte, traf man sich kurz vor der Ernte 2006 und besprach das gemeinsame Projekt. Herausgekommen sind dann mit dem Jahrgang 2008 ein erstaunlich schlanker Alvarinho Reserve, gekeltert aus den ältesten Reben der Quinta de Soalheiro und mit perfekt eingebundenem Holz mittels Nutzung alter und neuer französischer Barrique sowie ein klassischer Alvarinho im trockenen Stil, genannt Dócil, ausgebaut im Edelstahltank, der sich fruchtig, kraftvoll zeigt und trotzdem über feine Mineralik und Komplexität verfügt.
„Der Dócil ist ein Wein nach deutschen Stil, da kennt sich Dirk aus“, beschreibt Luís diesen Alvarinho aus der zarten Loureiro Traube. Beide Weine, der Reserve und der Dócil fanden in der Wein- und Gastroszene sofort Liebhaber und gehören mittlerweile zu den besten Alvarinhos aus Melgaço. Und warum aufhören, denken sich Luís Cerdeira und Dirk van der Nieport, denn ihre avantgardistischen Spielarten zeigen deutlich, welches Potential die Region Minho bietet. Dabei sorgt Nieports Beteiligung an den Projekten der Quinta de Soalheiro für ein internationales Profil dieser Weine.
„Die Zusammenarbeit mit Dirk lässt mich unser Terroir viel besser verstehen - wir müssen uns mit unseren Vinho Verde nicht mehr hinter dem Portwein verstecken und letztlich kommt die Philosophie, auf verschiedene Arten Weine zu keltern, meinem Stil Weine zu produzieren sehr entgegen“, resümiert Luís Cerdeira die erfolgreiche Kooperation.
*Alvarinho (galicisch Albariño) ist eine grünhäutige, klassische Vinho Verde Weißweinrebsorte, die sich in Nord-Portugal und im benachbarten Spanien (Galicien) heimisch fühlt und die mit rund 90 Prozent den größten Anteil in dieser Anbauzone hält. Ihre Häute sind dick, was die Trauben wiederum gegen die hier oft starken Regenfälle trotzen lässt. Die Sorte ist aromatisch und reich an Säure. Die Alvarinho Weine sind leicht und manchmal auch leicht perlend oder je nach Ausbau auch reich an Textur und Fülle. Einen klassischen Alvarinho sollte man bis 3 Jahre nach der Füllung genossen haben. Er passt mit seinen weißen Pfirsich-, Aprikosen-, Zitrus- und Jasmin-Aromen bestens zu landestypischen Meeresfrüchten und Fischgerichten.
Bisher erschienen:
- Portugal-Special Teil 1: Vinho Verde auf dem Weg in die Weinwelt
- Portugal-Special Teil 2: Bruno Prats und die Symington Familie
- Portugal-Special Teil 3: Quinta de Soalheiro und die Avantgarde
- Portugal-Special Teil 4: Rhône-Estremadura Connection - Santos & Chapoutier
- Portugal-Special Teil 5: Die Alentejo-Connection: Mayson & Reguinga