Portugal-Special Teil 1 - Vinho Verde auf dem Weg in die Weinwelt
27.08.2011 - arthur.wirtzfeld
PORTUGAL (PORTO) - Wer hätte noch vor fünf Jahren geglaubt, dass der Vinho Verde Portugals sexiester Wein werden würde? Niemand. Aber es ist so. Der Vinho Verde (wörtlich „grüner Wein", gemeint ist aber der junge Wein), stammt von roten und weißen Trauben, die in den Distrikten Viana do Castelo, Brage und Porto zwischen den Flüssen Douro und Minho angebaut werden. Dass dieser Weintyp so erfolgreich ist, begründet sich einfach auf dem Zusammenwirken innovativer Weinmacher, einer überlegten Weinbereitung, dem intelligenten Ausschöpfen des vielfältigen Terroirs im Douro-Tal und den dazu passenden Rebsorten.
So ist der Vinho Verde, basierend auf der in Portugal vorkommenden und vermutlich größten Varietät an authochtonen Rebsorten in Europa, auch verantwortlich für den Exportanstieg portugiesischer Weine auf den internationalen Märkten, beginnend im ersten Halbjahr 2010 mit beachtlichen 20 Prozent. Die Exporte nach Großbritannien, wo Weine aus Portugal schon länger beliebt sind und wo die neuen spritzigen und frischen Weine in den letzten Jahren sehr gut ankommen, steigerten sich um fast 30 Prozent.
Winzer wie Dirk Nieport (Region Douro) und Alvaro Castro (Region Dao) sind landesweit Vorreiter für ein fast abenteuerliches Weinverständnis und gleichzeitig stehen beide an der Spitze der Weinrevolution in Portugal. Nieport, der sich selbst als Autodidakt bezeichnet und wie auch Castro, haben sich das Weinbereiten selbst beigebracht. Beide verweigern sich der Orthodoxie bezüglich traditioneller Lehrmeinung des Weinmachens und konzentrieren sich stattdessen rein auf das Terroir. Zudem widmen sie sich auch autochthonen Rebsorten und trimmen diese auf einen modernen Geschmack.
Nieport und Castro sind als „Douro-Dao Paar“ in ihren jeweiligen Regionen zu Erzeugern geworden, die schon seit geraumer Zeit als Vorbilder gelten und denen man es nun nachtun will. So lässt sich die junge portugiesische Winzergeneration von dem Paar weit mehr beeinflussen, als von ihren ausländischen Praktika und dortigen Lehrherren. Das hat zur Folge, dass eine ganze Weinnation, trotz Respekt vor der eigenen Tradition, sich nach und nach von den rustikalen Weinen verabschieden wird.
Dieser Trend bleibt der Weinszene natürlich nicht verborgen. So haben der britische Weinautor und Portwein-Spezialist Richard Mayson wie auch die französischen Winzer Bruno Prats und Michel Chapoutier in Portugal investiert. Auch Master Sommelier und Weindirektor bei der britischen Kette Hotel du Vin, Ronan Sayburn, sind die reinen, hellen und frischen Aromen des Vinho Verde positiv aufgefallen. Sayburn ist sich sicher, dass sich die neuen Weine Portugals mit ihren vielfältigen Aromen gut auf den Weinkarten der Restaurants machen werden.
Heute ist das Weinland Portugal von Norden nach Süden ein Schmelztiegel von Tradition und Innovation. Durch die Investitionen und Zusammenschlüsse einiger namhafter Weinkenner und Winzer mit den führenden Herstellern vor Ort sind pulsierende und erfolgreiche Kooperationen entstanden. Anhand von vier Beispielen möchten wir Ihnen in einem Special das neue Weinland Portugal vorstellen - demnächst hier bei YOOPRESS.
Bisher erschienen:
- Portugal-Special Teil 1: Vinho Verde auf dem Weg in die Weinwelt
- Portugal-Special Teil 2: Bruno Prats und die Symington Familie
- Portugal-Special Teil 3: Quinta de Soalheiro und die Avantgarde
- Portugal-Special Teil 4: Rhône-Estremadura Connection - Santos & Chapoutier
- Portugal-Special Teil 5: Die Alentejo-Connection: Mayson & Reguinga