Weinkrise in Australien - Exporte im freien Fall
15.02.2010 - arthur.wirtzfeld
AUSTRALIEN (Sydney) - Reist man jetzt zu den Weinbauzonen nach „Down Under“ findet man querdurch die australischen Anbaugebiete Weinberge mit vertrockneten Trauben, Rebstöcke mit verwelkten Blättern. Experten sprechen davon, dass Australien bis zu 20 Prozent seiner Rebflächen verlieren wird. Überproduktion, falsche Produktions- und Vermarktungsstrategien, zu viele Erzeuger und der erstarkte australische Dollar seien die Auslöser für das jetzige Dilemma.
„Es ist die schlimmste Weinkrise seit Jahrzehnten“, stellen die Verantwortlichen der australischen Weinverbände resignierend fest. „Unsere Weinbranche ist gerade dabei, die führende Stellung in Australiens Industrie zu verlieren“, erklärte Stephen Strachan, CEO der Winemakers Federation of Australia. „Wir können nicht nur die allgemeine Weltwirtschaftskrise dafür verantwortlich machen - das Problem haben wir uns selbst zuzuschreiben.“
In der Tat: Viele Erzeuger kommen mit der Krise nicht zurecht. Sie haben ihre Produktion auf „Pump“ aufgebaut, Produktionsmengen immer weiter erhöht und darauf vertraut, ihre Weine wie gewohnt im Export abzusetzen. „Unser erstarkter australische Dollar und der Wechselkurs sind nur ein Thema - wir haben einfach zu viele Winzer, die zu viel produzieren“, bestätigt Stephen Strachan und fügt an: „Wir hatten im letzten Jahrzehnt mehrere Dürren in unseren Anbauzonen und wir dachten, dass diese klimatischen Bedingungen auch die Mengen wie auch die Betriebe auf natürliche Weise reduzieren würden, doch es wurden immer mehr Erzeuger und die produzierten Mengen stiegen ins unermessliche.“
Australiens Exportvolumen, das in 2008 noch 2,8 Milliarden Dollar (2,5 Milliarden US-Dollar) aufwies, befindet sich im freien Fall. Die domminierenden Märkte für australische Weine, wie die USA (ca. -5 Prozent), Großbritannien (ca. -10 Prozent) und die EU (ca. -13 Prozent), verschärfen natürlich die aktuelle Weinkrise in „Down Under“. Dazu kommt, dass selbst in Australien in 2008 und auch in 2009 der Absatz heimischer Weine merklich nachgelassen hat.
„Wenn wir unsere Produktion nicht stoppen, wird es Jahre dauern, bis wir uns davon erholen“, sagt Stephen Strachan. „In den Gesprächen mit den Erzeugern empfehlen wir die Mengen strikt zu kontrollieren und möglichst hohe Qualitäten zu produzieren bzw. sagen denen, die in der aktuellen Krise nicht überlebensfähig sind, dann nicht erwarten können, dass sich die Dinge schnell ändern.“