Deutsche Weinernte 2010 - klein aber fein

29.10.2010 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Mainz) - Die deutschen Weinerzeuger werden in diesem Herbst voraussichtlich die kleinste Ernte seit 25 Jahren einbringen. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) bekannt gab, wird sich die Erntemenge 2010 nach den neuesten Schätzungen nur auf etwa sieben Millionen Hektoliter belaufen. Dies entspricht einem Viertel weniger als der Vorjahresertrag. Auch europaweit ist keine überdurchschnittliche Weinmosternte zu erwarten. Den Prognosen nach liegt sie mit 165,5 Millionen Hektolitern sechs Prozent unter dem fünfjährigen Mittel.

 

Qualitativ wird der Jahrgang 2010 hierzulande als gut eingestuft. Etwa ein Viertel der Gesamternte bewegt sich in diesem Jahr auf Prädikatsweinniveau.

„Der Grund für die außergewöhnlich niedrigen Erträge liegt in erster Linie in dem geringen Fruchtansatz, der durch sehr kühle Temperaturen während der Rebblüte hervorgerufen wurde“, erläuterte der Präsident des Deutschen Weinbauverbandes, Norbert Weber. Zudem hätten sich qualitätsfördernde Maßnahmen wie die stark selektive Lese zusätzlich ertragsmindernd ausgewirkt. Sie wurde aufgrund der extremen Witterungsverhältnisse im August nötig, um möglichst gesunde Trauben einzubringen. In einigen Regionen haben Hagelunwetter zu weiteren Ertragsausfällen geführt. „Dies war kein einfaches Jahr für unsere Winzer. Es hat ihnen starke Nerven und viel Geduld abverlangt“, so der Weinbaupräsident. Die Geduld der Erzeuger wurde mit einem goldenen Oktober belohnt, wodurch die später reifenden Rebsorten wie der Riesling, Silvaner oder die Burgundersorten noch ausgiebig Sonne tanken konnten.

Die 2010er Weine fallen insgesamt gesehen schlanker aus als der Vorgängerjahrgang. „Unsere diesjährigen Weißweine zeichnet die typisch frische Frucht und belebende Spritzigkeit aus, für die sie hierzulande und auch international geschätzt werden. Durch die gute Wasser- und Nährstoffversorgung präsentieren sie sich zudem sehr extraktreich. Auch die Rotweine werden die Weinfreunde nicht enttäuschen. Sie können sich zudem auf erstklassige edelsüße Spezialitäten des neuen Jahrgangs freuen. Es wurden Trockenbeerenauslesen mit Rekordmostgewichten von über 250 Grad Oechsle gelesen“, betonte Weber. Er geht allerdings angesichts der angespannten Ertragssituation davon aus, dass in diesem Jahr nicht viele Erzeuger noch das Risiko eingehen werden, Trauben für die Eisweinbereitung in den Weinbergen zu belassen.

Aufgrund der relativ großen Verknappung des Angebots rechnet die Branche mit leicht steigenden Weinpreisen für den aktuellen Jahrgang. „Wir erwarten allerdings keine großen Preissprünge“, erklärte DWI-Chefin Reule. „Diese sind angesichts des großen Wettbewerbs auf unserem international hart umkämpften Weinmarkt und der Preissensibilität der Verbraucher nicht realisierbar. Die Marktsituation wird zudem durch relativ gute Ernteergebnisse in unseren großen Importländern wie Frankreich und Spanien verschärft, so dass es im kommenden Jahr eine Herausforderung sein wird, die Marktanteile weitestgehend zu halten. Die teilweise angekündigten Preisanpassungen werden in den meisten Fällen die entstandenen Ertragsausfälle auch nicht kompensieren können“, so Reule.