Adyar: Maronitische Mönche auf dem Weg ins internationale Weingeschäft

26.02.2010 - arthur.wirtzfeld

LIBANON (Kfifan) - Mit dem Glauben auf ihrer Seite und mit gesegneten Ernten begeben sich maronitische Mönche im Libanon auf den Weg in die Weinwirtschaft. Als Basis führen Sie die Weinbautradition ihres Landes mit traditionell naturnaher Herstellung fort und produzieren die ersten zertifizierten Bio-Weine des Libanon. Mit einem ornamentalten Kreuz auf den Flaschen und einem Label mit dem Schriftzug „Adyar“ (arabisches Wort für Kloster) wollen Sie einen markanten Ausdruck setzen, um vom Konsumenten beachtet zu werden.

 

„Wein wird schon in der Bibel erwähnt und Jesus gab ihm symbolische Bedeutung, indem er Wasser zu Wein verwandelte“, erklärt Bruder Ghantous Hanna (39 Jahre), der als eine Art Gutsverwalter das Weingut Mar Moussa, eines von acht Kloster-Gütern im Rahmen des Projektes „Adyar“ überwacht. „Also, was wir tun ist nicht ungewöhnlich - wir führen eben eine Tradition in die Moderne“, sagt der schwarz gekleidete Mönch mit dunklem Vollbart. „Natürlich werden meine Brüder bei der Weinherstellung durch göttliche Intervention unterstützt, aber unser Ziel ist ein kommerzielles“, sagt Ghantous und fügt erklärend hinzu: „Adyar ist ein spirituelles Wein-Konzept, durch das wir hier auf dem Land Arbeitsplätze schaffen und die lokale Gemeinschaft stärken.“

Das im 18. Jahrhundert erbaute Kloster Mar Moussa, erbaut auf den Resten eines alten Heiligtums, thront auf einem Hübel in der Metn-Region östlich von Beirut, umgeben von Pinien, üppig grünen Feldern und Weinbergen. In den Höhlen unterhalb des Kloster lagern die Mönche ihre Tropfen. Hier philosophiert Ghantous über die Qualitäten der Klosterweine und hofft darauf, dass irgendwann seine Weine auch von Weinliebhabern aus dem Ausland entdeckt werden.

In der weiter nördlichen Region Batroun im Kloster Kfifan, das nachweislich im 7. Jahrhundert erbaut wurde, verantwortet Bruder Joseph Bou Faysal (29 Jahre) die Weinherstellung. „Natürlich ist unsere Arbeit im Weinberg und im Keller mit Spiritualität verbunden - wir schließen auch unser Tagwerk in unsere Gebete ein“, sagt Faysal. „Trotz alledem bieten wir den Menschen etwas Reales, etwas Gutes, wir geben dem Weinliebhaber etwas von uns, von unserer Geschichte und unserem Leben.“

Das Projekt „Adyar“ wird von dem französischen Önologen Frederic Cacchia federführend geleitet. „Die Weine unseres Projektes sind einzigartig und haben eigenen Charakter und nicht vergleichbar mit den über das Land hinaus bekannten Weine aus dem Bekaa-Tal“, erklärt Cacchia. „Die Leute assoziieren libanesischen Wein generell mit der Bekaa-Region, aber wir werden beweisen, dass wir in den Regionen Metn und Batroun leistungsfähig sind und unsere Weine weitaus vielfältiger sind.“

Dem sollte man nicht widersprechen, insbesondere weil die acht Weinbau-Klöster des Adyar-Projektes in verschiedenen Regionen liegen, die sich mikroklimatisch unterscheiden. „Die gleiche Rebsorte bringt ganz unterschiedlichen Ausdruck, je nachdem welches Kloster ihn produziert“, erklärt Cacchia. „Bei Kfifan befinden sich die Rebanlagen auf ca. 400 Metern über Meeresniveau während in Mar Moussa es schon 900 Meter sind.“ Cacchia hält es für selbstverständlich, dass die Mönche jede ihrer Ernte segnen und ebenso selbstbewusst die Weine zwischen 10 und 13 Euro verkaufen.

Mit großen Verkaufszahlen können die Mönche allerdings noch nicht aufwarten. Denn das Projekt „Adyar“ wurde erst im Jahr 2003 gestartet und bisher wurden maximal 45.000 Flachen pro Jahr produziert, die fast ausschließlich in den Klöstern verkauft wurden. „Unsere Weine sind völlig frei von Pestiziden und chemischen Zutaten und unsere Rebstöcke sind kerngesund, die Ernten einwandfrei, weil wir hier sehr gute klimatische Bedingungen haben“, erklärt Cacchia. „Ich hoffe das wir in zwei Jahren unsere Produktion auf 150.000 Flaschen erhöhen können, dann sind wir bereit für den Export.“

 Während das Weinprojekt „Adyar“ einen durchaus religiösen Aspekt hat, könnte auch dies Kunden neugierig machen, aber Cacchia hofft, dass die Qualität der Weine das ausschlagende Argument für einen zukünftigen Erfolg sein wird. „Natürlich ist es spannend einen gesegneten Wein zu genießen, aber das hilft uns nicht dabei 145.000 Flachen zu verkaufen - wir setzten eindeutig auf natürliche Weinbereitung und auf einwandfreie Qualität“, sagt Cacchia.

Und die Konkurrenz auf dem libanesischen Markt ist hart. Heute wetteifern 33 Erzeuger um libanesische Kunden. Nach dem Bürgerkrieg waren es 1990 gerade mal fünf Erzeuger und im Jahr 2004 zählte man 15 produzierende Betriebe. „Die Tatsache, dass die maronitische Mönche sich unternehmungslustig zeigen und dass Sie das Maroniten Kreuz als markantes Zeichen auf den Etiketten führen, wird die Konsumenten im Libanon aber auch im Ausland interessieren“, meint Michael Karam, der ein preisgekröntes Buch über die libanesischen Weine im Jahr 2004 heraus gebracht hat und mit einem Leitfaden in diesem Jahr ergänzt hat. „Der Wein hat sich in den letzten sechs Jahren enorm entwickelt“, resümiert Karam. „Diese Weine haben eine sehr hohe Anhängerschaft in der libanesischen Diaspora, die zu allem was sie aus dem Libanon beziehen können eine nostalgische Beziehung pflegen. Und ich bin mir sicher, dass die libanesischen Weine auch unter den ausländischen Konsumenten Interesse erwecken werden, denn die Weine haben eine einzigartige Aura und Weintrinker wollen einzigartige Geschichten.“