Junge Önologinnen puschen thailändische Weine auf den Weltmarkt
03.08.2009 - arthur.wirtzfeld
THAILAND (Khao Yai) - Beim Spaziergang durch die Rebanlagen des GranMonte Weingutes, eingebettet in das satte Grün des Asoke Tals, erklärt uns Nikki Lohitnavy, von Beruf Oenologin, dass ihrer Meinung nach Frauen von Natur aus besser zum Weinmachen geeignet wären als Männer. "Die Frauen haben eine bessere Geschmackswahrnehmung als die Männer", sagt Lohitnavy schmunzelnd. "Und wir Frauen haben ein besonderes Augenmerk für die kleinen Details, die von Männern oft übersehen werden."
Die nun 22-jährige Nikki Lohitnavy, deren Familie das Weingut GranMonte gehört, hat sich in Australien zur Önologin ausbilden lassen. Jetzt ist sie ins Asoke Tal, ca. 155 Km nördlich von Bangkok, zurück gekehrt. Hier im Nationalpark Khao Yai möchte sie sich nun als junge Önologin beweisen. "Bei uns in Thailand haben es Mädchen und Frauen schwer, gleichberechtigte Arbeitsplätze zu erhalten. Auch die Oenologie ist bei uns überwiegend ein Männerberuf, aber ich werde die Arbeit schaffen, da bin ich mir ganz sicher", meint die selbstbewusste Nikki.
Ihr Familienweingut GranMonte ist technisch sehr gut ausgerüstet. Ein Vergleich zu moderner Kellerwirtschaft mit europäischen Gütern ist durchaus gegeben. Riesige Edelstahltanks, ein Labor, französische Eichenfässer, all dies steht Nikki Lohitnavy zu Verfügung. "Mein Start als Önologin findet allerdings unter erschwerten Bedingungen statt", sagt Niki und erläutert: "Auch wir spüren die weltweite Wirtschaftskrise. Aber das ist nur ein Problem. Unser Inlandsmarkt hier in Thailand ist nicht sensibel für unsere Weine. Zudem gibt es eine Luxussteuer auf Wein, es herrscht ein Verbot für jegliche Alkohol-Werbung und für unsere Landsleute stehen nur die ausländischen Weine hoch im Kurs."
Dem stimmt auch ihr Vater, Visooth Lohitnavy, CEO von GranMonte und Präsident der thailändischen Wein-Associaton zu. "Unsere Landsleute konsumieren eher Whisky oder Bier, als Wein. Und wenn Sie Wein trinken, dann meist die importieren Weine. Sie meinen, dass Weine aus Thailand nicht gut sein können."
In seiner Funktion als Präsident hat Lohitnavy bereits 2004 neue Qualitätsstandards zur Förderung thailändischer Weine durchgesetzt. "Wir haben in Thailand keine Weinkultur, so wie ihr in Europa. Bei uns trinken nur die besser ausgebildeten und sozial höher gestellten Menschen Wein." Und seine Tochter Nikki ergänzt: "Die jüngere Generation hat keine Vorurteile, wenn es um unsere Weine geht, aber die ältere Generation meint, dass nur französischer Wein gut sein kann."
International gibt es jedoch ein ernsthaftes Interesse an "Neuen Breitengrad Weinen", ein Begriff, geprägt von Marketingstrategen, um Weine aus Thailand, Indien, Brasilien zu mehr Bekanntheit zu verhelfen. "In der Vergangenheit hatten Weine aus Thailand kaum eine Chance auf dem Weltmarkt", sagt Kim Wachtveilt, Entwicklungsdirektor bei Thailands größtem Weinerzeuger Siam, die heute jährlich 300.000 Flaschen in 19 Länder exportieren. "Die Konsumenten in Europa und Amerika glauben kaum, dass in tropischen Ländern wie Thailand Weine produziert werden können. Aber wenn wir die Weinwelt über die Klima-Zyklen informieren, wie diese sich auf die Pflanzen und die Trauben und damit letztlich auf die Qualität der Weine auswirken, dann haben wir eine Chance im internationalen Weinmarkt."
Thailands Weinberge sind einem ständigen tropischen Wetter ausgesetzt. Es herrscht ein Klima, dass locker zwei Ernten pro Jahr zulassen würde. Aber dann hätten die Reben keine Zeit für eine Erholung, sie wären überfordert. Dazu würde eine kontinuierliche Produktion zu einer niedrigen Weinqualität führen. Um dies zu vermeiden werden die Rebanlagen in einen "Winterschlaf" gezwungen, indem man das Laub und die Triebe einfach wegschneidet.
Außerdem werden die Zeiträume des Abschneidens so gewählt, dass die Weinlese in der trockenen Zeit des Jahres stattfinden kann. "Wenn die Trauben in der nassen Jahreszeit reifen würden, dann hätten wir alle möglichen Probleme mit Pilzkrankheiten", erklärt Denis Gastin, ein Kenner asiatischer Weine. "Die thailändischen Winzer haben den Bogen raus. Sie wissen wie Sie die Reben behandeln müssen, um in dieser Klimazone gute Qualitäten zu erreichen."
Gastin ist überzeugt davon, dass Weine aus Thailand einen Markt haben werden. "Der GranMonte 2006er Syrah hat gerade bei der französischen Syrah du Monde Verkostung eine Auszeichnung erhalten. Dabei haben wir uns weniger über die Medaille gefreut, sondern vielmehr darüber, dass wir mit der Qualität der Weine internationale Erwartungen erfüllen konnten. Auch wurde dadurch die Neugier der Weinwelt auf thailändische Weine erhöht", erklärt Nikki Lohitnavy.
Thailand, Indien und China fördern neben ihrer traditionellen Küche immer mehr auch den eigenen Wein. Die thailändische Siam Winery, 1982 unter Mithilfe des französischen Weinmachers Laurent Metge-Toppin (Ecole Nationale Superieure d´Agronomic de Montpellier) gegründet, beliefert mit ihren Weinen beispielsweise 400 Thai-Restaurants in Großbritannien. "Die Weine aus Australien und Chile brauchten 20 Jahre bis Sie weltweit akzeptiert waren. Den Weg müssen auch wir gehen", sagt Visooth Lohitnavy und seine Tochter Nikki ergänzt: "Ich bin zuversichtlich, dass unsere Weine bei Blindverkostungen mit französischen und australischen Weinen bestehen werden. Ich glaube nicht, das Verkoster herausfinden können, in welchem Glas ein Thai-Wein sich befindet".
Wir können nun gespannt sein, wie sich die thailändischen Weine international behaupten werden. Eines steht schon fest, die Geschicke thailändischer Weine liegen vor allem in den Händen von jungen Önologinnen. Neben Nikki Lohitnavy bei GranMonte Winery zeichnet eine weitere junge Önologin bei der Siam Winery verantwortlich für die Weinbereitung. Ms. Kathrin Puff hat ihre Kenntnisse der Weinbereitung in Neuseeland vertieft und kümmert sich seit 2008 bei der Siam Winery vor allem um die Premium Weine. Auch einer ihrer Weine wurde bei der AWC -Vienna (International Wine Challange) 2008 mit Gold ausgezeichnet.