Eine Legende wird ausgezeichnet
Wachauer Steinfederpreis für Weinakademiker Dr. Josef („Pepi“) Schuller
15.12.2017 - R.KNOLL
ÖSTERREICH (Joching) – Er gilt als eine Art „Chef-Ausbilder der Wein-Nation Österreichs“. So wurde Dr. Josef Schuller, bezeichnet, als ihm die Vereinigung Vinea Wachau den Steinfederpreis verlieh, der seit 1986 an Persönlichkeiten der Weinwelt im In- und Ausland vergeben wird. Voraussetzung: Sie sollen sich besonders um den österreichischen Wein verdient gemacht haben. „Pepi“ nennen seine (zahlreichen) Freunde das stattliche Mannsbild, das sich selbst bei der Ehrung im Weingasthof Jamek in Joching figürlich eher der Wachauer Klassifikationsspitze „Smaragd“ (meist zwischen 13 und manchmal mehr als 14 „Volt“) als der schlanken Steinfeder-Kategorie (weniger als 11 % Vol. Alkohol) zugehörig erklärte.
So heiter ging es den ganzen Abend zu, auch deshalb, weil Caro Maurer, „Master von Wine“ und hauptberuflich Journalistin in Bonn, einiges über den Preisträger zu berichten wusste, was nicht allgemein bekannt war. Nachlesbar ist, dass Schuller 1991 die damals noch in sehr kleinen Kinderschuhen steckende Weinakademie Österreich in Rust als Geschäftsführer übernahm und im Lauf der Jahre mit viel Tatkraft, Ideenreichtum und immer wieder auch der notwendigen Diplomatie zu einer der führenden Ausbildungsstätten für Weinprofis und –liebhaber formte. Er ging diverse Partnerschaften im Ausland ein und machte ganz nebenbei noch den Wein aus Österreich auf den internationalen Märkten populär. 2016 wurden bei mehr als 750 Seminaren über 15 000 Teilnehmer gezählt. Der Titel „Weinakademiker“, der inzwischen nicht mehr nur in Rust, sondern ebenso in Krems vergeben wird, ist für die Absolventen sehr hilfreich bei der beruflichen Weiterentwicklung.
Pepi Schuller selbst holte als erster Österreicher den begehrten Titel „Master of Wine (MW) und setzte noch eins drauf, als er 2008 als erster Nicht-Brite zum Chairman des „Institute of Masters of Wine“ gewählt wurde. Einige weniger bekannte Schuller-Facetten enthüllte Caro Maurer. Sie verwies auf sein Geburtsjahr 1959, das zu den bedeutendsten Weinjahrgängen des Jahrhunderts gehörte. Sie enthüllte, dass er in seiner Studienzeit (Wirtschaft war das Thema) schon selbst Wein in kleinen Mengen erzeugt hatte und hier eine gewisse Experimentierlust entfaltete. Außerdem habe er das Studium mit dem Verkauf von Wein finanziert. Schuller selbst gestand, dass er kroatische Wurzeln habe. So sei er quasi der erste Kroate, dem der Steinfederpreis zuerkannt wurde. Nicht verübelt wurde ihm, dass er als Fußballfan keinem österreichischen Verein zujubelt, sondern für Barcelona schwärmt. Die Laudatorin wusste auch zu berichten, dass ihm seine Freundin Prof. Dr. Monika Christmann zu seinem 50. Geburtstag vor gut acht Jahren ein Fußballspiel seines Allstar-Teams gegen die Weinelf Deutschland in Geisenheim „schenkte“. Schuller trug sich damals in die Torschützenliste ein; über das Ergebnis wurde indes Stillschweigen vereinbart …
Als Gratulanten bei der Preisverleihung stellten sich neben Preisträgern aus den vergangenen 30 Jahren auch Österreichs Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager und Willi Klinger, Chef der Österreichischen Weinmarketing, ein. Mit dabei war auch die Preisträgerin des Vorjahres, die langjährige „Tantris“-Sommeliere Paula Bosch. Die Preisübergabe nahm Emmerich Knoll, der Vorsitzende der Vereinigung Vinea Wachau, vor. Neben einer großen Urkunde und einem Smaragd-Anstecker gab es für Pepi Schuller 100 Flaschen Wachauer Smaragd-Wein.