Szigeti in Gols: Österreichs Sektmacher feiern Jubiläum

22.04.2016 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Gols) - Sekt ist in Österreich zunehmend ein Thema, auch oder gerade weil vor zwei Jahren die Sektsteuer wieder eingeführt wurde (1 Euro/Liter). Immer mehr Winzer versekten selbst. Namen wie Steininger, Bründlmayer, Loimer, Jurtschitsch machen Langenlois gewissermaßen zur österreichischen Sekthochburg. der Traisentaler Markus Huber und der Steirer Hannes Harkamp stehen ebenfalls für erstklassige Prickler, die es durchaus mit Champagner aufnehmen können. Auch die großen Sektkellereien wie Schlumberger und Co. strengen sich mehr als früher an. Aber ein Betrieb in Gols im Burgenland hat die Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte maßgeblich beeinflusst: die Sektkellerei Szigeti, die 1991 ganz klein startete, konnte kürzlich ihr 25-jähriges Jubiläum feiern.

 

Ein kleiner Flyer in einem Hotel in Neusiedl wurde 1991 bei einem Kurzurlaub erspäht und verlockte zu seiner Fahrt nach Gols. Die Brüder Norbert und Peter Szigeti hatten damals noch nicht viel zu bieten, nur drei Sekte von Grüner Veltliner, Welschriesling und Zweigelt konnten sie vorweisen. Aber es war für die damalige Zeit ungewöhnlich, dass es sich um sortenreinen Sekt handelte. Und was sie zur Probe einschenkten, war bereits richtig gut. Ihr Geheimnis lüfteten sie gern: Neben der Auswahl der guten Grundweine leistete Hefe aus der Champagne gute Dienste bei der zweiten Gärung in der Flasche.

Es sprach sich mit der Zeit herum, was da in Gols vor sich ging. So erwarben sich Peter (51) und Norbert (48) bald auch einen guten Ruf als Versekter für Weingüter. Aktuell verlassen rund 150 000 Flaschen jährlich die Sektkellerei der Brüder und werden in ganz Österreich verteilt. Nicht jeder Grundwein wird akzeptiert. „Unsere Winzer müssen schon ein paar Grundregeln einhalten und dürfen zum Beispiel nicht zu stark pressen, da sonst Bitterstoffe in den Wein und damit auch in den Sekt gelangen“, erläutert Peter Szigeti. Etwa 150 bis 200 Weinerzeuger sind Partner; die Zahl schwankt von Jahr zu Jahr, da manche Produzenten gleich für zwei Verkaufsjahre Sekt abrufen.

Die Eigenproduktion wuchs von Jahr zu Jahr. Sie liegt derzeit bei etwa 600 000 Flaschen in Normalgröße. Hinzu kommt noch die originelle „kleinste Sektflasche der Welt“, gefüllt mit Grüner Veltliner. Die Mini-Buddel, die fast zum Kugelstoßen verleitet, ist mit 0,125 Liter gefüllt. Von ihr werden jährlich 100 000 Flaschen zum Ab-Hof-Preis von 3,20 Euro verkauft; sie ist vor allem in England, Norwegen und Deutschland erfolgreich.

Die Szigetis sind ihrem Prinzip der ersten Jahre treu geblieben. Sie setzen auf sortenreinen Sekt, nur die Palette ist mit Riesling, Welschriesling, Sauvignon Blanc, Traminer, Grüner Veltliner, Chardonnay, Zweigelt, Pinot blanc, Muskat-Ottonel sowie einigen Cuvées erheblich größer geworden. Inzwischen gehört sogar ein Bier zu Kollektion. Und von einigen Füllungen gibt es Großflaschen bis hin zur 15 Liter fassenden Nebukadnezar, gefüllt mit Welschriesling. Außerdem hat man inzwischen Frizzante im Programm.  Und einige Sorten stammen von bestimmten, ausgesuchten Lagen im Burgenland und im Kremstal.

Was die Produkte auszeichnet, ist eine durchgängig gute bis sehr gute Qualität. Bestätigt hat sich das vor knapp drei Jahren sogar bei der Verkostung eines Winzersektes aus Sopron (Ungarn). Der geschmeidige, elegante, gut gereifte Chardonnay gefiel so gut, dass Winzer Kurt Istvan Taschner gefragt wurde, ob er den selbst versektet habe. „Nein, damit war ich bei Szigeti in Gols“, verriet er. Womit klar war, weshalb der Prickler so imponierte…

Zum 25-Jährigen haben die Brüder in Wien gefeiert und ihren Flaschen eine neue Ausstattung gegönnt. Und um den durch die Sektsteuer verursachten leichten Rückgang einzudämmen (5 Prozent sind noch im erträglichen Rahmen), startete man eine Werbekampagne unter dem Motto „Ich will Sekt“. „Wir wollen damit deutlich machen, dass wir uns in Sachen Qualität mit Champagner auf Augenhöhe befinden“, erklärt Peter Szigeti.

Am Rande bemerkt: die Einnahmen aus der Sektsteuer sind offenbar deutlich geringer als erwartet. 35 Millionen Euro erwartete der Staat mal. Nicht mal die Hälfte dessen kam in die Finanzkassen. Da auch die Steuereintreibung Kosten verursacht, gibt es bereits wieder Stimmen in Österreich, die für eine erneute Abschaffung oder Zurückführung auf Null plädieren.