Weinkeller der Superlative
01.08.2015 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (La Chapelle-Bâton) - Ein französischer Weinkenner und Weinliebhaber hat im Laufe seines Lebens eine der größten Sammlungen von seltenen und prestigeträchtigen Jahrgängen zusammen getragen. Im Weinkeller von Michel-Jack Chasseuil in La Chapelle-Bâton, gelegen im Westen Frankreichs, lagern edle Tropfen im geschätzten Wert von über 50 Millionen Euro. Bis heute hat Chasseuil dort 40.000 Flaschen angehäuft. Darunter hunderte Flaschen von Chateau Mouton-Rothschild, Chateau Ausone und Château Lafite.
Im professionell gestalteten und ausgerichteten Keller von Chasseuil finden sich aber auch in samtenen Schatullen seltene Edelsteine. Direkt daneben lagert ein Champagner von 1805, der einst im Besitz von Napoleon war. Gegenüber lagert ein Frapin Cognac von 1893 in trauter Gemeinschaft mit einer der ersten Flaschen von Louis XIII Remy Martin, datiert auf das Jahr 1900.
Es steht wohl außer Frage, dass bisher nur wenige "Glückliche" die Gelegenheit hatten, den Keller in Augenschein zu nehmen, geschweige denn, hier eine Verkostung zu erleben. Dies geschah dennoch, als Chasseuil erstmals für eine Gebühr von 10.500 Euro (pro Person) im Mai diesen Jahres zu einer elitären Verkostung einlud. Dieses Ereignis sog Weinliebhaber aus aller Welt nach La Chapelle-Bâton. Die Times berichtete dazu, dass viele Teilnehmer diesen hohen Einstiegspreis eher als Schnäppchen empfanden, hinsichtlich der wohl ungewöhnlichen Gelegenheit.
"Ich nutze die Gebühren, um ein Weinmuseum mit meiner Weinsammlung zu finanzieren. Mir schwebt eine Art Louvre für Wein vor", skizziert Chasseuil sein Vorhaben. Erst nachdem Chasseuil mit seiner Idee beim französischen Ministerium für Kultur und Landwirtschaft gescheitert war, keimt nun in ihm die Hoffnung, mit den Gebühren für besondere Weinverkostungen sein Ziel zu erreichen. "Zumal es wohl ausreichend betuchte Weinfreunde gibt", meint Chasseuil.
"Die Ablehnung der Behörden verstehe ich nicht. Wein ist das Know How in Frankreich. Meine Weine wären ein Schaufenster der Vergangenheit und der Leistung der französischen Weinnation. Können Sie sich das in Paris vorstellen? Es wäre wunderbar", schwärmt Chasseuil, der hofft, dass ihm sein Vorhaben gelingt. Denn längst haben sich ausländische Investoren bei ihm gemeldet. "Aus China habe ich bereits ein Angebot von 50 Millionen Euro. Die Weine sollen dort in einem Weinmuseum in Beijing ausgestellt werden", erzählt Chasseuil. "Aber ich will, dass dieses Erbe in Frankreich bleibt. Und ich möchte auch nicht wie andere Sammler die Weine an reiche Ausländer verkaufen."
Im vergangenen Jahr wäre fast die ganze Sammlung von Chasseuil in die Hände von Dieben gefallen. Er wurde von maskierten Männern gefangen genommen. Die Gruppe versuchte ihn zu zwingen seinen Keller zu öffnen, der durch besondere Sicherheitsstandards verschlossen ist. Der Angriff auf Chasseuil bescherte ihm einen gebrochenen Finger. Chasseuil schaffte es, den Dieben 180 Flaschen zweitklassiger Weine zu überlassen mit denen diese flohen.